Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Titel: Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
Vom Netzwerk:
Lampe auf. „Sind Sie
    glücklich?“
    Er hielt ihrem Blick
    stand. Dann lehnte er sich auf seinem Stuhl zurück, als brauche er Abstand ...
    und antwortete nicht. Bin ich glücklich?, wiederholte er ihre Frage. Er war mit
    seinem Leben zufrieden gewesen. Er war frei und unabhängig, musste keine
    Befehle entgegennehmen, er war sein eigener Herr. Sicher hatte es hin und
    wieder Frauen in seinem Leben gegeben. Kurze Liebschaften, die ihn nicht
    wirklich durcheinander gebracht hatten. Sie waren eine angenehme Abwechslung
    gewesen, jedenfalls für ein paar Wochen oder auch Monate, bis ihn die
    Erwartungen beengt hatten, bis Rücksichtnahmen seine Freiheit geraubt hatten.
    Und jetzt? Was zog ihn in den Bann dieser verheirateten Frau? Warum saß er noch
    hier? Warum war er nicht mit John aufgestanden und hatte sich verabschiedet?
    Sie sahen in die
    Dunkelheit und schwiegen. Warum kann diese Nacht nicht ewig dauern?, dachte
    sie. Mehr verlangte sie doch gar nicht, nur eine endlose glückliche Nacht ...
    „Warum sind Sie nicht verheiratet?“, fragte sie und
    wagte es, ihn anzusehen. Er zuckte die Schultern und lächelte ein kurzes,
    tapferes oder vielleicht auch bitteres Lächeln. „Ich habe wohl nie die richtige
    Frau gefunden.“ Woran erkennen wir die Richtige oder den Richtigen?, fragte sie
    sich. Als Paul sie gefragt hatte, ob sie seine Frau werden wollte, hatte sie da
    das Gefühl gehabt, er sei der Richtige? Oder hatte sie sich nur in seinen Beruf
    verliebt, der auch ihr eine Lebensaufgabe versprach? Sollte sie sich selbst
    getäuscht haben? Aber sie liebte Paul doch ... oder nicht? Sie sorgte sich um
    ihn, sie bemitleidete ihn, sie empfand Freundschaft und Treue! Und hatte sie
    nicht vor Gott geschworen, ihm beizustehen, das Leben mit ihm zu teilen? Wie
    konnte man mit einem Menschen näher verbunden sein als durch dieses heilige
    Versprechen? „Ich möchte noch ein paar Schritte gehen“, hörte sie sich sagen.
    Schon erhob sie sich und wandte sich um. Auch er stand auf, als sei es das
    Selbstverständlichste, mitten in der Nacht herumzuspazieren. Er folgte ihr
    zwischen den Palmen am Eingang hindurch. Bei den Hütten war es still, nur noch
    eine dünne, kaum sichtbare Rauchfahne stieg von einem Feuer auf. Sie sah hinauf
    in den Himmel. Da, durch das Meer glitzernder Sterne sauste ein glühender
    Punkt.
    „Eine Sternschnuppe!“
    „Wünschen Sie sich was!“, sagte er und folgte ihrem Blick in den Himmel.
    „Schnell!“ Was sollte sie sich wünschen? Gedanken jagten durch ihren Kopf.
    Robert ... Paul ... John ... „Sie können hier jede Nacht Sternschnuppen
    beobachten“, sagte er. „Sie können sich also jeden Tag etwas wünschen!“ Er lachte in den glitzernden Himmel. Nie
    sollte diese Nacht zu Ende gehen, ging es ihr durch den Kopf. Nie sollte diese brennende,
    schmerzende Flamme in ihr verlöschen ... Sie gingen weiter. Wie nah er neben
    ihr war, sie spürte die Hitze seines Körpers, obwohl er sie nicht berührte. Oh,
    es war so unerträglich, und doch so schön! „Manchmal“, sagte sie, „glaube ich,
    dass Margarete und Hermann Weiß einfach in die Wüste gelaufen sind.“ „Und warum
    hätten sie das tun sollen?“ „Haben Sie ihn noch nie gehört, den Lockruf der
    Weite?“ „Wie nennen Sie ihn? Lockruf der Weite?“ „Ja. Auf dem Weg durch die
    Wüste habe ich ihn nachts immer wieder gehört und manchmal war ich nahe daran,
    ihm einfach zu folgen.“ „Es wäre wahrscheinlich Ihr Tod gewesen.“
    Sie waren an der kurzen Seite des Hauses
    angekommen, dort, wo der Garten begann. Die Hauswand lag im Dunkeln.
    Unwillkürlich hatte es sie dorthin gezogen. „Sind Sie denn so unglücklich?“,
    fragte er auf einmal, und seine Stimme war ganz leise. Sie antwortete nicht.
    Ihre Sehnsucht wurde so unerträglich, etwas in ihr brach auseinander, ein
    Korsett, das ihr notdürftig Halt gegeben hatte. Sie drehte sich zu ihm. Sein
    Gesicht war im Schatten, aber dennoch, sie hatte es sich eingeprägt, hatte es
    so intensiv betrachtet, dass sie wusste, wie sein Mund geschwungen war, wie
    seine Augenbrauen, seine Augen aussahen ... Jetzt war sein Mund ganz nah. Sie
    griff in die Dunkelheit und fand seine Hand. Er zog sie an sich. Als sie seinen
    Körper spürte, hätte sie beinahe aufgeschrien. Ihre Knie wurden weich, sie
    verlor jeden Halt, er hielt sie, drückte sie an sich, längst hatte sie die
    Augen geschlossen, seine Lippen legten sich auf die ihren, sie schmeckten
    salzig und nach den Kräutern

Weitere Kostenlose Bücher