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Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition)

Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition)

Titel: Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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aus.
    Krachend öffneten sich die Türen, und noch bevor der zischende Dampf der Lokomotive sich verflüchtigt hatte, sprang Margaret aus dem Zug und winkte mit einem bestickten Taschentuch ihrem künftigen Ehemann zu.
    Mit strahlendem Lächeln kam er auf sie zu und küsste sie auf die Wange. »Margaret, wie schön, dass du da bist. Ich hatte schon fast vergessen, wie bezaubernd du aussiehst.« Er nickte dem Inder hinter ihm zu und sagte: »Hamid, nimm das Gepäck der Memsahibs und bring es zum Auto.« Dann half er Winifred vom Trittbrett des Zuges herunter. »Schön, endlich hier zu sein«, rief sie aus. »Oh, was für ein beeindruckender Bahnhof«, fügte sie hinzu, den Blick auf die imposante Halle mit dem hochragenden Plafond gerichtet.
    »Roland, das ist meine Mutter, Mrs. Oldham.«
    »Sehr erfreut, Sie kennenzulernen, Mrs. Oldham. Ich hoffe, Ihre Reise war nicht zu strapaziös.«
    »Es ging so, würde ich sagen. Aber nenn mich bitte nicht Mrs. Oldham, sondern Mutter oder Winifred.«
    »Wie weit ist es bis zu unserem Hotel?«, fragte Margaret.
    »Ganz nah, es ist das Bahnhofshotel. Ein sehr schönes altes Haus. Ich denke, es wird euch gefallen. Hamid kommt gleich mit dem Auto.«
    »Sieh nur, diese seltsamen Gefährte. Die gleichen haben wir in Singapur gesehen.« Margaret deutete auf die überdachten Fahrräder, die vor dem Bahnhof aufgereiht standen.
    »Sind die auch sicher?«, fragte Winifred zweifelnd, während Roland sie zum Ausgang führte und Margaret sich bei ihm unterhakte.
    »Rikschas sind ein Transportmittel, das ihr unbedingt mal ausprobieren solltet. Sie bringen euch schneller durch den Verkehr als Autos«, erklärte Roland. »Ah, da ist ja Hamid mit Vaters Wagen.«
    Im Hotel gönnten Margaret und Winifred sich erst einmal einen Tee und schmackhafte Sandwichs auf der Terrasse mit Blick auf einen üppigen Garten. Zwei chinesische Kellner in gestärkten Uniformen mit Messingknöpfen standen in Habtachtstellung bereit, um Milch einzugießen und Zucker zu reichen. Mutter und Tochter wechselten einen raschen Blick.
    »In solch gediegenen Verhältnissen werde ich wohl nicht leben«, seufzte Margaret. »Aber es ist schön zu wissen, dass es Orte wie diesen gibt, an denen wir uns richtig wohlfühlen können. Roland sagt, es gibt ein paar exzellente Hotels im Land. Und das E&O Hotel in Penang liegt direkt am Meer.«
    »Ja, aber wie oft wirst du schon von der Plantage weg können? Ich habe den Eindruck, dass ihn seine Arbeit ganz schön auf Trab hält.«
    Auf diese Bemerkung ging Margaret nicht ein, sondern wechselte das Thema.
    »Ich hoffe, Roland hat einen Fotografen für die Hochzeit engagiert«, meinte sie.
    »Das habe ich in der Tat.« Roland, gerade angekommen, nahm seinen Hut ab und setzte sich zu ihnen. »Ich habe mich von einigen Damen, die sich in solchen Dingen auskennen, beraten lassen.«
    »Nun denn, Mutter, jetzt sind wir hier und können uns um all die anderen Details kümmern«, rief Margaret munter.
    »Ich bin mir sicher, du wirst das hervorragend machen, meine Liebe«, beteuerte Roland lächelnd. »Aber hier im Osten läuft manches ein bisschen anders, daher hoffe ich, du wirst auch den Rat anderer Damen beherzigen. Ich schlage vor, ihr richtet euch erst mal in euren Zimmern ein und ruht euch etwas aus, dann treffen wir uns auf einen Aperitif, und beim Essen erkläre ich euch alles Weitere.«
    »Und können wir die Kirche und die Räumlichkeiten für den Hochzeitsempfang sehen? Wir haben auch noch ein paar dringende Einkäufe zu erledigen«, begann Margaret.
    Roland hob seine Hand. »Alles zu seiner Zeit. Das besprechen wir morgen, okay?«
    »Wenn es euch nichts ausmacht, würde ich mich heute Abend lieber ausruhen. Ich bin wirklich müde und werde mir das Essen aufs Zimmer bestellen. Außerdem könnte ich mir vorstellen, dass ihr zwei ganz gern allein wärt«, schmunzelte Winifred. »Ihr habt euch eine Menge zu erzählen.«
    »Danke, Mutter«, sagte Margaret verlegen.
    Roland sah auf seine Uhr. »Ich habe noch ein paar geschäftliche Dinge in der Stadt zu erledigen, aber ich hole dich dann um fünf hier ab.« Er küsste Margaret auf die Wange und nickte noch einem Bekannten zu, wahrend er das Hotel verließ.
    An diesem Abend chauffierte Hamid Margaret und Roland zu einem kleinen europäischen Restaurant in einer Straße, in der es vor Lokalen geradezu wimmelte. Auf der einen Seite befanden sich die Stände von Straßenhändlern, die über offenem Feuer in zischenden Woks ihre Speisen

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