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Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition)

Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition)

Titel: Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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war, von Bord zu gehen, beäugte Winifred den Singapore River mit all seinen komischen kleinen Booten, Schiffen und Frachtern. Vor den Lagerhäusern waren alle möglichen Schiffsladungen gestapelt. Im dichten Gedränge auf den Kais trugen chinesische Tagelöhner mit Schirmmützen Stangen mit großen schweren Körben, während indische Kofferträger Karren mit Reisegepäck schoben und Rikschafahrer um Kundschaft buhlten. Flanierende Europäer, die mit ihren frisch gestärkten Uniformen oder Leinenanzügen aus der Menge herausstachen, begleiteten gut gekleidete Damen mit Sonnenschirmchen in den Händen. Wie Margaret vom Deck aus beobachtete, nickten sich viele von ihnen zu und tauschten Höflichkeiten aus.
    Winifred fächelte sich Luft zu und fragte sich, in was für einer Welt sie da gelandet war und wie sie das auch nur für diese kurze Zeit überstehen sollte.
    Indes schien Margaret ziemlich gelassen inmitten dieses Durcheinanders. Mit Hilfe des Chefstewards fand sie einen indischen Taxifahrer.
    »Der Mann ist ehrlich und zuverlässig, Miss. Er wird Sie zu dem Dock bringen, von dem der Küstendampfer nach Port Swettenham ablegt, und er wird Ihnen auch mit dem Gepäck behilflich sein, das schon vorausgeschickt worden ist.«
    Gemächlich schlängelte sich das Taxi durch das Gewimmel von Rikschas, Pferdewagen, Karren, Fußgängern und Autos.
    Als sie an dem betreffenden Dock ankamen, lehnte Margaret sich zu ihrer Mutter hinüber und flüsterte: »Mal ehrlich, glaubst du nicht auch, dass er einen ganz schönen Umweg gefahren ist?«
    »Mach dir nichts draus, gib ihm einfach, was er verlangt, und wir kümmern uns um unser Gepäck«, antwortete Winifred mit schwacher Stimme.
    »Wenn du dich ein bisschen ausgeruht hast, fühlst du dich besser. Unser Dampfer nach Port Swettenham geht um vier Uhr nachmittags, und dann steht uns morgen nur noch eine kurze Zugfahrt nach Kuala Lumpur bevor. Wir haben großes Glück, dass wir keine längere Wartezeit in Singapur haben und gleich mit dem Küstendampfer weiterfahren können«, sagte Margaret.
    »Ja, aber trotzdem, Reisen ist mir eine Qual«, seufzte Winifred. »Aber ich muss wirklich sagen, du hast das alles hervorragend gemeistert, Margaret. Ich bin beeindruckt, wie du das organisiert hast. Nur schade, dass Roland uns nicht schon hier treffen konnte.«
    »Er wird uns wie geplant am Bahnhof von Kuala Lumpur abholen, Mutter.«
    Ihre Kajüte auf dem kleinen Dampfer war komfortabel, die Besatzung und die anderen Mitreisenden erwiesen sich als sehr freundlich. Als bekannt wurde, dass Margaret zu ihrer Hochzeit unterwegs war, wurden Toasts ausgebracht und Glückwünsche ausgesprochen. Die beiden Frauen schliefen hervorragend. Nach einem herzhaften Frühstück liefen sie um acht Uhr im Hafen von Port Swettenham ein. Margaret hatte das Festland von Malaya erreicht.
    Als der Zug den Bahnhof verließ, blickten Mutter und Tochter durch das Abteilfenster auf den von geschäftigem Treiben erfüllten Hafen zurück. Rasch kamen sie in ländlichere Gegenden. Sie passierten Dörfer mit kleinen rotbedachten Geschäften, vor deren Türen vielfarbige Waren aufgebaut waren und auf deren Ladenschildern chinesische Schriftzeichen prangten. Dann folgten Reisfelder, kleine Städte und ein Stück Dschungel, wo sie einen Blick auf strohgedeckte Hütten erhaschten und einen fahrradfahrenden Mann in einem Sarong, eine mit Körben beladene Frau und spielende Kinder an einem Fluss sahen. Herumstreunende Hühner scharrten auf einer roten ungeteerten Straße nach Körnern. In den größeren Orten herrschte ein Gewimmel aus Rikschas, Fahrrädern und Autos. Beladene Kutschen und Karren wurden von Pferden, Ochsen und Büffeln gezogen. Winifred empfand das alles als schmutzig und übelriechend, aber Margaret schien sich nicht daran zu stören.
    Da sie wusste, wie ihre Mutter sich fühlte, schob sie jedes Unbehagen ihrerseits beiseite und versuchte optimistisch zu bleiben. Sie vermutete, dass sie sich eher selten, wenn überhaupt je, in so verkommenen Gegenden aufhalten würde, wie sie der Zug gerade passierte. Schließlich hatte Roland ihr einen gehobenen Lebensstil versprochen, aber auch offen über die Abgeschiedenheit ihres neuen Wohnortes berichtet.
    Margaret war sehr erleichtert, als der Zug in den Bahnhof von Kuala Lumpur einfuhr und sie sogleich Rolands hochgewachsene Gestalt auf dem Bahnsteig erblickte. Sie zeigte ihn ihrer Mutter. In seinem weißen Leinenanzug mit dem Tropenhelm in der Hand sah er blendend

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