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Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Titel: Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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Robert Gordon nahm seinen Hut ab, unter dem sein verschwitztes
    Haar zum Vorschein kam, und nickte Emma zu. Sie nickte schweigend zurück. Sein
    sonnengebräuntes Gesicht war fleckig vom Staub der Wüste. Bartstoppeln konnte
    sie erkennen ... und seine Augen, braungrüne Augen, sprühten ... „Mrs. Schott
    und ich wollten gerade nach Stuart reiten“, hörte sie John sagen. Emma saß
    weiterhin auf dem Pferd, unfähig, irgendetwas zu tun oder zu denken. Johns
    Worte gingen in der Weite unter. Sie horchte auf. Hatte sie nicht gerade ihren
    Namen gehört?
    „Emma? Ist alles in
    Ordnung?“ Das war John. John und Robert Gordon sahen zu ihr hoch. „Natürlich
    ist alles in Ordnung!“, sagte sie entschieden. „John, wir müssen jetzt wirklich
    los! Mister Gordon, es tut mir Leid ...“ „Aber Emma, Mister Gordon hat gerade
    gesagt, dass sie in Stuart auch Fälle der Rinderseuche hätten. Sie haben
    angefangen, die Tiere zu impfen.“ „Was?“ „Ja“, sagte Robert Gordon, stemmte die
    Arme in die Hüften und sah wegen der Helligkeit mit zusammengekniffenen Augen
    zu ihr hoch, „eine simple Sache. Sie nehmen Blut von den verendeten Tieren,
    verdünnen es mit Wasser und spritzen es den gesunden. Ich habe etwas von dem
    Impfstoff dabei. Niemand will, dass sich die Seuche ausbreitet.“ Sie glitt vom
    Pferd hinunter. „Und wenn die Gesunden bereits infiziert sind, werden sie nach
    der Impfung bestimmt sterben.“ Robert Gordon lachte und zeigte makellos weiße
    Zähne in seinem sonnengegerbten Gesicht. Seine Lippen waren von der Trockenheit
    aufgesprungen. „Sie kennen sich aus, was?“ Er setzte seinen Hut mit dem
    Schweißrand wieder auf, rückte ihn zurecht und schob ihn weiter in den Nacken.
    „Ich bin Krankenschwester“, gab sie knapp zurück, während sie ihm den Rücken
    zukehrte und ihre Decke vom Sattel nahm. „Aha! Ein nützlicher Beruf!“ Machte er
    sich über sie lustig? „Dann sollten wir so schnell wie möglich mit dem Impfen
    anfangen!“, drängte John. Emma zwang sich nicht allzu lange in diese braugrünen
    Augen zu sehen. Komm endlich zur
    Vernunft!, schalt sie sich Das ist ja lächerlich! Du bist eine verheiratete
    Frau! Dann wurde ihr bewusst, dass sie Pauls Hose trug. Sie spürte, wie ihr die
    Hitze in den Kopf stieg. „Tja ...“ Robert Gordon zog ein Taschentuch aus seiner
    Hosentasche, wischte sich über die staubige, verschwitzte Stirn und hinterließ
    dort einen hellen Streifen Haut. Wie genau sie jede seiner Bewegungen
    beobachtete! Dabei sollte sie endlich eine Entscheidung treffen! „Die Seuche
    ist verdammt ansteckend“, sagte er und steckte das Taschentuch zurück in seine
    staubige Hose. Schließlich zuckte sie die Schultern. „Mister Wittling hat
    Recht. Wir sollten keine Zeit verlieren.“ Sie wollte sich gerade wieder auf ihr
    Pferd schwingen, als sie Robert Gordons herausfordernde Stimme hörte: „Wenn Sie
    sich trauen, können Sie mit mir im Auto fahren.“ Langsam drehte sie sich zu ihm
    um. Sollte sie jetzt verärgert sein? „Warum fragen Sie, ob ich mich
    traue?“ Er lächelte überrascht und
    gut gelaunt. „Ohne Straße ist es eine ziemlich holprige Angelegenheit.“
    Sie zögerte. „Ich bin
    schon sehr lange nicht mehr mit einem Auto gefahren“, sagte sie und sah ihn dabei ein wenig zu lange an.
    „Warum stehen wir dann noch herum?“, fragte John fast grob und stieg auf sein
    Pferd. „Los, kommen Sie!“ Das war Gordon. Er hielt ihr die Tür auf; sie setzte
    sich auf den dunkelbraunen Sitz; er warf die Tür zu, kurbelte den Anlasser an
    und nahm hinter dem Steuer Platz.
    „Halten Sie sich fest, Emma.“ Emma, er hatte Emma gesagt ... Wie kam er
    dazu! Sollte sie sich darüber ärgern? Sie musste sich am Türgriff festhalten,
    als der Wagen mit einem kurzen Ruck anfuhr.

8
    Es kostete ihn Mühe, sie
    nicht zu lange anzusehen. Strohblonde Strähnen wehten unter ihrem Filzhut
    hervor. So hätte er sie gerne fotografiert, mit nach vorn gerichtetem Blick,
    ernst und konzentriert. Ihre Haut musste sich ganz zart anfühlen, und ihre
    Lippen ... Ein Schauer rieselte über seinen Körper, er fühlte sich benommen und
    plötzlich unsicher. In einem schnellen Reflex riss er das Steuer nach rechts,
    um einem Steinbrocken auszuweichen.
    „Entschuldigen Sie!“, sagte er und erlaubte sich einen
    flüchtigen Blick zu ihr. Auch sie sah ihn an, doch schon war es vorüber. Ihre
    Augen verwirrten ihn. Hatte er darin nicht eben eine Sehnsucht erkannt? Unsinn,
    sagte er

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