Das Leuchten der Insel
Unebenheit der Straße und jedem Rütteln des alten Kleinlasters auf. Sie hielt und stieg aus.
»Katie, du fährst. Ich glaube, es ist besser, wenn ich neben dir sitzen und Quinn auf meinem Schoß halten kann. Vielleicht kann ich die Stöße abfangen, und es ist dann nicht so schlimm für ihn.«
Katie setzte sich ohne ein Wort hinter das Steuer. Susannah hielt Quinn, der sich heiß anfühlte, fest in ihren Armen, während sie den Zufahrtsweg hinunterfuhren. Katie sprang zwischendurch hinaus, um die Tore zu öffnen und zu schließen. Innerhalb weniger Minuten waren sie an der Straße beim Anlegesteg.
»Du bist gut gefahren, Katie«, sagte Susannah. »Danke.«
»Schon gut, Mom.« Katie erwiderte ernst ihren Blick.
»Wir ziehen hier an einem Strang«, dachte Susannah. »Sie hilft mir.«
Das Wasser in der Bucht war schwarz, kabbelig und trug vereinzelte Schaumkronen, und am anderen Ende der Bucht, wo der Ozean an die Klippen donnerte, sah man die Gischt. Der Himmel war wolkenverhangen, niedrig und grau, wie ein sprungbereites Tier. Dennoch hatte sie die Fahrt nach Friday Harbor mit Jim und Barfuß schon bei schlechterem Wetter als diesem gemacht. Es regnete und war windig, aber die Boote waren so gebaut, dass sie dem standhielten. Sie versuchte, Quinn auf ihren Armen zu tragen, aber er war zu schwer für sie. Also formten sie und Katie gemeinsam einen Sitz mit ihren Armen und trugen ihn, während er seine Arme um ihre Schultern legte, zu dem Metallponton am Ende des Stegs. Katie band das grüne Beiboot los.
»Ich werde rausrudern, das Boot starten und euch hier abholen«, sagte Susannah zuversichtlicher, als sie sich fühlte. Sie hatte das Boot von Barfuß nur das eine Mal gesteuert. Was, wenn es ihr nicht gehorchte? Was, wenn sie gegen den Ponton und ihre Kinder krachte? Was, wenn … Schluss! Du darfst jetzt nicht daran denken.
»Ich komm’ mit dir mit«, sagte Katie. »Vielleicht kann ich helfen.«
Susannah warf ihr einen dankbaren Blick zu. »Gut. Danke. Quinnie? Halt dich hier fest, Schatz. Ich bin in fünf Minuten mit dem großen Boot wieder hier.«
Die EmmaJeanne lag etwa fünfundvierzig Meter weiter draußen an einer Boje vor Anker. Susannah stieg in das Beiboot und begann zu rudern, wobei sie sich bemühte, den Bug direkt in den Wind zu halten. Katie saß ihr gegenüber im Heck. Neben der EmmaJeanne hielten sie an. Katie kletterte an der Seite hoch und beugte sich dann runter, um das Seil des Beiboots zu packen. Susannah kletterte ebenfalls an Bord und sah sich nach dem Ponton um, auf dem Quinn in seinem gelben Regenölzeug zusammengekauert hockte. Er verließ sich auf sie.
Katie fand den Schlüssel sofort in einem blauen Becher, der links vom Steuerrad direkt unter dem Kasten mit der Seekarte in einem Becherhalter steckte. Die EmmaJeanne war ebenfalls ein Albin-Boot, ein etwas neueres Modell als die Gota , aber ihr so ähnlich, dass sie fast wie ihr Zwilling erschien.
Susannah versuchte, sich an die Checkliste für das Starten zu erinnern, die Barfuß mit ihr durchgegangen war. Dort waren der Schalter zum Anschalten der Batterie und der Knopf zum Abschalten der Benzinzufuhr. Der Knopf stand heraus, also musste sie ihn reindrücken, um das Boot zu starten. Sie schloss die Augen und versuchte sich vorzustellen, wie es gewesen war, als Barfuß damals an jenem ersten Tag neben ihr gestanden hatte. Sie legte den Schalter für die Batterie um, drückte den Knopf hinein und drehte den Zündschlüssel um. Der Motor sprang an und begann mit einem gleichmäßigen, beruhigenden Brummen zu tuckern.
Katie sah Susannah überrascht an: »Wow. Du weißt ja tatsächlich, wie man das Boot startet.«
»Danke für die Vertrauensbezeugung.«
»Kannst du es auch steuern?«, fragte Katie mit einem Lächeln.
»Sehr witzig. Kannst du das Beiboot zum Ponton zurückrudern? Ich komm dann und hol euch.«
»Vergiss nicht, den Anker zu lichten.«
»Danke, Chef! Ich werde dran denken.«
Susannah merkte, dass Katie sie hänselte, aber auf eine sanfte Art und in dem Versuch, ihr dabei zu helfen, an all das zu denken, was sie tun musste. Katie stieg ins Beiboot und begann zu rudern, während Susannah das Armaturenbrett studierte. Es gab eine Anzeige für die Drehzahl des Motors, den Öldruck, die Temperatur des Motors und den Tankinhalt. So weit, so gut. Es war genauso wie bei einem Auto.
Sie sah aus dem Fenster. Katie war wieder beim Ponton angekommen. Sie drückte aufs Gaspedal, und das Boot rauschte durch das Wasser. All
Weitere Kostenlose Bücher