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Das Leuchten der Insel

Das Leuchten der Insel

Titel: Das Leuchten der Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen McCleary
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als du verdient hast«, gab Betty zurück. Sie musste sich dagegen wappnen, nicht die Hand auszustrecken und die Haarlocke, die ihm in die Stirn fiel, während er vorgebeugt dasaß, zurückzuschieben und ihre Hand auf seinen Arm zu legen. »Aber es wird gut für Jimmy und für mich sein. Es ist einfacher für mich, auf Sounder zu leben.«
    Er sah zu ihr hoch. »Du bist ein Teufelsweib, Betty. Ich wünschte …«
    »Lass sein«, unterbrach ihn Betty. Das Baby bewegte sich in ihrem Schoß, und sie beugte sich, dankbar für die Ablenkung, zu ihm hinunter. »Das wär’s«, fuhr sie fort. »Also sind wir uns einig. Du wirst dir so schnell wie möglich eine Arbeit suchen, und ich werde Ende des Sommers mit dem Baby nach Sounder ziehen.«
    Bill stand auf. »Gut. Wenn es das ist, was du willst.«
    Betty hielt die Augen weiter auf das Kind in ihrem Schoß gerichtet. »Das ist es, was ich will. Und noch eines: Der Arzt hat gesagt, dass ich nicht noch einmal schwanger werden sollte. Ich hatte das Glück, Jimmy zu bekommen, aber er meint, eine weitere Schwangerschaft sei zu riskant für mich. Da unsere Ehe jetzt eine geschäftliche Vereinbarung ist, will ich sichergehen, dass du verstehst, was Teil dieser Vereinbarung ist und was nicht.«
    Bill blieb lange neben ihrem Bett stehen und musterte sie. »Ich verstehe«, sagte er schließlich, drehte sich um und ging.
    Im September zog Betty zurück nach Sounder. Bobbie, die den gesamten Sommer über versucht hatte, es ihr auszureden, weigerte sich sogar, sie in die Stadt zu fahren, von wo aus ein Bus nach Anacortes fuhr.
    »Ich liebe dich, Betty«, hatte sie erklärt. »Und ich liebe dein Baby. Und deshalb werde ich keinen Finger rühren, um dir dabei zu helfen, zu diesem Mann zurückzukehren.«
    Betty hatte sie angesehen und genickt. Sie konnte nicht erklären, warum sie tat, was sie tat. Sie wusste nur in ihrem tiefsten Inneren, dass Sounder der richtige Ort war, um ihren Sohn großzuziehen, und dass es für sie selbst auch ein guter Ort zum Leben war. Und sie wusste ebenfalls, dass sie nie in der Lage sein würde, sich ganz von Bill zu lösen, und dass diese Vereinbarung zwischen ihnen etwas war, das sie ausprobieren musste. Vielleicht würde sie sich eines Tages scheiden lassen, aber jetzt noch nicht.
    Bill reiste im Oktober ab, um bis Ende März auf einem Fangschiff in Alaska zu arbeiten. Die Bezahlung war gut, besser als sie erwartet hatten. Wenn er jeden Winter einen ähnlichen Betrag verdienen könnte, würden sie innerhalb von drei Jahren schuldenfrei sein. Nick Condon, den sie als Farmarbeiter eingestellt hatten, arbeitete sorgfältig und unermüdlich. Das Wichtigste aber war, dass Menschen, die sie während ihres ersten Jahres auf Sounder erst kennenzulernen begonnen hatte, sofort zu Freunden wurden, als sie mit dem Baby und dem klaren Bekenntnis zu bleiben zurückkehrte.
    Claire MacKenzie, Dons Frau, hatte zwei Kleinkinder und einen Mann, der neun Monate im Jahr fort war. Zu Bettys Überraschung wurde Claire für sie zu der engen Freundin, die sie nie gehabt hatte; zu einer Ersatzschwester, die ihr bei Jims ersten Mittelohrentzündungen und einer Diphtherie zur Seite stand und ihr ihre eigenen Eheprobleme anvertraute. Ihre Offenheit und aufgeweckte Neugier ermutigten Betty, zunächst zögerlich, von ihren Fehlgeburten und von Bill zu erzählen.
    Ellen und George MacPherson, die auf der Nachbarfarm wohnten, waren stets bereit, alle Fragen zum Betreiben der Farm zu beantworten oder sogar mit anzupacken. Lem Jacobsen, ein junger Botaniker, der auf Sounder wohnte, wenn er nicht gerade in der Welt herumreiste, schloss Jimmy während einer Party bei den MacPhersons in sein Herz und kam am nächsten Wochenende vorbei, um vor Bettys Küchentür ein Hochbeet und einen kleinen Garten mit medizinischen Kräutern anzulegen – Beinwell zum Heilen von Schnitten und Kratzern, Lobelien gegen Husten, Kamille gegen Zahn- und Ohrenschmerzen.
    Weihnachten fuhr sie mit dem Baby nach Seattle zu ihrer Familie. Bobbie, Dick und Macy, ihre Mutter, Grammy und Mel – sie alle waren da. Selbst Bobbie musste zugeben, dass sich Betty und Jim gut entwickelt hatten. Die körperliche Arbeit auf der Farm und das Leben auf Sounder hatten Betty gekräftigt, und die Schwangerschaft und das Stillen hatten ihre Hüften und Brüste runder und ihr Gesicht voller werden lassen, sodass sie nun nicht mehr nur Haut und Knochen war. Und Jim war das dickste kleine Baby, das man hier jemals gesehen hatte, obwohl er

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