Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition)
aus, Margaret. Ich bin so froh, dass wir uns für diesen Du-Barry-Schnitt entschieden haben. Er wirkt elegant und nicht zu streng. Und wenn man die Schleppe abnimmt und es ein bisschen umarbeitet, kannst du es als Abendkleid tragen.«
»Du siehst auch bezaubernd aus, Mutter. Ich finde deinen Hut großartig. Ich muss mir mehr Hüte zulegen, die braucht man bei diesem Klima.«
»Dieses Stück ist tadellos gearbeitet, und zudem in so kurzer Zeit«, stellte Winifred fest, als sie Margarets cremefarbenes und nach der allerneuesten Mode geschneidertes Seidensatinkleid befühlte. »Jetzt fehlt nur noch der Schleier.«
Die beiden Hochzeitsdamen befestigten den bodenlangen Seidentüllschleier an Margarets gewelltem Haar, das mit einem kleinen krönenden Perlendiadem hochgesteckt war. Dann zogen sie das kurze Ende des Schleiers behutsam über Margarets Gesicht.
Winifred hielt den Brautstrauß ihrer Tochter, ein Arrangement aus prächtigen tropischen Lilien, Fackel-Ingwer und Orchideen, während Margaret den Saum des Kleides über ihren Seidenschuhen anhob und zu dem bereitstehenden Wagen ging, gefolgt von Thelma, der Tochter des Bezirksverwalters, die als Brautjungfer fungierte und ihre lange Schleppe trug.
Neben dem Auto wartete Dr. Hamilton, den Brautvater vertretend, in einem strahlend weißen Sakko mit einer kleinen roten Rose im Knopfloch. Er verbeugte sich und bot Margaret seinen Arm. »Sie sehen himmlisch aus, meine Liebe. Außerordentlich elegant. Was für ein hinreißendes Paar Sie und Roland abgeben werden! Sind Sie nervös?«
»Ganz und gar nicht«, antwortete Margaret mit fester Stimme. »Sie sind zu liebenswürdig, Dr. Hamilton.«
»Mir tut nur Ihr Vater leid. Es ist hart, wenn man die Hochzeit seiner ältesten Tochter verpasst.«
»Es werden ja eine Menge Fotos gemacht, und er wird ja eines Tages Gelegenheit haben, meine Schwester ihrem Bräutigam zuzuführen«, meinte Margaret. »Ist in der Kirche alles bereit?«
Doch Winifred traten Tränen in die Augen, als sie daran dachte, was ihr Gatte verpasste und wie stolz er auf seine älteste Tochter wäre, wenn er sie jetzt sehen könnte.
Dr. Hamilton fasste Winifred am Arm. »Bitte grämen Sie sich nicht. Roland ist ein ausgezeichnetes Organisationstalent, Mrs. Oldham. Und Sie sehen auch ganz famos aus. Sie und Thelma können in diesem Wagen sitzen, Margaret und ich fahren hinterher.«
Als die Wagen vor der St. Mary’s Church vorfuhren, warteten Roland und sein Freund Gilbert bereits drinnen. Roland, elegant und gepflegt, mit bleistiftdünn gestutztem Schnauzer, modischem Haarschnitt, manikürten Nägeln und einem breiten, wohlwollenden Lächeln auf den Lippen, sah zu, wie Margaret durch den Mittelgang schritt. Später schwärmte er, mit ihrer großgewachsenen Statur, dem kleinen Diadem und der Schleppe habe sie wie eine Königin ausgesehen.
Nach der Zeremonie posierte das Brautpaar mit den Freunden und Angehörigen draußen vor der Kirche für den Fotografen. Weitere Fotos wurden vor dem schicken Peninsula Hotel geschossen, ehe sich die Hochzeitsgesellschaft zum Empfang in den festlichen Tanzsaal begab. Winifred staunte über die große Gästeschar und stellte fest, dass man ihr einen Platz neben Rolands Vater zugewiesen hatte.
Eugene Elliott war ein höflicher, wenngleich etwas förmlicher Gentleman vom alten Schlag. Er hielt sich nicht mit Smalltalk auf, sondern beantwortete Winifreds schlichte Frage »Wie sind Sie ins Kautschukgeschäft gekommen, Mr. Elliott?« mit detailreichen Ausführungen.
»Die Briten haben in Malaya Kakao und Kaffee angebaut, bis die Pflanzen von einer Krankheit befallen wurden, die einen Großteil der Ernte vernichtete. Daraufhin sahen sich einige Pflanzer nach neuen Betätigungsfeldern um. Sie waren hier zu Hause und hatten sich etwas aufgebaut, deshalb wollten sie nicht in die alte Heimat zurückkehren.«
»Aha«, meinte Winifred zwischen zwei Löffeln Windsorsuppe. »Und dann?«
»Vor etwa sechzig Jahren schmuggelte ein Spitzbube Kautschukbaumsamen aus Brasilien hinaus. Diese überließ er den Kew Gardens in London, und ein paar der Schösslinge pflanzte man in Ceylon und Malaya an, um zu sehen, wie sie sich entwickeln. Der Resident von Perak war Amateurbotaniker und ermunterte die Pflanzer, ihre Plantagen auf Kautschuk umzustellen. Bei uns lungerten eine Menge ceylonesischer Arbeiter herum, an Arbeitskräften und gerodetem Land mangelte es nicht. Und so begann die Erfolgsgeschichte des Kautschuks in Malaya,
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