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Das Leuchten der Insel

Das Leuchten der Insel

Titel: Das Leuchten der Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen McCleary
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die alten Ängste stiegen wieder in ihr hoch, als sie die unbarmherzig um sie herum, und unter ihr tobenden Kräfte hörte und spürte. Sie zügelte ihre Gedanken, indem sie sich ganz auf eine Sache auf einmal konzentrierte und all ihre Aufmerksamkeit auf die jeweils zu erledigende Aufgabe richtete.
    Sie wendete vorsichtig in einem weiten Kreis und fuhr auf den Anlegesteg zu. Der Wind kam aus Südwest und würde daher auf die Seite des Boots treffen, wenn sie längsseits am Ponton anlegte. Daher war es besser, ihn hinter sich zu lassen und erst in der letzten Minute zu wenden, damit der Wind und die Wellen das Boot nicht zu sehr ins Schwanken bringen konnten. Die Sicht zu behalten, war bei dem gegen die Windschutzscheibe prasselnden Regen allerdings schwieriger, als sie dies in Erinnerung hatte. Irgendwo musste sich ein Schalter für den Scheibenwischer befinden. Aber sie konnte jetzt nicht danach suchen, weil sie ganz damit beschäftigt war, das Boot zu steuern und zu versuchen, sich daran zu erinnern, wie es auf das Steuer in ihren Händen reagiert hatte. Sie spähte durch die regennasse Windschutzscheibe nach den beiden Gestalten, die in ihren gelben Regencapes auf dem Ponton auf sie warteten.
    Wasser und Wind peitschten gegen das Boot. Susannah umklammerte das Steuer mit beiden Händen. Katie stand winkend auf dem Steg, während Quinn weiter hinten kauerte. Susannah wendete das Boot und fuhr im Winkel auf den Steg zu, um nicht seitlich anzulegen, aber das Boot reagierte nicht so schnell, wie sie erwartet hatte. Sie nahm das Gas weg, aber nicht schnell genug, sodass das Boot den Ponton mit einem dumpfen Schlag rammte.
    »Herrje, Mom, du hättest mich umbringen können!«, rief Katie, nachdem Susannah das Boot gewendet hatte. Katie war durch den Aufprall umgeworfen worden und auf ihrem Hintern gelandet, aber der Metallponton und das Boot hatten keinen Schaden genommen. Auch Quinn war nichts geschehen. Allerdings stöhnte er vor Schmerzen auf.
    »Tut mir leid!«, sagte Susannah.
    »Schon gut«, meinte Katie und wischte sich die Hände an ihrer feuchten Jeans ab. »Obwohl ich jetzt völlig durchnässt bin. Denk einfach dran: Es fährt wie ein Boot , okay? Es reagiert nicht so schnell wie ein Auto.«
    »In Ordnung«, nickte Susannah und verdrängte die Angst in ihrem Hinterkopf.
    Katie half Quinn ins Boot. Susannah bestand darauf, dass sie Schwimmwesten trugen, und zog auch selbst eine an. Sie wollte, dass Katie und Quinn nach unten in die Kabine gingen, wo sie sicher waren, aber als sie die Kabinentür öffnen wollte, stellte Susannah fest, dass sie abgeschlossen war.
    »Kate? Weißt du, ob der Schlüssel hier irgendwo ist?«
    »Nein.«
    »Warum ist die Kabine abgeschlossen?«
    »Das weiß ich nicht. Möglicherweise lagert Barfuß da irgendwelche Sachen, an denen sonst niemand rumfummeln soll.«
    »Aber ihr Kinder müsst während der Fahrt in der Kabine sein.«
    »Wir sind auch hier gut aufgehoben, Mom. Siehst du?« Katie half Quinn auf den Sessel gegenüber vom Steuer und rollte dann die schwere Segeltuchplane herunter, die eine Art Rückwand für das Steuerhaus bildete.
    »Okay. Haltet euch bitte beide fest. Ich meine das auch so, Kate.«
    »Ramm bitte nicht noch was«, meinte Katie, nachdem Susannah das Boot zurückgesetzt hatte und dann wieder vorwärts zu fahren begann, weg vom Anlegesteg und hinaus in die Bucht.
    »Zu eurem Glück gibt es nicht viel, was ich rammen könnte, sobald wir draußen in der Bucht sind. Außer andere Inseln, und normalerweise kann ich die sehen, bevor ich auf sie drauffahre.« Das hoffe ich zumindest.
    Katie sah ihrer Mutter prüfend ins Gesicht. »Machst du Witze?«
    »Ich versuche dir klarzumachen, dass ich nicht so extrem inkompetent bin, wie du vermutest, selbst wenn ich gegen die Anlegestelle gestoßen bin.«
    »Gestoßen! Draufgeknallt oder -gekracht trifft es eher«, meinte Katie, aber ihre Stimme klang sanft.
    Sie fuhren aus der Bucht in den ausgedehnten Governor’s Channel. Susannah wusste, dass die Strömungen hier am stärksten und die See am rauesten war. Sie konnte das Wasser fühlen wie ein Lebewesen, das unter ihnen strudelnd anschwoll. Die Bäume am Ufer hinter ihnen beugten sich im Wind. Die Wellen waren nun größer. Sie hielt den Bug des Boots gerade in den Wind. Mit jeder Welle stieg es hoch und senkte sich dann wieder, rauf und runter.
    Susannah umklammerte das Steuerrad mit beiden Händen und versuchte, sich auf das Steigen und Fallen jeder Welle und darauf zu

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