Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition)
dort aus kann man den ganzen Strand überblicken.«
»Das klingt wundervoll. Du kennst dich hier wirklich gut aus.«
»Ich war schon einige Male hier. Mein Vater hat ein paar Geschäftsfreunde in Ceylon. Deswegen musste ich hier von Bord gehen, ich treffe hier einen Teehändler.«
»Ach so. Ich soll dir übrigens noch von Adelaide auf Wiedersehen sagen.«
»Richte ihr doch bitte aus, dass ich mich sehr gefreut habe, sie kennenzulernen, und ihr eine angenehme Weiterreise wünsche.« Er hielt Margarets Hand und küsste ihre Fingerspitzen. »Ich hoffe, du wirst diesen Abend in Erinnerung behalten.«
»Das werde ich ganz bestimmt«, hauchte Margaret.
Während sie auf der Küstenstraße dahinfuhren, vorbei an den dunklen Silhouetten der Kokosnusspalmen, die sich vor dem feuerroten Sonnenuntergang abhoben, wies er Margaret auf die Sehenswürdigkeiten Colombos hin.
Margaret war aufgewühlt. Roland war für sie mehr als ein Tischherr beim Dinner und ein Tanzpartner gewesen. Er war der faszinierendste Mann, den sie je kennengelernt hatte. Sie liebte es, wenn er über die Politik des Empire sprach, über die Zukunft der Erzeugnisse seiner Plantage redete, von Schwierigkeiten mit den einheimischen Arbeitern und vom wechselnden Glück bei den Kricketspielen, die er mit den anderen Männern austrug. Roland wirkte immer kompetent und selbstsicher, egal, ob er mit Plantagenbetreibern, Offizieren oder Geschäftsleuten zu tun hatte, und er war sicherlich der klügste Mann, der sich je um sie bemüht hatte.
Roland erhob sein Stengah-Glas und stieß behutsam mit ihr an. »Auf eine ganz besondere junge Frau.«
»Ich habe die Zeit mit dir sehr genossen, Roland.« Sie wollte noch mehr sagen, fürchtete aber, in Tränen auszubrechen oder allzu vereinnahmend zu wirken.
»Du sollst wissen, Margaret, dass deine Gesellschaft mich glücklicher gemacht hat, als ich es mit Worten ausdrücken kann. Glücklicher, als ich je gewesen bin. Du wirst mir lange in Erinnerung bleiben.«
»Du mir auch«, hauchte Margaret.
»Dann könntest du vielleicht etwas in Betracht ziehen.« Er griff in seine Tasche und legte eine kleine, samtene Schatulle vor ihr auf den Tisch. »Margaret, würdest du mir die Ehre erweisen, meine Frau zu werden?«
Margaret schnappte nach Luft, und ihre Hände zitterten, als sie das Champagnerglas absetzte und die kleine Schatulle öffnete. Darin gebettet lag ein Ring, auf dem ein blauer Stein, umringt von Diamanten, funkelte. »Oh, Roland. Er ist wunderschön. Natürlich will ich. Ja, ich will dich heiraten.«
»Wundervoll.« Er nahm den Ring, streifte ihn ihr über den Finger und küsste sie zärtlich. »Dann soll es so sein. Ich hoffe, er gefällt dir«, fügte er hinzu, als Margaret den Ring an ihrer Hand bewunderte. »Es ist ein edler Ceylon-Saphir, ebenso vollkommen wie du.«
»Wunderschön. Und der Ceylon-Saphir wird uns immer an diesen Ort und an diesen Abend erinnern.«
»So hatte ich es beabsichtigt. Jetzt lass uns aber das Essen bestellen, wir müssen noch viel besprechen. Natürlich werde ich noch deinem Vater schreiben und ihn um deine Hand bitten. Das muss alles seine Richtigkeit haben.«
»Heiraten wir in Brisbane?«
»Ich fürchte, das wird nicht gehen. Ich habe gerade meinen Urlaub hinter mir. Nein, du wirst nach Kuala Lumpur kommen müssen. Ist das ein Problem für dich?«
Margaret schluckte. Natürlich hätte sie gerne eine Hochzeit in ihrer Heimat mit all ihren Freunden und Verwandten gehabt und ihren gutaussehenden Ehemann vorgezeigt. Doch sie sagte nur: »Meine Mutter wird bestimmt kommen. Mein Vater hat eine Firma, da wird es bestimmt schwer für ihn, sich die Zeit zu nehmen. Und Bette geht noch zur Schule.«
»Du wirst das schon regeln. Wir kümmern uns später darum. Erst musst du so schnell wie möglich eine Überfahrt nach Singapur buchen.«
»Also heiraten wir in drei bis vier Monaten?«, fragte Margaret atemlos – wie sollte sie nur das Brautkleid und die Ausstattung so schnell herbekommen?
Roland erklärte in ernstem Ton, wie ihr Leben in Utopia, dem familieneigenen Landgut, verlaufen würde. Er sprach von den Verpflichtungen und der Mühsal des Alltags, aber auch von der Gemeinschaft der Arbeiter, die er die Plantagenfamilie nannte.
»Es wird ganz anders sein als dein bisheriges Leben in Australien«, sagte Roland. »Aber das gesellschaftliche Leben dort ist toll, sogar in dieser abgelegenen Gegend. Und auch in Penang und Kuala Lumpur ist der Zusammenhalt groß.« Er tätschelte
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