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Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition)

Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition)

Titel: Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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Ende dreißig, der seinen Bart merkwürdigerweise zu einer schmalen Linie um Kinn und Oberlippe rasiert hatte, und Barry, der die Reise filmen sollte. Barry war ein Australier Mitte vierzig, der in Bangkok für eine Bildagentur arbeitete.
    »Waren Sie schon mal im Landesinneren?«, fragte er.
    »Nein, ich freue mich schon sehr darauf«, erwiderte Julie.
    »Ich hoffe, Sie wissen, worauf Sie sich einlassen. Wir übernachten nämlich ein paar Tage in einem Langhaus«, sagte Matthew.
    »Ja, und meine Cousins haben mich perfekt ausgerüstet.« Julie wandte sich an Shane. »Vielen, vielen Dank, dass du mich hergefahren hast. Ich melde mich, sobald ich aus Sarawak zurück bin.«
    »Wir werden sie hüten wie unseren Augapfel«, versicherte ihm David und legte Julie den Arm um die Schultern.
    »Danke. Und Julie, wenn du wiederkommst, schicken wir Ramdin, damit er dich abholt. Viel Spaß.«

    Der Flug nach Kuching dauerte nicht lange. Als sie sich der Küste von Borneo näherten, erblickten sie zahllose Sampans und Fischerboote auf dem Südchinesischen Meer. Hinter den Mangroven und dem Watt begann undurchdringlicher Dschungel, der sich wie eine grüne Häkeldecke über Täler und Gipfel legte. Hie und da war ein Rinnsal schlammigen Wassers zu sehen, das auf das braune Meer zuströmte. Kleine Dörfer auf Pfählen klammerten sich an den Küstenstreifen, die Einbaumkanus vor den Hütten bildeten die einzige Verbindung zur Welt jenseits des Regenwalds. Aber an manchen Stellen trat wie eine schwärende Narbe, ein in die grüne Decke gerissenes Loch, die blanke Erde zutage. Wie Streichhölzer lagen gestapelte Stämme auf dem roten Boden. Dann erblickte Julie silbern glänzende Blechdächer, eine Straße mit winzigen Fahrzeugen und schließlich die Stroh- und Ziegeldächer einer Kleinstadt. Kurz danach zog das Flugzeug Kreise über der Stadt Kuching.
    Auf der Fahrt nach der Landung sah Julie, dass den breiten Fluss, der die Stadt teilte, eine Promenade säumte und sich Schiffe und lange Prahme am Kai drängten. An mehreren Straßen reihten sich Hochhäuser neben Geschäften und Hotels, aber hie und da sah man auch alte Wohnhäuser mit Läden und weiße Kolonialbauten, während vom Zentrum aus die Zersiedlung des Umlands voranschritt. Julie verliebte sich sofort in die kleine, malerische, vom Dschungel umgebene Stadt.
    »Schön ist es hier. Und auch sauber«, bemerkte Julie.
    »Einer meiner Lieblingsorte«, erwiderte David. »Die weißen Radschas, wie die Familie Brooke genannt wurde, haben hier hundert Jahre lang bis zur Invasion der Japaner wie Könige regiert. Dem ersten Radscha, Sir James Brooke, wurde Sarawak zur Nutzung überlassen, und seine Familie errichtete eine Art absolutistische Herrschaft mit eigener Währung, Briefmarken und einer Flagge. Sie waren hier sogar Herr über Leben und Tod. Nach dem Krieg übergab der dritte Radscha Charles Vyner Brooke dann Sarawak an die Briten, und nach der Unabhängigkeit wurde es Teil von Malaysia. Viele der imposanten Kolonialgebäude entstanden unter Sir Charles Brooke, dem zweiten Radscha.«
    Sie passierten das monumentale weiße Gerichtsgebäude, wo sich ein heller Säulengang über ein Bodenmosaik wölbte. Julie konnte es kaum erwarten, die seltsame Stadt zu erkunden. Sie sah interessante Läden und roch den Duft von Gewürzen. Die Flusspromenade erschien ihr höchst verlockend.
    »Sieh mal!«, rief sie, als das Taxi eine spektakuläre Katzenstatue mit Brunnen umrundete.
    »Kuching heißt auf Malaiisch Katze«, erklärte Matthew. »Jedes Souvenir, das man hier bekommt, stellt entweder eine Katze oder einen Orang-Utan dar.«
    »In Brisbane hast du versprochen, mir Orang-Utans zu zeigen, David. Leben noch welche draußen im Dschungel?«, fragte Julie.
    »Du hast beim Anflug den Holzeinschlag gesehen«, sagte Matthew. »Außerdem rauben ihnen die Palmölplantagen jenseits der Grenze im indonesischen Kalimantan ihren Lebensraum. Orang-Utans sind Vegetarier, sie brauchen eine Menge reife Früchte, Samen, Nüsse und Rinde. Mit anderen Worten, sie brauchen viele Bäume, um zu überleben, doch ihre Wälder werden im Eiltempo zerstört. Wilderer und illegale Abholzung verschlimmern die Lage noch.«
    »Aber es gibt sie doch noch«, sagte Julie. Sie hatte nicht damit gerechnet, auf dieser Reise Menschenaffen zu sehen, aber nun konnte sie es kaum erwarten.
    »In den Schutzgebieten und den Auswilderungszentren von Borneo und Sumatra, die seit den achtziger Jahren aufgebaut werden, sind die

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