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Das Leuchten der Insel

Das Leuchten der Insel

Titel: Das Leuchten der Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen McCleary
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ihrer Haut. Eine Woche später waren die Risse verheilt.

24. Kapitel
    Susannah 2011
    E s tut mir leid«, sagte Susannah zu ihrem Engel aus Metallabfällen. »Es tut mir leid.«
    Sie spürte, dass sie jetzt nicht um Janie, sondern um sich selbst trauerte. Sie erinnerte sich an den Tag, an dem sie im Baum gesessen und sich mit Betty unterhalten hatte. Was hatte Betty gesagt? Irgendetwas über das Betrauern des Verlusts von Möglichkeiten. Der Unfall war lange her. Susannah hatte keine Vorstellung davon, zu wem Janie möglicherweise geworden wäre, wenn sie weitergelebt hätte. Sie wusste nur, dass sie selbst ein völlig anderer Mensch wäre, nämlich jemand, der ihr erheblich besser gefallen würde.
    Die Scheunentür ging auf, und Matt kam herein.
    »Hallo«, sagte Susannah. Sie erhob sich vom Boden, wo sie neben ihrem Engel gekniet hatte. »Es tut mir leid, was ich vorhin gesagt habe. Es war nicht so gemeint. Ich hätte das alles nicht sagen sollen.«
    »Ich bin ein wenig sprachlos«, erwiderte Matt. »Du warst wirklich gemein zu deiner Mutter. Sie ist keine böse Frau, Susannah.«
    »Ich wollte nicht grob zu ihr sein. Ich weiß auch nicht warum, aber sie wirkt auf mich wie ein rotes Tuch.«
    »Vielleicht solltest du mal versuchen herauszubekommen, warum das so ist.«
    »Vermutlich. Es ist wie bei einer Reihe Dominosteine. Meine Mutter macht mich verrückt, und ich mache Katie verrückt. Ich kann es kaum erwarten, Enkelkinder zu haben, damit Katie sie verrückt machen und so das Familienerbe fortführen kann.«
    »Das ist nicht witzig«, entgegnete Matt. »Irgendetwas stimmt nicht mit dir.«
    »Immer liegt es an mir «, sagte Susannah. »Ich gehe rüde mit meiner Mutter um, ich kontrolliere die Kinder zu sehr. Ich bin alles und jedes für dich, weil du nie sagst, was du tatsächlich empfindest.«
    »Hör auf, die Märtyrerin zu spielen. Du machst zahllose Dinge richtig. Aber diese ganze Sache mit Katie, die im vergangenen Jahr begann, hat dich verändert. Du bist zu einer überspannten, überfürsorglichen, verrückten Frau geworden, und du musst damit aufhören.«
    »Verrückte Frau?«, fragte Susannah. »Sag mir, was verrückter ist: meine Kinder zu heftig zu lieben oder Gefahren gegenüber gleichgültig zu sein wie meine Mutter, wie du , und dadurch ihr Leben zu gefährden.«
    »Ich glaub’s nicht!«, stöhnte Matt, der in der Scheune auf und ab ging und schließlich stehen blieb und sie ansah. »Jetzt bin ich schon ›gleichgültig gegenüber Gefahren‹, weil ich nicht an jeder Ecke den Tod lauern sehe? Manchmal ist der Bär, von dem du glaubst, er werde gleich deine Kinder fressen, wirklich nur ein Baumstumpf.«
    Sie standen einander aufgebracht und schwer atmend gegenüber.
    »Ich bin hergekommen, um Katie zu beschützen.«
    »Du bist hergekommen, um vor der Tatsache wegzulaufen, dass Katie erwachsen wird. Du kannst sie nicht beschützen, Susannah. Du kannst es versuchen. Aber du musst auch versuchen zu lernen, mit einer gewissen Unsicherheit zu leben. Du musst ihnen vertrauen. Und du musst uns vertrauen und darauf, dass wir einen ziemlich guten Job gemacht haben, als wir sie großzogen. Du kannst nicht alles kontrollieren, was passiert, weder zu Hause noch hier.«
    »Ich bin keine Idiotin«, sagte sie. »Mir ist das bewusst. Aber von allen Menschen solltest du als Erster verstehen, warum ich überfürsorglich bin, falls ich das denn bin. Das Unvorstellbare geschieht, Matt, und es passiert normalen Menschen wie dir und mir und meiner Mutter. Und es geschieht, wenn man überhaupt nicht daran denkt oder darauf vorbereitet ist oder es erwartet. Und ich will verflucht sein, wenn das einem meiner Kinder widerfährt.«
    Sie sah ihn an, und der Schmerz, der sie verfolgte, seit sie auf Sounder angekommen war, erfüllte ihre Seele.
    » Unserer Kinder«, sagte er, und seine Gesichtszüge wurden weicher. »Susannah, mein Gott. Dein Wachen über unsere Kinder hat sich in eine Art von Selbstkasteiung verwandelt, und das sollte es nicht. Es muss nicht so sein.«
    Sie wandte sich ab. »Ich will nicht darüber sprechen.«
    »Gut«, sagte er. »Weißt du was? Ich habe genug hier.«
    Er drehte sich um und verließ die Scheune, und sie hörte, wie sich die Tür des weißen Cottages öffnete und schloss. Sie folgte ihm.
    Matt marschierte ins Schlafzimmer, zog seine Reisetasche aus dem Schrank, riss die oberste Schublade der Kommode auf, nahm seine T-Shirts, Socken und Boxershorts heraus und stopfte sie in die Tasche. Dann

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