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Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition)

Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition)

Titel: Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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Orang-Utans die große Touristenattraktion.«
    »Nicht weit von hier gibt es ein phantastisches Schutzgebiet. Ich habe dort gefilmt«, sagte Barry. »Da könntet ihr hinfahren.«
    Julie schüttelte den Kopf. »Unglaublich. Ob Großtante Bette wohl auch in Kuching war?«
    »Bestimmt. Es ist das Tor zum Land der Iban – droben in den Hügeln.«
    »Wie kommen wir eigentlich zu den Iban?«
    »Ich habe ein Boot bestellt, ein Freund wird uns flussaufwärts bringen«, sagte David. »Aber wir legen hier erst einmal einen Tag Pause ein. Kuching ist sehr schön.«

    Den Abend verbrachten die vier an der gut besuchten Uferpromenade. Hier gingen Familien spazieren, Kinder spielten auf den Rasenflächen, und Gäste saßen in Cafés und Restaurants mit Blick auf den Fluss. Julie und ihre Begleiter aßen in einem kleinen schicken Bistro, das mit Bildern aus der Zeit der weißen Radschas dekoriert war. Die Polster der Rattanmöbel waren mit Batikstoffen bezogen, an den Wänden hingen Fächer und ein Dayak-Kopfputz. Auf der Speisekarte standen einheimische Spezialitäten neben den üppigen Gerichten der Kolonialherren. Zwar war die Luftfeuchtigkeit hoch, das Wetter insgesamt aber erträglich.
    Als sie später über die Promenade schlenderten, spiegelten sich funkelnd die Uferlampen im Fluss. An den Imbissbuden standen Kunden Schlange, Pärchen und einige Touristen saßen auf den Bänken und genossen den Ausblick auf das moderne Parlamentsgebäude, den Palast der Radschas und das alte Fort.
    »Radscha Sir Charles Brooke benannte die Festungen in Sarawak gern nach weiblichen Familienmitgliedern. Die dort drüben heißt Fort Margharita. Außerdem gibt es Fort Alice und Fort Sylvia, die anderen Namen sind mir entfallen«, erklärte David mit einem Lächeln.
    In den kleinen Geschäften und auf den Märkten der Altstadt am anderen Ufer herrschte reger Betrieb. Während sich die Männer in einem Café im Park ein Bier bestellten, machte Julie einen Ladenbummel und entdeckte sofort Musterbeispiele für Touristenkitsch. Vor den meisten Läden standen Tische mit T-Shirts, auf denen Kopfjäger und Orang-Utans prangten. Es gab auch Spielzeug-Orang-Utans aller Art, Pseudoblasrohre, Sarongs, Imitate der feinen handgewebten Stoffe der Iban-Frauen, Gemälde von Langhäusern und Bildbände über den Dschungel von Sarawak und die »Waldmenschen von Borneo«. Reizüberflutung pur.
    Am nächsten Tag entschied sich Julie für einen Museumsbesuch, während die anderen letzte Reisevorbereitungen trafen. Das Museum im Kolonialstil erhob sich inmitten von Rasenflächen auf einer kleinen Anhöhe. Seine Existenz verdankte es ebenfalls Sir Charles, dem zweiten weißen Radscha. Als Julie eintrat und die übervollen Räume sowie das ausladende, von Glaskuppeln erhellte Treppenhaus sah, wünschte sie, sie könnte Tage hier verbringen.
    Ein freundlicher Aufseher erklärte ihr, dass im Erdgeschoss die naturhistorische Sammlung untergebracht war, während im ersten Stock ethnologische Exponate zu sehen seien: Modelle von Langhäusern der verschiedenen ethnischen Gruppen Sarawaks, Musikinstrumente, Fisch- und Tierfallen, Kunsthandwerkliches, Bootsmodelle, zeremonielle Kleidung und Ausgrabungsfunde. Einfach zu viel für einen Besuch.
    In einem nachgebauten Raum eines Langhauses oder Rumah Panjai kauerte sich Julie auf eine gewebte Matte und betrachtete Fotos, die zeigten, wie solch ein Gebäude innen aufgeteilt war. Eine lange Wand bildete die Längsseite des Hauses und diente als eine Art Korridor und Gemeinschaftsveranda. Abgegrenzte Trakte boten Wohnraum für Familien. Feuerstellen zum Kochen befanden sich sowohl im Korridor als auch in einem angrenzenden Bereich, der über einen Steg zu erreichen war. Die Fotos vermittelten nur einen vagen Eindruck vom Leben in einem Langhaus, erregten aber Julies Neugier. Sie wollte jetzt unbedingt mehr über Stämme wie die Iban wissen.
    Hatte ihre Großtante einst in einem verrauchten Langhaus irgendwo in Sarawak gesessen und mit diesen Menschen gesprochen, die man früher Dayak nannte und die als Piraten und Kopfjäger gefürchtet waren? Julie wünschte, sie hätte vor ihrer Abreise Zeit gehabt, Bettes Buch zu holen, das noch bei ihrer Mutter lag.
    Zuletzt entdeckte sie noch den Museumsbuchladen, der sich als wahre Fundgrube erwies. Die Frau an der Theke, die Ende vierzig sein mochte, war womöglich halb Malaiin, halb Iban – mit ihrer olivenfarbenen Haut, den dunklen Knopfaugen, der kleinen flachen Nase und den glatten

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