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Das Leuchten der schottischen Wälder

Das Leuchten der schottischen Wälder

Titel: Das Leuchten der schottischen Wälder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa Canetta
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der Viehwirtschaft, ich habe immer auf Höfen mit Kühen oder Schafen gearbeitet, ich mag Tiere.“
    „Das ist am wichtigsten, denn die Alpakas sind sehr sensible, gutmütige und intelligente Tiere.“
    „Was gibt es denn bei Alpakas an besonderen Arbeiten, mit solchen kleinen Lamas kenne ich mich natürlich noch nicht aus. Spucken die nicht dauernd auf mich?“
    „Nein, Tom, diese Alpakas spucken nicht auf Menschen, höchstens untereinander, wenn sie um ihre Rangordnung kämpfen. Sie werden sich an sie gewöhnen. Sie lassen sich gern kraulen und sind sehr zutraulich. Nur wenn sie sich angegriffen fühlen, treten sie nach ihren Feinden.“
    „Wenn sie draußen sind, worauf muss ich da aufpassen?“
    „Die Stuten sind das ganze Jahr über geschlechtsreif. Sie können also auch das ganze Jahr über Fohlen bekommen. Das machen sie am liebsten am Tage, wenn die Sonne sie und das Fohlen wärmt.“
    „Du meine Güte, dann kann ja dauernd so ein Kälbchen dazukommen.“
    „Bei den Alpakas heißt ein Junges Fohlen. Auf die müssen Sie dann natürlich besonders aufpassen und mir gleich sagen, welche Mutter ein Fohlen bekommen hat.“
    „Aber wie merke ich mir das denn, die haben doch keine Namen?“
    Lena lachte. „Ach, Tom, in den Papieren haben sie schon ihre Namen, aber da draußen, da weiß ich selbst nicht, wie sie heißen. Wir prüfen das dann an den Nummern der Ohrenmarken, die sie tragen.“
    „Meine Güte, wie bei den Schafen und den Kühen.“
    „Alles muss seine Ordnung haben. Aber wir werden das schon schaffen. Auf jeden Fall jetzt, denn den Sommer über sind die Tiere auf der Weide. Sie müssen natürlich auch kontrollieren, ob die Zäune in Ordnung sind, die Gatter richtig schließen, kein Tier fehlt und die Hunde wachsam sind. Übrigens, den Hunden müssen Sie zweimal am Tag Futter auf die Weide bringen, aber das zeige ich Ihnen morgen.“
    „Ich habe gehört, die Wolle ist sehr kostbar. Wann werden die Tiere geschoren?“
    „Ja, neben Kaschmir und Seide liefern sie das edelste Garn. Sie werden einmal im Jahr geschoren, aber das hat meine Mutter noch machen lassen, solange die Herde im Winterstall war. So, und jetzt ist Schluss mit der Einweisung, Tom. Wir haben einen langen Tag hinter uns, und morgen ist Zeit für neue Fragen und neue Antworten.“
    Aber da irrte Lena sich.

Kapitel 10
    Dr. Lena Mackingtosh hatte wirklich einen schlechten Start in Broadfield. Ihr erster Einsatz bei dem sechsjährigen Bob Merling war tagelang das Gesprächsthema in der ganzen Gegend. Obwohl das Krankenhaus in Barcaldine bestätigte, wie korrekt und richtig die Ärztin gehandelt hatte und wie wichtig es war, die Gesichtswunden von einem Chirurgen nähen zu lassen, waren die Highlander der Meinung, sie habe sich unbefugt in dörfliche Angelegenheiten eingemischt, die Wünsche der Mutter ignoriert und die Heilung durch Colleen, die doch schon so oft die Dörfler bestens kuriert hatte, verhindert.
    Lena war traurig über diese Entwicklung. Dennoch hielt sie die Praxis täglich geöffnet, verteilte Flyer in den Dörfern mit ihrer Anschrift, Telefonnummer und den Sprechstundenzeiten, und dann brachte sie, wie sie es sich erträumt hatte, ihr Praxisschild neben der Haustür an.
    Dr. Lena Mackingtosh
    Landärztin
    Danach, noch mit dem Schraubenschlüssel in der Hand, rief sie Daniel Finerfield an und lud ihn ein, ihr neues Zuhause und die Praxis endlich mit ihr einzuweihen. Plötzlich sehnte sie sich nach einem Menschen, den sie kannte, der sie verstand, der ihr wohlgesinnt war und dem sie vertrauen konnte. Es war so ein schönes Haus, das sie ihm zeigen wollte, ihr Zuhause seit frühester Kindheit, sie fühlte sich wohl, sie genoss das Gefühl von Geborgenheit – aber sie war immer allein.
    Daniel Finerfield, überrascht von dem zweiten Anruf innerhalb weniger Tage – denn er hatte damals beim Abschied nach der Beerdigung ihrer Eltern den Eindruck, dass Lena einen Schlussstrich ziehen wollte –, versprach, sie zu besuchen. „Aber ich kann erst am nächsten Wochenende. Ich fahre übermorgen zu Freunden und habe dann die ganze Woche Bereitschaftsdienst. Du weißt ja, wie das ist.“
    Lena, enttäuscht, weil er eigentlich immer kam, wenn sie rief, zeigte ihre Gefühle natürlich nicht. „Fein“, sagte sie, „ich warte dann mit dem Mittagessen auf dich. Bring schönes Wetter mit, damit ich dir am Sonntag die Gegend zeigen kann. Und nimm Wanderstiefel mit, denn jenseits der Eulenwälder wird das Land zwar derb und

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