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Das Leuchten der Insel

Das Leuchten der Insel

Titel: Das Leuchten der Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen McCleary
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einen Blick zu. »Sie sind ein Grübler, nicht wahr? Wie Jim.«
    »Wie Jim?« Susannah war überrascht. Jim wirkte so unbekümmert.
    »Himmel, ja. Warum, glauben Sie wohl, habe ich mich entschlossen, ihn hier großzuziehen? Er denkt zu viel.«
    Susannah schob ihre Hände in die Taschen ihrer Jacke, um sie vor der Kälte zu schützen. »Es ist schwer, sich nicht um Teenager zu sorgen.«
    »Aber es ändert nichts, wenn man sich Sorgen macht. Das sage ich Jim jedes Mal, wenn er wegen Hood unruhig auf und ab geht.«
    Susannah sah sie an. In ihrem Gehirn begannen bereits kleine Alarmglocken zu schrillen. Hood? Der Junge, mit dem meine Tochter jede wache Minute verbringt?
    »Warum? Was hat Hood getan?«
    Betty sah sie an. »Oh, beruhigen Sie sich! Er ist kein schlechter Junge. Sie brauchen sich wegen Katie keine Sorgen zu machen. Er würde niemals so etwas tun wie das, was Sie uns erzählt haben; wie dieser Junge, zu dem sie zu Hause eine Beziehung hatte.«
    »Ich habe nicht gesagt, dass er das tun würde. Aber natürlich bin ich neugierig.«
    »Der typische dumme Kinderkram. Das Motorrad: Er hatte irgendein Video über Motorradspringer gesehen und baute sich selbst eine Rennbahn auf der Kiesgrubenstraße. Er brach sich den Arm und fuhr das Motorrad zu Schrott. Das war im vergangenen Jahr, als er dreizehn war. Ein anderes Mal überredete er Baker, mit ihm ein Rennen in den Golfcarts zu fahren. Sie fuhren zum Crane’s Point hinauf und sind beinahe über die Klippe gerast. Draufgängertum, Dummejungenstreiche. Oder diesen Sommer …« Betty blieb stehen. »Die Menschen hier sehen die Dinge anders. Darum müssen Sie dies im Zusammenhang mit diesem Ort und der Art von Menschen, die hier leben, verstehen.«
    Susannah nickte. Sie blieb ebenfalls stehen, sah Betty an und hörte zu.
    »Hood war eng mit Mary Lou und Ralph Flanagan befreundet, die oben in der East Road wohnten. Ralph ist im Zweiten Weltkrieg Pilot bei der Navy gewesen und hat Hood immer alle möglichen Geschichten erzählt. Im vergangenen Jahr erkrankte er an Krebs und hatte starke Schmerzen. Hood besuchte ihn fast sechs Monate lang jede Woche. Nachdem er gestorben war, schrieb Mary Lou Jim und Fiona einen Brief, in dem sie ihnen dankte für alles, was Hood getan hatte. Sie dachten, sie meinte die Besuche.«
    »Und was war falsch daran?«
    »Eines Tages hielt Mary Lou am Waschsalon und traf dort Fiona. Sie erzählte ihr, dass Ralph ohne Hoods Medizin nicht so lange durchgehalten hätte.«
    »Medizin?«
    Betty warf Susannah einen Blick zu. »Marihuana. Hood hat ein paar Pflanzen unter Lampen in der Scheune angebaut und sie dann zu Ralph gebracht, um seine Schmerzen zu lindern.«
    Dass Katies neuer bester Freund wusste, wie man Pot anbaute, löste ein Panikgefühl in Susannah aus, das sie sofort zu unterdrücken versuchte. Sie selbst hatte noch nie Pot geraucht. Als Kind eines Alkoholikers hatte sie kein Interesse daran, irgendetwas zu tun, was die Möglichkeit barg, ihr Bewusstsein und ihre Persönlichkeit auf die gleiche Weise zu verbiegen, wie es der Alkohol mit ihrem Vater gemacht hatte. Der Kontrollverlust, der in allem steckte, was das Bewusstsein stärker veränderte als ein einzelnes Glas Wein, jagte ihr Angst ein. Zachs gelegentliche Neigung zu Drogen und Alkohol hatte Susannah fast genauso erschreckt wie seine ekelerregende Wette auf Katies Entjungferung.
    Betty seufzte: »Sounder weist eine lange und komplizierte Geschichte im Umgang mit Marihuana auf. Zum größten Teil haben die Menschen hier die Haltung, dass jeder nach seiner Fasson selig werden soll. Aber vor vier oder fünf Jahren zog ein Paar her, das zwei Dutzend Hektar Land auf der Mitte der Insel kaufte. Wir wussten alle, dass sie Nutzpflanzen anbauten, aber wir hatten keine Ahnung, was für welche . Vermutlich benachrichtigte irgendwer den Sheriff, denn eines Morgens führte die Drogenbehörde eine Razzia auf der Insel durch. Es war verrückt.«
    »Wirklich? Die Drogenbehörde hat Sounder durchkämmt?« Susannah konnte sich nicht vorstellen, dass eine Armee von staatlichen Ermittlern auf dem winzigen, abgelegenen Sounder eingefallen sein sollte.
    »Vierundzwanzig Drogenermittler und Polizisten mit Schnellfeuergewehren, kugelsicheren Westen und Tarnanzügen«, bestätigte Betty Susannahs absurd anmutende Vorstellung. »Sie schwärmten über die gesamte Insel aus und fanden sechshundert Marihuanapflanzen auf der Farm von Bob und Alison. Sie legten sogar Barfuß drei Stunden lang Handschellen an,

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