Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)
Neumünster. Die
Aborigines tanzten und sangen, während der Regen über ihre Körper rann, in die
Erde sickerte, die Zisternen und Wasserlöcher füllte, die Büsche und Bäume
tränkte, die Blätter nach würzigem Eukalyptus duften und in der Wüste tausende
von winzigen Blüten sprießen ließ.
„Jalyuri“, sagte auf einmal der Älteste, dem das Wasser aus
dem Bart tropfte, „du siehst, dass wir im Rat die richtige Entscheidung
getroffen haben. Die Schuld ist gesühnt. Die Götter haben uns den Regen und das
Leben zurückgegeben!“ „Ja.“ Jalyuri nickte lächelnd, legte den Arm um Mani, die
den kleinen Jidi an ihre Brust gedrückt hatte, und hob den Blick zum Himmel.
Der Regen lief über sein Gesicht und über seine Lippen und tropfte in seinen
Mund. Jidi, der Regen, du bist unsere Hoffnung, dachte er und war glücklich,
dass er seinem Sohn diesen Namen gegeben hatte. Er sah hinüber zu Jungala, der
mit den anderen Kindern lachend in den Pfützen spielte. Da bemerkte er, dass
Isi ihn ansah. Und es kam ihm vor, als ahne sie in diesem Augenblick, was wirklich
geschehen war. Er konnte ihr nichts vormachen. Doch außer ihr sollte niemals
jemand erfahren, dass er als Kadaitcha-Mann versagt hatte. Nur die Götter
wussten es: der Gott der Weißen und der seiner Ahnen ... und sein Bruder Moses, der ihm einst die
Narben in die Brust hatte ritzen dürfen, als lebenslanges Zeichen des
Vertrauens und der Liebe.
Epilog
Emma wusste zwei Monate nach ihrer Ankunft in Stuart, im
Februar 1923, dass sie schwanger war. Im März übernahm sie im halb fertig gestellten
Krankenhaus von Dr. John Flynn die Pflegeleitung, und Amboora wurde von ihr als
Schwesternhelferin angelernt. In den ersten Wochen wurden drei gesunde Kinder
geboren: zwei Weiße und das Kind einer Aborigine.
Im August brachte Emma eine Tochter zur Welt. Sie hatte das
dunkle Haar ihres Vaters Robert, und Emma gab ihr den Namen Katherine, wie ihre
Großmutter geheißen hatte. Katherine wurde in der Kirche von Neumünster von
Pastor Bundle getauft. Alle Bewohner von Neumünster waren dabei.
Robert Gordon hatte sich nach seiner Abreise aus Neumünster
nicht mehr gemeldet, es hieß, er sei nach Europa gereist. Emma unternahm keinen
Versuch, ihn über die Geburt seiner Tochter zu benachrichtigen. Sie widmete
sich Katherine und dem Aufbau des Krankenhauses. An einem klaren Wintertag, im
Juli 1929, erhielt sie ein Telegramm: John Wittling kündigte sein Kommen an.
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