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Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Titel: Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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würde ich eher sagen“,
    antwortete Robert Gordon. „Eine gewisse Härte ist notwendig für so eine
    Aufgabe“, entgegnete John. „Und seine Frau?“, fragte Emma. Sie wollte jetzt
    endlich alles wissen. Sie hatte die Geheimniskrämerei satt. Alle Augen waren
    auf sie gerichtet. „Ja, wie kam seine Frau damit zurecht?“ Sie bemühte sich
    nicht mehr, ihre Verbitterung zu verstecken. „Sie kam nicht damit zurecht“,
    sagte Gordon schließlich. „Sie hat sich in ihre eigene Welt geflüchtet.“ „Sie
    hat sich für die Kultur der Eingeborenen interessiert, ja?“ Das hatte sie schon
    in Stuart gehört. Er nickte. „Ja. Sie war daran interessiert, sie zu verstehen
    ...“ „Hören Sie auf, Mister Gordon!“ unterbrach ihn Paul mit einer abfälligen
    Geste. „Die Frau von Hermann Weiß war eine aufrechte Christin. Versuchen Sie
    nicht, ihr etwas zu unterstellen!“ „Wieso sollte ich, Pastor?“, fragte Gordon.
    „Ja, Paul, wieso sollte er?“, fragte nun auch Emma. Paul wollte wohl etwas
    erwidern, schluckte es jedoch hinunter. „Nun“, sagte Robert Gordon auf einmal
    in entspanntem Ton, „ich würde morgen wirklich gern ein paar Aufnahmen machen.
    Sie dürfen nicht vergessen, Pastor Schott, dass Fotovorführungen auch
    Spendengelder bringen. Und die, die können Sie doch sicher gebrauchen, nicht
    wahr?“ Paul machte eine vage und müde Handbewegung. „Von mir aus, fotografieren
    Sie, was Sie wollen.“ Er hatte plötzlich kapituliert. Ungewöhnlich, dachte Emma
    und bemerkte, dass er fahl im Gesicht geworden war. „Paul, fühlst du dich nicht
    gut?“ Paul wehrte ab. „Ich vertrage wohl kein Kaninchenfleisch.“ Er stand auf.
    „Gute Nacht.“ Er wandte sich an Robert Gordon. „Falls ich morgen schon
    unterwegs sein sollte, wünsche ich Ihnen alles Gute.“

10
    Emma sah ihm nach, wie
    er im Dunkel des Hauses verschwand. „Er arbeitet zu viel“, sagte sie, als müsse
    sie ihn entschuldigen. Gordon nickte. Und nun? Jetzt saß sie mit John und einem
    fremden Mann hier draußen in der Nacht. Die Dattelpalmen rauschten im Wind.
    Drüben bei den Hütten glommen noch Feuer. Es war angenehm warm. „Möchten Sie
    noch etwas essen?“, fragte sie, an Robert Gordon gewandt, plötzlich von Panik
    ergriffen, und wollte zur Schüssel greifen. Doch er streckte abwehrend seine
    Hand aus und hätte dabei beinahe die ihre berührt. „Danke, nein.“ In seinen
    Augen tanzte das Feuer des Windlichts. Sie suchte nach Fragen, die ein Thema
    anschnitten, das sie nicht beunruhigte, nicht aufregte, ein
    Gespräch, das sie wieder ruhiger machte. Doch ihr fiel keine Frage ein. Nichts.
    Gar nichts. Warum, um Himmels willen, sagt er denn nichts?
    „Tja, Mister Gordon ...“ Das war John. Emma hatte seine Anwesenheit völlig vergessen. „... sollen wir
    nicht den Tisch abräumen? Amboora schläft schon.“ Er schob seinen Stuhl zurück.
    „Nein, John“, sagte Emma hastig, „Mister Gordon ist unser Gast!“ „Oh, ich kann
    durchaus mithelf -“, widersprach Robert Gordon, doch Emma legte ihre Hand auf
    die seine und unterbrach ihn: „Nein, kommt gar nicht in Frage!“ Was tat sie da?
    Wie warm seine Hand war! Schnell zog sie sie weg. Ganz sicher glühte ihr
    Gesicht. John hatte es bemerkt. Er sah erst sie, dann Robert Gordon an, stand
    dann auf und verabschiedete sich mit einem knappen Gute Nacht .
    Als Emma die Tür zufallen hörte, fühlte sie sich einen Moment
    erleichtert, doch schon einen Augenblick später brannte etwas in ihr.. Alles
    war anders geworden, als hätte sich eben die Welt verändert. Sie war mit ihm allein. „Wieso wollten
    Sie Missionarin werden?“, fragte Robert Gordon auf einmal. Das Licht der Lampe
    flackerte auf seinem Gesicht. Eine dunkle Haarsträhne fiel ihm in die Stirn,
    Emma hätte sie gerne zurückgestrichen. Seine Stimme kam ihr ganz anders vor.
    Ja, alles war anders. „Wie bitte?“ Was hatte er sie gefragt? „Warum sind Sie
    Missionarin geworden?“, wiederholte er mit einem Lächeln. Seine Frage führte
    sie in eine Zeit zurück, an die sie sich kaum noch erinnerte. „Ach, ich war es
    müde, immer nur Reden von Leuten zu hören, die über die Welt schimpften oder
    sie verbessern wollten, aber nichts taten. Paul war Patient in dem Krankenhaus,
    in dem ich arbeitete.“
    Er nickte, als habe er
    verstanden, was sie gesagt hatte. Doch wie könnte er es je verstehen? Er hatte
    Paul nicht gekannt, wie er damals war, er wusste nichts von diesem Brief, von
    der Veränderung, die

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