Das Leuchten der Insel
liefen ihr über die Wangen und hingen an ihren langen, dichten Wimpern.
»Na, jetzt zufrieden?«, fragte er.
Janie sah ihn an, schob den Daumen in den Mund und nickte. Sie zog noch nicht einmal die Schwimmweste aus. Sie schien einfach froh zu sein zu wissen, dass sie es konnte, wenn sie es wollte.
»Du weißt, Dad, dass wir bald nach Hause fahren sollten«, sagte Susannah. »Wir haben Mom gesagt, dass wir um vier wieder da sind.« Damit wollte sie weitere mögliche Vorkommnisse verhindern, die seine Stimmung umschlagen lassen konnten.
»Wir haben noch viel Zeit bis zur Heimfahrt. Eure Mutter ist beschäftigt. Sie ist shoppen gegangen. Sie wird es nicht merken, wenn wir erst später zurückkommen.«
Er wischte sich den Mund mit dem Handrücken ab und legte den Kopf mit geschlossenen Augen zurück, um die Wärme der Sonne auf sein gesamtes Gesicht fallen zu lassen.
»Aber wir gehen um fünf zu Tante Tessa zum Essen«, hakte Jon nach. »Henry und ich sollen vor dem Essen noch Blaubeeren pflücken, und ich habe gesagt, dass ich vorher da bin.«
»Verdammt noch mal!« Ihr Vater richtete sich auf und knallte die Bierdose auf das Armaturenbrett. »Ich fahre mit euch Kindern für einen Tag auf den See hinaus, bringe ein Picknick mit, schwimme mit euch, und alles, was ihr könnt, ist euch zu beschweren und zu betteln, dass wir wieder nach Hause fahren. Na gut, dann fahren wir halt nach Hause.«
Susannah nahm Janie auf ihren Schoß und setzte sich auf den gepolsterten Sitz hinten im Boot, neben dem Innenbordmotor. Ihr Dad war wütend, aber wenn sie jetzt einfach nach Hause fuhren, war das gut so. Sie wollte nicht mit ihm auf dem engen Boot gefangen sein, wenn er richtig wütend wurde. Jon saß auf der anderen Seite des Motors.
Ihr Dad zog die Leiter am Heck hoch, startete den Motor und drückte den Gashebel nach vorn. Der Wind war seit dem Morgen aufgefrischt, und es hatten sich kleine glucksende Wellen mit winzigen Schaumkronen auf dem See gebildet. Das Boot sauste über das Wasser und hüpfte auf den größeren Wellen auf und ab. Susannah schloss Janie enger in ihre Arme.
»Nein!«, rief Janie und drückte Susannahs Arm weg.
Ihr Vater schob den Gashebel bis zum Anschlag, und das Boot fuhr noch schneller; es flog regelrecht über das Wasser. Susannah sah ein anderes großes Schnellboot, das ebenfalls mit Höchstgeschwindigkeit fuhr, kurz vor ihnen ihre Bahn kreuzen. Sie erinnerte sich, dass es weiß war, ein großes weißes Boot. Janie winkte, wie sie das bei allen tat. Die Leute auf dem Boot winkten zurück. Susannah sah die weiße Wasserfontäne hinter dem Boot und das Anschwellen der Heckwelle. Und bevor sie Zeit hatte, darüber nachzudenken, krachte ihr Boot mit vollem Tempo auf die Heckwelle.
Der Aufprall riss das Boot in die Luft, hob den Bug des Bootes hoch und immer höher, sodass Susannah einen entsetzlichen Moment lang dachte, das Boot würde sich überschlagen. Janie schoss aus Susannahs Armen. Jon flog durch die Luft und landete neben den Füßen seines Vater auf dem Boden, als sich das Boot wieder senkte. Susannah wurde von ihrem Sitz geschleudert und stieß mit dem Kopf gegen die gepolsterte Kante des Sitzes vor ihr.
»Halt!«, schrie sie ihren Vater an.
Jons Schreie mischten sich mit ihren. Und Janie? – Wo war Janie?
» Halt! «, schrie sie. Sie hechtete auf dem Boden vor und packte das Fußgelenk ihres Vaters. »Daddy, halt an! «
Ihr Vater drosselte das Tempo des Boots.
»Tut mir leid«, sagte er über das Brummen des Motors hinweg. »Ich habe die Heckwelle nicht kommen sehen und habe sie ein wenig zu schnell genommen. Nichts passiert. Ich …«
»Ich kann Janie nicht finden! Ich kann Janie nicht finden!«
Susannah kroch in panischer Verzweiflung in dem Durcheinander aus nassen Handtüchern, Seilen und Wasserskiern auf dem Boden des Boots herum. Ihr Vater blickte sie an, dann Jon und dann auf den Boden. Er riss den Kopf hoch und sah sich um und suchte mit den Augen das Wasser hinter ihnen ab. Susannah richtete sich auf und sah sich ebenfalls um und konnte kurz einen leuchtenden orangefarbenen Fleck auf den Wellen tanzen sehen: Janie in ihrer Schwimmweste.
»O mein Gott, wie konntest du sie loslassen?«, schrie ihr Vater.
Er wendete das Boot in einem weiten Bogen, stieß den Gashebel nach vorn und schoss auf den orangefarbenen Fleck zu.
»Brems ab!«, schrie Susannah. »Du überfährst sie!« Sie stand neben ihm und umklammerte den Metallrahmen oben an der Windschutzscheibe, die Augen
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