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Das Leuchten der Insel

Das Leuchten der Insel

Titel: Das Leuchten der Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen McCleary
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das schon für sich ein Lohn ist, aber meiner Meinung nach haben Sie mehr verdient.« Er ließ sie los und trat zurück, um für den Fall, dass sie erneut auf ihn losgehen wollte, außer Reichweite zu sein. »Ich werde Ihnen mit solch intimen Vorschlägen nicht noch einmal kommen!«, versprach er.
    »Ich bedaure, Sie geschlagen zu haben«, sagte sie.
    Barfuß verbeugte sich ironisch: »Schon vergeben.« Er bückte sich und hob sein Bandana auf, das auf den Boden gefallen war, und stopfte es in seine Tasche. Dann wandte er sich ihr zu. »Ich habe den Schwimmunterricht genossen. Jim ist ein feiner Junge.«
    In jenem Sommer berührte Barfuß sie nicht noch einmal, und er erwähnte den Vorfall auch nicht mehr. Aber sie konnte wieder und wieder seine Hände an ihren Handgelenken spüren, die Intensität seiner blauen Augen sehen und seine tiefe, kehlige Stimme sagen hören: »Sie haben mehr verdient.«
    Sie schlief nicht gut in jenem Sommer. Und selbst als Bill wieder nach Hause kam, verfolgte sie Barfuß mit seinem gottverdammten blauen Bandana weiter in ihren Träumen.

16. Kapitel
    Susannah 2011
    J im goss drei Finger breit Scotch in jedes der Gläser auf dem Küchentisch und reichte Susannah eines.
    »Lassen Sie uns auf die Veranda gehen und uns dort hinsetzen«, schlug er vor.
    Susannah nahm den Drink und folgte Jim auf die kleine rückwärtige Veranda des weißen Häuschens und setzte sich in einen der ausgeblichenen grünen Schaukelstühle. Es war fast sechs und bereits dunkel. Sie konnte beobachten, wie sich der Himmel über der Silhouette der Tannen von Blau zu Indigoblau und schließlich zu Schwarz verfärbte und die ersten Sterne erschienen. Susannah atmete tief durch. Sie musste immer noch mit Katie, die in ihrem Zimmer war, über deren Gedicht sprechen, aber Jim hatte sie dazu überredet, sich erst einmal zu beruhigen und einen Drink zu nehmen.
    »Machen Sie sich nicht solche Sorgen«, sagte Jim, der sich in dem Schaukelstuhl ihr gegenüber niedergelassen hatte. »Ich glaube nicht, dass Katie Pot raucht. Sie hat das Gedicht geschrieben, um Sie auf die Palme zu bringen.«
    »Das können Sie nicht wissen«, wandte Susannah ein. »Und was ist mit Hood? Ihre Mutter hat mir erzählt, dass er im vergangenen Sommer Marihuana angebaut hat.«
    »Susannah, Hood baut kein Pot an, und er raucht es auch nicht. Die Sache mit Ralph Flanagan war ein einmaliger Sonderfall.«
    »Aber wie können Sie da so sicher sein?«, fragte Susannah.
    »Das kann ich nicht«, räumte Jim ein. »Aber ich vertraue meinem Kind. Er hat mir gesagt, dass er es nicht macht, und ich glaube ihm. Und ehrlich gesagt hat Hood gar nicht so viel Freizeit. Er und Baker müssen jeden Tag neben ihrer Hausarbeit auf der Farm arbeiten. Da ist es kaum vorstellbar, dass er all das tut und sich dann auch noch bekifft.«
    »Ich kenne eine Menge Leute, die nichts dabei finden, Pot zu rauchen«, sagte Susannah. »Aber es ist wie beim Alkohol: Mein Vater hat immer geglaubt, er hätte seine Trinkerei unter Kontrolle. Er hatte keine Ahnung. Ich mache mir Sorgen, dass Katie die Neigung zum Alkohol- oder Drogenmissbrauch geerbt haben könnte.«
    Jim sah sie ruhig an. »Soweit ich es beurteilen kann – als ihr Lehrer in einer sehr kleinen Schule, als ihr Nachbar und als der Vater ihrer engsten Freunde hier –, missbraucht Katie nichts und niemanden bis auf Sie. Das Gedicht war Katies ›Geh zum Teufel!‹; ihre Art, Ihnen mitzuteilen, dass Sie, auch wenn Sie sie hierher gebracht haben, sie dennoch nicht beherrschen können.«
    Susannah seufzte: »Ich weiß.« Langsam nahm sie einen Schluck von ihrem Drink. Da sie sonst nie Scotch trank, musste sie husten. Sie schluckte heftig und räusperte sich. »Aber das muss irgendwelche Konsequenzen haben, selbst wenn es nur ein Gedicht war. Es ist nicht angebracht, so etwas in einem Raum voller Kinder vorzulesen.«
    »Das stimmt.«
    »Ich werde ihr Hausarrest erteilen. Aber es ist schwierig, sie hier im Cottage zu haben, wo sie zu viel freie Zeit hat. Vielleicht sollte sie selbst eine Arbeit haben.«
    »Das ist eine gute Idee.«
    »Aber wo könnte ich sie arbeiten lassen? Brauchen Sie noch zusätzliche Hilfe auf der Farm?«
    Jim zuckte die Schultern. »Nicht wirklich, vor allem nicht zu dieser Jahreszeit. Fragen Sie Barfuß. Er hat sein Gewächshaus, seine Kräuterfarm und das Boot, das er renoviert.«
    »Barfuß?«, fragte Susannah skeptisch.
    »Barfuß ist Botaniker. Er baut zu medizinischen Zwecken zahlreiche Kräuter in

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