Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition)
Deck ist.«
Sie stießen auf eine Gruppe, die sich um einen dunkelhäutigen Mann versammelt hatte. Er trug einen hellen Lendenschurz, den er sich, fand Margaret, wie eine Windel umgebunden hatte. Der Mann bedeutete den Umstehenden, Münzen auf die Matte vor seinen geschlossenen Korb zu legen.
»Ist da wirklich eine Schlange drin?«, flüsterte Margaret.
»Zweifellos – eine gefährliche Kobra«, antwortete Roland grinsend.
Als der Mann den Korb öffnete und seiner Rohrflöte einige Töne entlockte, erhob sich eine Schlange, deren breiter Nacken sich über ihrem Kopf wölbte wie eine Haube.
Erneut suchte Margaret an Rolands Arm Halt. »Ich hoffe, sie kommt nicht raus!«
Die Menge kreischte und lachte, als die nun aufgerichtete Schlange sich im Takt der Musik wiegte. »Diese Hindu-Magier haben wirklich beeindruckende Tricks auf Lager«, schmunzelte Roland.
Margaret nickte nur, ohne Rolands Arm loszulassen.
Als die Vorstellung vorbei war, erklärte Roland, er werde an Land gehen, um dort zu frühstücken. Margaret wollte ihn begleiten, obwohl sie schon am frühen Morgen mit Adelaide in ihrer Kajüte Tee getrunken und einen Toast verzehrt hatte.
»Was unternehmen wir hier?«, fragte sie.
»Ich habe versprochen, dir hier alles zu zeigen, also lass dich überraschen«, antwortete Roland. »Erst lasse ich noch mein Gepäck an Land bringen, aber das wird nicht lange dauern. Wir sollten so schnell wie möglich nach Kandy aufbrechen, der alten Hauptstadt im Hochland, dort ist es viel kühler. Und heute Abend, bevor das Schiff ablegt, würde ich dich gerne zum Essen ausführen. Nur wir zwei. Hast du Lust?«
Sie sahen sich lange in die Augen, dann nickte Margaret. »Das wäre wundervoll«. Sie war fest entschlossen, ihm nicht zu zeigen, wie traurig sie über ihre baldige Trennung war. Dass Roland ein nüchtern denkender Mann war, der mit »Gefühlsduseleien« nichts anfangen konnte, hatte sie schon bald begriffen. Daher nahm sie sich vor, nicht so zu werden wie jene Frauen, die Roland als »dumme Heulsusen« abtat, weil sie schon bei der kleinsten Kleinigkeit zusammenbrachen. »Ich mag Frauen, die stark sind und einem nicht ständig eine Szene machen.«
Adelaide war hin- und hergerissen, ob sie in Colombo von Bord gehen sollte oder nicht, doch sie empfand die Gerüche der Stadt als unangenehm und kam zu dem Schluss, dass Margaret in Begleitung des ortskundigen Roland schon nichts zustoßen würde. Und so blieb sie lieber allein an Bord.
Roland hatte, wie auch einige andere Passagiere, ein Auto samt Fahrer organisiert, und nun brachen alle zu der antiken singhalesischen Hauptstadt auf. Bei den kühlen Hügeln angekommen, hielten sie zuerst am Zahntempel, ein Name, den Margaret anfangs sehr komisch fand, bis sie den prachtvoll verzierten Tempel neben einem See zwischen den dunklen, grünen Hügeln sah.
»Und das alles für die Überreste eines Zahns?«
»Buddhas Zahn, meine Liebe«, erklärte Roland. »Das ist ein sehr heiliger Ort.«
»Auf jeden Fall ist es ein hübsches Plätzchen. Und in der Stadt lässt es sich auch aushalten. Viel weniger Bettler.«
»Anfang des 18. Jahrhunderts ließ der letzte singhalesische König Reisfelder zu diesem See ausheben, dem Lake Bogambara«, erklärte Roland. »Ein wahrer Kraftakt. Es ist richtig friedlich hier, findest du nicht auch?«
Sie schlenderten zum See, um die Elefanten und ihre Führer beim Baden zu beobachten. Nach einem Imbiss im eleganten Queen’s Hotel fuhren sie zurück nach Colombo.
»Ich hole dich bei Sonnenuntergang mit einem Fahrer am Schiff ab«, versprach Roland.
Während Margaret ihm nachschaute, wurde ihr bewusst, wie sehr er ihr fehlen würde.
An diesem Abend gab sich Margaret bei ihrer Garderobe große Mühe, mehrmals verwarf sie ihre Wahl, bevor sie sich für ein Kleid aus weichem bedrucktem Musselin entschied. Es zeigte zwar wenig Haut, doch der weite Stoff umspielte verführerisch ihren anmutigen Körper. Wenn sie doch nur so üppiges Haar wie ihre Schwester Bette gehabt hätte! Aber sie machte das Beste draus, steckte sich das Haar hoch und ließ vorne und seitlich einzelne, zu Locken gedrehte Strähnen frei, wie sie es bei Filmstars wie Janet Gaynor und Jean Arthur gesehen hatte.
Roland wartete unten am Landungssteg auf sie, er trug einen weißen Smoking und schwarze Hosen. Der Fahrer hinter ihm hielt die Autotür auf.
»Wo fahren wir hin?«, fragte Margaret.
Er nahm ihre Hand. »Nach Mount Lavinia. Wir essen auf der Hotelterrasse, von
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