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Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Titel: Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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weiter, als ob es dieses Zwischenspiel gar nicht
    gegeben hätte. Zwei Stunden später war der Vorratsraum in einem solchen
    Zustand, dass man ihn benutzen konnte, und Emma gab ihnen Mehl, Tee und die
    versprochene Ration Zucker aus.

    Martha lächelte Emma an.
    Gestern Abend hatte sie zum ersten Mal gelächelt, es war Emma gleich
    aufgefallen. Das Lächeln dauerte nur kurz, aber immerhin, es war ein Anfang ...
    und Emma lächelte zurück. „Martha ... Das ist doch nicht dein richtiger Name,
    oder?“ Scheu senkte Martha den Blick und schüttelte den Kopf. „Und wie hat dich
    deine Mutter genannt?“ Da sah Martha auf. „Amboora.“ Sie sprach den Namen mit
    der gleichen Vorsicht und Ehrfurcht aus, mit der man kostbare, seltene Dinge
    berührt. „Amboora“, wiederholte Emma. Amboora nickte ... und lächelte. „Ab
    heute sollst du wieder Amboora genannt werden“, sagte Emma. Ambooras Augen
    glänzten, und Emma wusste, dass sie etwas Richtiges getan hatte.
     
    Vier Tage später hatte
    sich die Zahl der Eingeborenen fast verdoppelt. Noch waren einige Hütten leer,
    doch legten die meisten wohl gar keinen Wert darauf, in diesen Behausungen aus
    Zweigen zu wohnen. Sie waren an das Leben unter freiem Himmel gewöhnt. Jeden
    Morgen ging Emma zu den Menschen, die sich zwischen den Hütten niedergelassen
    hatten, und sah nach, ob es Kranke oder Unterernährte gab, die sie verarzten
    oder denen sie Nahrung geben musste. Anschließend backte sie mit Amboora
    mehrere Brote. Für das Feuer im Ofen sorgte John mit einigen Helfern. Das
    Kneten des Teigs brauchte viel Kraft, und Amboora stellte sich noch etwas
    ungeschickt an, sodass Emma die meisten Laibe selbst kneten musste. Paul, John
    und Eric waren meist mit Ausbesserungsarbeiten, Wasser-und Holzholen
    beschäftigt. Auch sie machten den Eingeborenen klar, dass sie nur dann
    Essensrationen bekämen, wenn sie arbeiten würden.
    Die Abende gingen
    schnell vorbei. Emma bereitete mit Amboora immer ein einfaches Abendessen aus
    Brot und Suppe zu. Mit dem Fleisch mussten sie sparsam sein. Erst wenn Ian mit
    den Schafen kam, konnten sie wieder öfter Fleisch essen. Jetzt hatten sie nur
    die Rinder, die sich jedoch noch vermehren sollten, zwei Ziegen, die sie für
    die Milch brauchten, und drei Hühner und einen Hahn. Doch die mussten wegen der
    Eier am Leben bleiben.
    Gegessen wurde im
    Haupthaus. Beim Essen wurde wenig gesprochen. Paul und John redeten nur selten
    miteinander, und ihr Ton war immer sehr kühl. Nach dem Essen half Emma Amboora
    beim Abwaschen, John ging ins Nebenhaus, Eric zog sich meist ins Gästezimmer
    zurück. Paul saß dann in seinem Arbeitszimmer, um sich den Schreibarbeiten zu
    widmen. Er schrieb Berichte über den Zustand und die Fortschritte der
    Missionsstation, die an die Missionsgesellschaft geschickt werden mussten,
    machte Listen mit notwendigen Anschaffungen und kalkulierte die Kosten dafür.
    Und nicht zuletzt musste eine Predigt geschrieben werden, die, wie Paul sagte,
    „die Herzen erschüttern sollte“.
    Meistens war Emma schon
    längst eingeschlafen, wenn er kam. In den letzten beiden Nächten war er
    zärtlicher zu ihr gewesen, und es gab Augenblicke, da glaubte sie fest daran,
    dass sie und Paul wieder zusammenfanden. Wenn erst einmal die schwierige
    Anfangszeit überwunden wäre, wenn sich die ersten Erfolge zeigen würden, wenn
    die Eingeborenen in der Schule unterrichtet werden konnten, dann würde auch
    Paul entspannter sein, und sie, Emma, würde dann vielleicht tatsächlich diesen
    Brief von der unbekannten Verfasserin endlich vergessen können. Die meiste Zeit
    aber sah sie ihrer gemeinsamen Zukunft nicht so hoffnungsvoll entgegen. Doch sie
    verbot sich, zu verzweifeln und mit ihrem Schicksal zu hadern.
    Paul hatte auf einem
    schmalen Feldbett in seinem Arbeitszimmer geschlafen. Als Emma bei
    Sonnenaufgang aufwachte, hörte sie, wie die Haustür zufiel. Er war
    hinausgegangen, ohne ihr Bescheid zu sagen. Sie hatte es aufgegeben, ihn zu
    fragen, was er vorhatte. Paul lebte in seiner eigenen Welt. Sie war sicher, er
    suchte nach den Missionaren, doch nie sprach er darüber. Auch ertappte sie sich
    dabei, dass sie Dinge betrachtete und sich fragte, ob Margarete Weiß sie auch
    in der Hand gehabt hatte, und dann konnte sie nicht glauben, dass keiner der
    Eingeborenen etwas über ihr Schicksal wusste. Doch seit ihrer Ankunft hatte sie
    niemanden mehr gefragt. Wenn sie ehrlich war, dann musste sie sich eingestehen,
    dass sie sich vor

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