Das Leuchten der Insel

leisten«, fuhr sie fort, »und den Unterhalt für das Baby und für mich zu finanzieren.«
    »Lieber Gott! Du glaubst, dass ich nichts zum Unterhalt meines Sohnes beitragen werde?«
    »Beruhige dich. Ich will dich nicht beleidigen. Ich bin nur realistisch. Uns gehört eine Farm, die noch nicht mal einen Gewinn abwirft, stimmt’s?«
    »Noch nicht, aber …«
    »Also.«
    »Aber ich habe darüber nachgedacht, zurück nach Seattle zu ziehen«, sagte Bill. »Ich würde die Farm verkaufen und sehen, ob ich wieder für Boeing arbeiten kann.«
    »Niemand wird die Farm kaufen, und all unser Geld ist darin gebunden. Und was lässt dich annehmen, dass du jetzt lieber für Boeing arbeiten würdest als vor einem Jahr? Und was macht dich glauben, dass du deine Arbeitsstelle überhaupt wiederbekommen könntest?«
    Bill schwieg.
    Betty zog erneut an der Zigarette und drehte ihren Kopf zur Seite, um den Rauch von dem Baby wegzublasen. »Ich habe da eine Idee«, sagte sie. Und sie erläuterte Bill ihren Plan:
    Was wäre, wenn sie ihre Ehe einfach als Geschäftsvereinbarung betrachteten? Betty würde mit dem Baby nach Sounder zurückkehren. Und da die Farm kein Geld abwarf und vermutlich auch nie welches abwerfen würde, konnte Bill fortgehen, um in Alaska zu arbeiten oder wo zum Teufel auch immer er wollte, und ihr Geld schicken. Sie würden so viele Hektar Land wie irgend möglich verkaufen, damit Betty die Farm mit nur einer Hilfskraft betreiben konnte. Sie würde genug anbauen, um sich und Jimmy für den größten Teil des Jahres mit Nahrung zu versorgen, und versuchen, durch den Verkauf von Eiern und Ziegenmilch zumindest die Unkosten zu decken. Mit Bills Geld würden sie ihre Schulden abzahlen und über genug Einkommen verfügen, um Sachen für Jimmy zu kaufen oder etwas für ihn zurückzulegen, damit er eines Tages das College besuchen konnte. Solange er fort war, konnte Bill durch so viele fremde Betten ziehen, wie er wollte. Zu Hause aber hatte er die Finger von anderen Frauen zu lassen, um Betty und ihren Sohn nicht in Verlegenheit zu bringen.
    »Wenn du zu Hause auf Sounder bist, kannst du mit Jimmy zusammensein und an seinem Leben teilhaben«, schloss sie ihre Ausführungen.
    Bill fuhr sich mit den Händen durch die Haare. »Du bist verrückt. Ich will das nicht. Es stimmt, dass ich möglicherweise die Insel verlassen muss, um zu arbeiten. Ich kann mit der Farm nicht genug Geld verdienen, und ich wüsste nicht, wie sich das ändern ließe. Du weißt, dass die Fahlstroms ihre Farm verkauft haben und nach Oregon gezogen sind. Corky arbeitet jetzt als Zimmermann. Und die Burnses sind nach Seattle gezogen. Joe arbeitet als Lehrer. Es ist schwer, an einem Ort wie Sounder seinen Lebensunterhalt zu verdienen.«
    »Ich weiß«, sagte Betty. »Aber es ist ein guter Ort, um ein Kind großzuziehen. Also geh und verdiene deinen Lebensunterhalt, wo immer es dir möglich ist.«
    Bill schüttelte den Kopf. »Ich will nicht ständig monatelang weg sein und dich und das Baby allein zurücklassen …«
    »Andere Familien auf Sounder machen das auch«, erklärte Betty. »Paul Duning arbeitet auf den Fangschiffen oben in Alaska. Don MacKenzie arbeitet für diese Dampfschifffahrtsgesellschaft. Seine Frau erzählte mir, er sei in einem Jahr zehn Monate lang weggewesen.«
    Bill setzte sich auf den Stuhl neben ihrem Bett. »Wir sind verschuldet. Wenn ich die Farm nicht verkaufen kann, muss ich mir einen anderen Weg überlegen, an Geld zu kommen.«
    »Dies ist der Weg.«
    Ein langes Schweigen füllte das Zimmer. Schließlich sah Bill auf den beige gefliesten Boden und sagte leise:
    »Ich habe meine Lektion gelernt. Es tut mir mehr leid, als du dir vorstellen kannst. Ich werde keine andere Frau mehr anfassen.«
    »Vielleicht nicht«, meinte Betty. »Aber ich will nicht davon ausgehen oder darauf hoffen, dass du es nicht tun wirst.«
    Bill zuckte zusammen. Er saß lange Zeit schweigend da und starrte aus dem Fenster. Schließlich wandte er sich zu ihr. »Aber das ist keine normale Ehe.«
    »Sie muss nicht normal sein. Sie muss nur für Jimmy normal wirken.«
    Bill beugte sich im Stuhl vor, stützte seine Arme auf die Knie und musterte seinen Hut, den er in den Händen drehte, als würden sich dort irgendwo die Antworten zu seiner gesamten Vergangenheit und Zukunft verbergen.
    »Ich würde mich freuen, wenn ihr, du und das Baby, zurück nach Hause auf Sounder kämt«, sagte er schließlich. »Das ist mehr, als ich erwartet hatte.«
    »Es ist mehr,