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Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Titel: Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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sich, sie ist Missionarin und verheiratet. Sie kann diese Gefühle
    nicht haben, sie darf sie nicht
    haben, und du, schalt er sich, du auch nicht! Er dachte an Moses, der unbedingt
    ein paar Kilometer vor der Missionsstation hatte abgesetzt werden wollen. Und
    er, Robert, hatte sich kurz gefragt, ob er allein weiterfahren sollte. Doch da
    war dieses Feuer in ihm, das ihr Anblick beim ersten Mal in ihm entfacht hatte.
    Das Dröhnen des Motors
    war so laut, dass sie nicht miteinander sprechen konnten ... und Emma war
    darüber erleichtert. Doch immer wieder ertappte sie sich, wie sie verstohlen zu
    ihm hinüberschaute. Sie bemerkte
    seine sehnigen braunen Arme unter den hochgekrempelten Ärmeln seines
    verschwitzten Hemds ... Er hatte tatsächlich einfach Emma gesagt ... ungeheuerlich!
    Sie schloss für Momente die Augen und überließ sich dem Holpern und Rucken des
    Autos, dem kühlenden Fahrtwind, dem Dröhnen des Motors und gab sich für
    Sekundenbruchteile dem aufregenden Gefühl seiner Nähe hin.
    Johns Pferd war von dem
    unbekannten lärmenden Ding irritiert, und er hatte Mühe, es unter Kontrolle zu
    halten. Er ließ sich nach einer Weile zurückfallen, sodass die Stute wenig
    ruhiger werden konnte. Er hatte es gespürt, in dem Augenblick, in dem der Kerl
    ausgestiegen war. Wie sie ihn angesehen hatte! Wie verwirrt sie plötzlich gewesen
    war! Was war er doch für ein Idiot, er, John Wittling! Wie sehr litt er seit
    Wochen! Er hatte sich nach ihrer Nähe gesehnt und sich zugleich davor
    gefürchtet. Aber er kam nicht dagegen an. Es kam ihm vor, als wollte er diese Schmerzen, weil ohne sie
    sein Leben dumpf und sinnlos war. Und jetzt? Er ritt hinter ihr und diesem Kerl
    her, der einfach in ihr Leben eingebrochen war! Der Staub, den das Auto
    aufwirbelte, nahm ihm den Atem.

    Wie wunderschön es hier
    ist, dachte Emma, als sie hinauf zu den tiefrot glühenden Bergen sah. Wenn der
    Anlass der Fahrt nicht so ernst wäre und ihre Gedanken und Phantasien sie nicht
    quälen würden, dann würde sie das alles in vollen Zügen genießen. Doch sie
    musste ihre letzten Rinder retten.
    Der Wagen wurde
    langsamer. Emma folgte Roberts Blick und entdeckte neben einem dürren, kahlen
    Baum zwei Rinderkadaver. Die Bäuche waren aufgetrieben. Dann sah sie auch die
    drei großen, dunklen Vögel, die das Motorengedröhn von ihrem Festmahl
    aufgescheucht hatte. „Sie müssen dringend verbrannt werden, sonst breitet sich
    die Seuche durch andere Tiere noch weiter aus“, sagte Robert und trat auf die
    Bremse. Sie hielten am Rand eines kaum zwei Meter breiten Wasserlochs. Eine
    grünlich schimmernde ölige Schicht bedeckte die Oberfläche, und tote Vögel
    lagen am Rand. „Das Wasser könnte verseucht sein.“ Er schob sich den Hut aus
    der Stirn und stieg aus. „Dann sollten wir unsere Tiere zur Missionsstation
    holen.“ Robert nickte. Er hatte die langen Arme in die Hüften gestemmt. Wie
    groß und schlank er war, fiel ihr auf, und zugleich schämte sie sich dafür.
    John kam herangeritten, und zusammen mit Robert machte er sich daran, die
    Kadaver aus einem Kanister mit Kerosin zu übergießen. Da fast kein Wind wehte,
    würde das Feuer nicht um sich greifen. Die Flammen schossen empor. Sie blieben
    noch eine Weile stehen und beobachteten das Feuer, das langsam das Fleisch
    verbrannte. Emma stand zwischen den beiden Männern, und spürte, wie ihr Körper
    zu Robert hingezogen wurde. Sie wollte rasch zum Wagen zurückgehen, doch ihre
    Beine gehorchten ihr nicht, machten keinerlei Anstalten, sich von diesem Platz
    fortzubewegen, ja, sie spürte sogar, dass ihr linker Arm sich ausstrecken
    wollte, dass ihre Hand seine Hand berühren wollte ...
    „John, warum holen Sie
    sich nicht ein paar Leute für diese Arbeit?“, sagte sie und wandte sich ihm
    abrupt zu. Er blickte erst zu ihr, dann zu Robert und nickte langsam. „Und was
    soll ich Paul sagen?“, fragte er. Nein, dachte sie, nein, John kann nichts von
    meinen Gefühlen bemerkt haben. Und so zuckte sie die Schultern und sagte in
    selbstverständlichem Ton: „Er soll Ihnen helfen.“ Johns Mundwinkel zuckte, er
    zeigte kurz ein gequältes Lächeln, dann ging er zu seinem Pferd.
    Ob es Zufall oder
    Absicht war, sie wusste es nicht, doch ihre und Roberts Blicke kreuzten sich,
    als sie sich beide wieder zum Feuer wandten. Für Sekundenbruchteile hatten sie
    sich in die Augen gesehen, tiefer als bei einem gewöhnlichen Blick ... da war
    sie sicher. Sie starrte ins Feuer, als

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