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Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Titel: Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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könnte dies ihre verbotenen Sehnsüchte
    ausbrennen, wie man eine entzündete Wunde ausbrannte. „Wir sollten die noch
    lebenden Tiere finden“, sagte er auf einmal, „bevor es zu spät ist.“ Schweigend
    stiegen sie ein und fuhren weiter. Etwas in seinem Ton hatte sie ernüchtert.
    Sie sollte froh darüber sein, sagte sie sich. Wollte sie sich denn die ganze
    Zeit quälen?
    Wenige Kilometer weiter
    fanden sie noch drei weitere Kadaver. Dingos hatten sie schon zerfetzt, und
    Raubvögel machten sich gerade über die Reste her. Wieder legte Robert Feuer. Dann
    fuhren sie weiter. Es dauerte noch eine halbe Stunde, bis sie zwei lebende
    Rinder sichteten. Eine Kuh und ihr Kalb. „Wenn sie infiziert sind, werden sie
    auch sterben“, meinte Emma, „mit oder ohne Impfung. Aber wenn sie nicht
    infiziert sind, retten wir sie vielleicht.“ „Tja, versuchen wir’s.“ Er lächelte
    ihr aufmunternd zu und hielt an. „Wir haben Glück. Wir brauchen uns nur die
    Mutter zu schnappen, das Kalb kommt von selbst mit.“ Hinter dem Sitz holte er
    ein Seil hervor. „Gehen Sie von der anderen Seite an sie heran. Ich glaube zwar
    nicht, dass sie abhauen, aber man weiß ja nie.“ Sie stieg aus und näherte sich
    den Tieren von hinten, während Robert mit beruhigenden Worten von vorn auf sie
    zuging. Dann warf er blitzschnell das Seil um den Hals der Kuh und zog es fest.
    Das Tier brüllte und wehrte sich, doch es beruhigte sich schnell. Emma übernahm
    das Seil, während Robert den Wagen heranfuhr und das Seilende dort befestigte.
    Im Schritttempo fuhren sie zurück, im Schlepptau die Kuh und ihr hinterher
    trabendes Kalb.
    „Ich glaube, ich hab’
    Sie schon mal gesehen“, sagte er auf einmal,“ „Ja, tatsächlich?“, brachte sie
    überrascht hervor. Seit seiner Ankunft in Neumünster hatte sie jenen Moment
    immer wieder vor Augen. „Am Zugfenster im Bahnhof von Marree.“ „Wirklich?“
    Warum spielte sie Verstecken? Warum sagte sie nicht: Ja, ich erinnere mich.
    Zufälle gibt es. Das Land ist eben doch klein ... „Ich bin sicher. Ihr Haar
    ...“ Er sah zu ihr hinüber. „Mir ist das Blond ihres Haares aufgefallen. Es ist
    ein ganz besonderes Blond.“ Sie konnte nicht sprechen, sah einfach geradeaus.
    Hoffentlich kamen sie bald an der Missionsstation an! Doch der Weg schien
    endlos zu sein. „Ich wollte Sie nicht in Verlegenheit bringen“, brach er
    schließlich das Schweigen. Auch darauf konnte sie nichts erwidern. Sie saß
    stocksteif da und starrte durch die Windschutzscheibe. Ich muss dieses Feuer in
    mir auslöschen, dachte sie, sonst verbrennt es mich.
    Als sie schließlich
    zurück waren, war auch John mit zwei Männern eingetroffen, die je zwei Rinder mit
    sich führten. Sie kümmerten sich um das Verbrennen der Tierkadaver. Paul hatte
    sich wieder im Griff und kümmerte sich mit John um die noch lebenden Tiere.
    Emma stieg aus dem Wagen und wollte sofort ins Haus. „Wie siehst du denn aus?“,
    fragte Paul und musterte sie abschätzig. Sie hatte ihre Kleidung ganz
    vergessen. „Das ist Robert Gordon“, sagte sie stattdessen und machte eine
    leichte Kopfbewegung zu Robert, der ein paar Schritte hinter ihr stand. „Er
    bleibt zum Essen und ...“ Sie drehte sich zu Robert um. „... und ein paar
    Tage?“ Robert kam näher und lächelte. „Oh, so lange nicht, aber ich würde hier gern ein paar Aufnahmen machen.“ Paul wischte
    sich die Hand an seiner schwarzen Hose ab und streckte sie Robert entgegen.
    Ohne zu lächeln, sagte er: „Willkommen. Wir brauchen gerade jetzt jede Hilfe.“
    „Augenblick“, sagte Robert, „ich hab’ was zum Abendessen mitgebracht. Es liegt
    im Wagen.“ Er brachte zwei Kaninchen. In diesem trockenen Land eine Seltenheit.
    Während Robert John und
    Paul half, die Rinder in das eilig fertig gestellte Gehege zu bringen und sie
    dort zu impfen, kümmerte sich Emma um das Abendessen. Sie wies Amboora an, den
    Männern Tee zu bringen und das Gästezimmer herzurichten. Als sie den Kaninchen
    das Fell abzog, fragte sie sich, ob Gott ihr eine weitere Prüfung geschickt
    hatte, eine Prüfung namens Robert Gordon ...

9
    Obwohl die Sonne schon
    untergegangen war, leuchtete der Himmel noch in tiefem Blau, auf dem die ersten
    Sterne und die Sichel des Mondes glitzerten. Die Berge glühten im dunkelsten
    Violett. Emma saß an der Kopfseite des Esstischs, den sie auf die Veranda
    gestellt hatten. Es war das erste Mal, dass sie draußen aßen. Mit einem Mal
    hatte sie sich im Haus

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