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Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Titel: Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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Kirchentür aus Holz war nur angelehnt. Er stieß sie auf und ließ
    ihr den Vortritt in den großen, hohen, lang gestreckten und weiß gekalkten
    Raum, in den durch schmale Fenster aus buntem Glas das milde Abendlicht
    hereinfiel. Die Kirche hätte auch irgendwo zu Hause stehen können, dachte Emma.
    Nie hätte sie eine solche Kirche mitten in der Wüste erwartet. Auf dem
    Steinboden standen Holzbänke und vorn, auf einem Podest, erhob sich der Altar,
    ein schlichter, aber massiver Tisch, und rechts davon, an der Wand, stand
    tatsächlich ein Harmonium. Doch dann sah sie das andere, das, was den Eindruck
    eines friedvollen Gotteshauses zerstörte: Das Holzkreuz, dessen Umrisse man
    noch an der weißen Wand konnte, lag zerschlagen neben dem Altar. Und jemand
    hatte mit roter Farbe „SATAN“ an die Wand gepinselt. Emma erschauerte. Sie
    drehte sich zu Paul um, der mit versteinerter Miene hinter ihr stand.
    „Was ist da geschehen?“, flüsterte sie, und doch hallten ihre
    Worte durch den großen Raum. Anstatt zu antworten, ging Paul zum Altar, kniete
    kurz nieder, hob die Teile auf und legte sie auf dem Boden wieder zu einem
    Kreuz zusammen. „Wir brauchen
    Kalk“, sagte Emma „Eric weiß sicher, wo man welchen findet.“ Paul reagierte
    nicht. „Paul, komm!“ Als er sich noch immer nicht regte, ging sie zu ihm, nahm
    seine Hand und zog ihn hinaus. Draußen stand Petrus, als hätte er auf sie
    gewartet. „Warum habt ihr das getan?“ Sie konnte ihre Wut und Enttäuschung
    nicht unterdrücken. „Niemand dort gewesen“, sagte er mit seiner sanften, leisen
    Stimme. „Haus von Gott.“ „Warum habt ihr dann das Kreuz zerschlagen?“, fuhr sie
    ihn an. „Gott wohnt nicht mehr da.“
    Emma erwartete, dass
    Paul seinem Zorn freien Lauf ließ, ja, sie hätte sich nicht gewundert, wenn er
    Petrus gepackt und geschüttelt hätte, doch er sah ihm nur fest in die Augen,
    bis dieser den Kopf senkte und zurück zu den Hütten trottete. „Sie werden Gott
    kennen lernen“, sagte er, und es klang wie eine Drohung. „Der Friedhof ist dort
    hinten, hat John gesagt.“ Er zeigte zu einem flachen kleinen Gebäude hinter der
    Kirche. Sie ging mit ihm.
    Hinter dem Gebäude, das
    wohl als Schmiede gedient hatte - Emma konnte im Vorbeigehen die große
    Feuerstelle, einen Amboss, Hammer und Zangen und ein paar Hufeisen erkennen -,
    war ein Stück Erde mit einem
    rostigen Draht eingezäunt. Emma zählte fünf grob behauene Grabsteine, die in
    der untergehenden Sonne lange Schatten warfen. Sie beobachtete Paul, wie er von
    Grabstein zu Grabstein ging und die Namen entzifferte. Sie folgte ihm und las
    den Namen der Frau des ersten Missionars, die vor dreißig Jahren hier beerdigt
    worden war. Helene Sauerbier. Zwei weitere deutsch klingende Namen entdeckte
    sie, die sie jedoch noch nie gehört hatte; auf den anderen beiden Steinen
    konnte sie Johannes und Lukas lesen. Es waren sicher getaufte Eingeborene,
    dachte sie, vor zwanzig Jahren verstorben.
    „Ich verstehe nicht
    ...“, murmelte Paul und blickte dabei über die Gräber. Emma wusste, was er
    suchte. „Kanntest du sie?“, fragte Emma. „Wen?“ „Margarete?“ Er lachte kurz
    auf, es war ein seltsames Lachen, unecht, nervös, dann wanderte sein Blick über
    das Land zu den in den im Abendlicht violett schimmernden Bergen. „Nein, ich
    kannte sie nicht.“ Ohne sie anzusehen, drehte er sich um. Emma blickte ihm
    nach, wie er mit behäbigen Schritten zwischen den Büschen neben der Schmiede
    hindurchging. „Paul!“ Sie lief hinter ihm her. „Paul!“ Verwundert und müde sah
    er sie an. „Glaubst du ...“ Sie rang nach Luft, als sie ihn erreicht hatte. „Glaubst
    du, dass ...“ Sie fürchtete sich davor, es auszusprechen. „... dass Margarete
    und Hermann Weiß von den Eingeborenen ermordet wurden?“ Wie taub stand Paul da,
    ganz in seine Gedanken vertieft, in die er niemanden einweihen wollte. „Paul!
    Ich will jetzt wissen, was du weißt!“ Lange sah er sie an, seine Augen schienen
    etwas in ihr zu suchen, aber sie fanden es nicht, denn schließlich seufzte er
    leise und wandte sich zum Gehen. „Paul!“ Doch er drehte sich nicht mehr um.
    Hinter der Kirche konnte
    sie die runden Hütten aus Flechtwerk erkennen. Rauch von den Lagerfeuern stieg
    auf, und Gesänge drangen heran. Sie ertappte sich dabei, wie sie die Zahl der
    Eingeborenen gegen ihre Zahl aufrechnete. Fünfzehn gegen fünf, ohne Martha
    sogar nur vier ... Sie hatten Speere ... und sie ... Sie

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