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Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Titel: Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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in Paul vorgegangen war ... aber das interessierte ihn ja
    gar nicht ... und sie selbst in diesem Moment auch nicht. „Und Sie?“, wandte
    sie sich ihm wieder zu. „Ich?“ Er lächelte, seine Zähne blitzten weiß auf. „Wie
    ich zum Fotografieren gekommen bin?“ „Ja. Ich weiß gar nichts über Sie.“ „Was
    wollen Sie wissen?“ „Oh, wo Sie aufgewachsen sind, zum Beispiel, wie viele Geschwister Sie haben ...“ „Gut!“ Er
    lachte wieder. „Also, ich bin sozusagen unterwegs aufgewachsen.“ „Unterwegs?“
    „Ja, meine Eltern stammen beide aus England, aus Northumbria, genauer gesagt.
    Das ist eine Region, in der der Himmel nie richtig blau wurde, wegen der
    Kokereien! So hat es mir mein Vater beschrieben.“ Er sog die Luft ein. „Ganz
    anders als hier. Dort hätte man wahrscheinlich keine Sterne gesehen.“
    Er bemerkte einen Glanz
    in ihren Augen und redete rasch weiter. „Na ja, in der Gegend wurde Stahl
    produziert, und es wurde Kohle gefördert, Eisenerz ... und mein Vater hatte den
    richtigen Beruf. Er war Bergbauingenieur. Er hätte wahrscheinlich sein ganzes
    Leben dort verbringen können und hätte es auch zu einem gewissen Wohlstand
    gebracht, aber er war eine unruhige Seele ...“ Er musste lächeln. „... und so
    hat er das Angebot einer Firma angenommen, die in Australien nach Bodenschätzen
    suchte. Und meine Mutter ging mit. Erst widerwillig, wie sie selbst sagte, aber
    ohne meinen Vater wollte sie nicht leben. Und ihn hielt es nicht mehr in
    England.“
    Sie hatte das Kinn auf
    ihre Hand gestützt und ihn betrachtet, während er erzählte. Sie mochte seine
    raue, warme Stimme. „Und weiter?“ „Weiter? Sie sind neugierig!“ „Manchmal ...“
    Was rede ich!, dachte sie erschreckt, schob aber sofort ihr schlechtes Gewissen
    beiseite. Sie konnte sich doch mit einem Gast unterhalten, oder? Robert fuhr
    sich durchs Haar, und ihr fiel auf, dass sie ihn dabei beobachtete ... „Gut,
    wenn Sie es wirklich wissen wollen?“ „Ja!“ Er erzählte ihr, dass er als Erstes
    von drei Kindern geboren wurde und dass sein Vater ihn oft auf seine Reisen ins
    Landesinnere mitgenommen hatte. Diese Reisen hatten ihn begeistert, und er
    hatte gewusst, dass er dieses Land erkunden wollte. Dann war der Krieg
    gekommen, und er hatte sich freiwillig gemeldet. „Ich glaube, ich habe gedacht,
    ich bin es diesem Land hier schuldig. Ich wollte der Welt zeigen, dass wir
    bereit sind, für die Freiheit aller Menschen einzutreten.“ Er brach ab und
    schüttelte den Kopf. Doch schnell fasste er sich wieder, erzählte, wie er nach
    dem Krieg in England und dann in Frankreich gewesen war und wie er sich dort
    mit einem Reporter angefreundet hatte. Der hatte in ihm die Neugier aufs
    Fotografieren geweckt und ihm seine alte Kamera für wenig Geld überlassen.
    „Tja, und seitdem ziehe ich durchs Land und mache Bilder.“ „Und was ist mit
    Ihren Geschwistern und Ihren Eltern?“ „Tot“, sagte er rasch, „alle tot.“ „Das
    tut mir Leid.“ „Sie können ja nichts dafür.“ „Und Sie haben kein Haus, keine
    Frau ...“ „Nein.“ „Nur ihre Bilder
    ...“
    So hatte ihm das noch
    niemand gesagt. Aber sie hatte Recht, oder? Die Fotos waren seine Begleiter,
    Erinnerungen, die ihm niemand nehmen konnte. Er nickte. „Nur meine Bilder, ja.“

    Sie schwiegen eine
    Weile. Emma dachte an ihre Brüder und daran, dass auch sie allein war ... „Sind
    Sie glücklich?“, fragte er plötzlich. Glücklich? Sie sah hinauf in den Nachthimmel.
    Wie hell die Milchstraße leuchtete! Er wagte Fragen zu stellen, die sie sich
    bisher immer verboten hatte. „Entschuldigen Sie“, sagte er und schob seinen
    Stuhl zurück. „Ich glaube, ich sollte mich für heute verabschieden.“ „Nein!“,
    sagte sie, und ihre Stimme klang flehender als beabsichtigt. „Bitte, bleiben
    Sie noch! Ich habe so selten Gesellschaft.“ Er durfte jetzt nicht gehen! Sie
    wollte nicht zurück in dieses Haus, nicht neben Paul schlafen, sich Gedanken
    über seine Stimmungen und Gedanken machen – und darüber, was er ihr
    verschwieg. Er setzte sich wieder. „Und? Sind Sie glücklich?“, wiederholte er
    nach einer Weile. Diesmal antwortete sie. „Ich weiß nicht, ist Glück denn so
    wichtig?“ „Ich denke, schon.“ Lag ihr eigenes Glück nicht darin, andere glücklich
    zu machen? Ihr ganzes Leben lang, schon von klein auf hatte man ihr das
    vermittelt. Tu Gutes ... „Und
    Sie?“ Sie sah ihn an. Seine Augen blitzten im Licht der

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