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Das Leuchten der Insel

Das Leuchten der Insel

Titel: Das Leuchten der Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen McCleary
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weil sie in seinem Gewächshaus zwei Marihuanapflanzen gefunden hatten.«
    Barfuß, Quinns neuer bester Freund, baute ebenfalls Pot an?
    »Die Drogenermittler haben die Insel eine Woche vor der Razzia ausgekundschaftet. Mit Sturmgewehren durchstreiften sie die Wälder, in denen meine Enkel spielten. Es war das einzige Mal, dass ich hier Angst hatte. Doch die hatte ich erst anschließend, als ich mir vorstellte, was alles hätte passieren können.« Betty schob sich eine widerspenstige Haarsträhne hinter das Ohr. »Barfuß pflanzt eine kleine Menge Pot an, aber ausschließlich für medizinische Zwecke. Normalerweise hätte er sich um Ralph gekümmert. Aber Ralph hasste Barfuß – sie hatten vor vierzig Jahren einen heftigen Streit wegen des Massakers an der Kent State University –, deshalb wandte er sich nicht an Barfuß um Hilfe, als er krank wurde. Ich glaube, dass das der Grund ist, warum Hood die Sache übernahm. Er hat über die unterschiedlichen Arten von medizinischem Marihuana recherchiert und es in der Scheune angepflanzt, in der wir Salat in Hydrokultur anbauen. Jim und ich haben überhaupt nichts davon bemerkt. Die Jungs kümmern sich um den Salat, und keiner von uns sieht da weiter nach. Wir vermuten, dass er die Samen aus dem Gewächshaus von Barfuß hatte.
    Und bitte – ich weiß, wie beängstigend die Situation mit Katie und dem Jungen und der Trinkerei zu Hause für Sie war. Aber das hier ist etwas anderes. Darüber sind Sie sich doch im Klaren, ja?«
    »Das ist mir klar!«, versicherte Susannah. »Allerdings bin ich froh, dass Sie es mir erzählt haben.« Wieder fühlte sie einen riesigen näherkommenden Eisberg in ihrer Brust – eine unter der Oberfläche der Dinge lauernde Gefahr. »Ich vertraue Ihnen und Jim und Hood.«
    Erst später bemerkte sie, dass sie nicht gesagt hatte: »Ich vertraue Katie.«

13. Kapitel
    Betty 1956
    D as Baby wurde im Ballard General geboren. Betty nannte ihren Sohn James Llewellyn; James, weil ihr der Name gefiel und sie nichts gegen die damit verbundenen Spitznamen hatte, und Llewellyn, weil Richard Llewellyn ihr Lieblingsautor war.
    Sie lehnte alle Betäubungs- und Schmerzmittel ab. Wenn sie nun schließlich doch ein gesundes Baby zur Welt bringen würde, dann wollte sie bei Gott jeden Augenblick davon bewusst erleben. Und nach all den Monaten, die sie im Bett gelegen und sich halbtot und wie jemand gefühlt hatte, der sich zwar bewegte und atmete, aber überhaupt nichts fühlte , war die Geburt wie ein Klaps ins Gesicht, der sie plötzlich in die Welt des Fühlens, Liebens, Hassens und der Fürsorglichkeit zurückbrachte. Bei jeder Wehe schrie sie ihren Zorn über Bill heraus und schlug wütend mit ihren Fäusten auf ihre Naivität ein und weinte über alles, was sie verloren hatte.
    Das Baby wurde nach zehn mühevollen Stunden geboren. Betty betrachtete das zerknautschte Gesicht des kleinen Mannes und seine winzigen Fäuste und empfand eine Woge der Euphorie und der wilden Entschlossenheit, die alles zuvor Erlebte übertraf. »Zum Teufel mit Bill«, dachte sie. »Ich weiß nicht, wie man es macht, verheiratet zu sein.« Sie nahm das Baby hoch und drückte es an sich. »Aber das hier werde ich schaffen.«
    Bill traf zwei Tage später ein. Bobbie hatte der Krankenschwester bereits mitgeteilt, dass es ihm nicht gestattet sei, das Zimmer zu betreten, um Betty oder das Baby zu sehen.
    »Er sieht schrecklich aus«, erzählte ihr Bobbie. »Er ist dünn und hat sich nicht mal die Haare schneiden lassen.«
    »Ich habe ihm immer die Haare geschnitten«, erklärte Betty, »und möglicherweise ist er gleich direkt von der Farm hergekommen, als unser Telegramm bei ihm eintraf. Wir sollten ihn das Baby sehen lassen. Es ist sein Sohn.«
    »Er hätte daran denken sollen, bevor er anfing, jedem vorbeilaufenden Rock hinterherzujagen.« Bobbie hob eine große, in blaues Papier eingeschlagene Schachtel in die Höhe. »Ich habe ihm gesagt, dass er nicht reinkommen kann, aber er hat ein Geschenk für das Baby mitgebracht.«
    Betty riss das Papier auf, öffnete die Schachtel und zog einen Baseballhandschuh, eine Punktetabelle und einen Stift hervor. Bill hatte ein einziges Wort quer über die Punktetabelle geschrieben: BITTE . Betty erinnerte sich an jenen Tag beim Baseballspiel, als er sie ein Teufelsweib genannt und geküsst und ihre Tabelle in kleine Stücke gerissen hatte. Sie dachte an die Woche nach dem Verlust der Zwillinge, als er im Krankenhaus neben ihrem Bett auf dem Boden

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