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Das Leuchten der schottischen Wälder

Das Leuchten der schottischen Wälder

Titel: Das Leuchten der schottischen Wälder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa Canetta
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sah einem Schäfer zu, der in einiger Entfernung seine Herde langsam über die Heide trieb, zwei Hunde umsprangen ihn bellend, und er tätschelte ihre seidigen Köpfe. Die Schafe, noch im wolligen Winterfell, weideten gemächlich und wedelten mit den dicken Schwänzen. Lämmer tobten um ihre Mütter herum. Ab und zu trieb einer der Hunde ein entferntes Schaf in die Herde zurück. Der Schäfer dirigierte seine Hunde mit kurzen, scharfen Pfiffen, sie gehorchten sofort. Als die Herde etwas näher kam, sah der Mann die Frau auf der Bank und winkte ihr kurz zu. Lena winkte zurück. Bald darauf waren Hirt und Herde hinter dem nächsten Hügel verschwunden.
    Lena stand auf, wusch den Teller und den Topf ab und stellte beide auf die Ablage. Sie ging hinüber in die Praxis. Alles war sauber und hygienisch einwandfrei. Langsam strich sie über die raue, abgenutzte Platte des viel frequentierten Empfangstisches, berührte die Geräte, die benutzt aussahen und den Geruch von Medikamenten ausstrahlten, die ihr Vater noch verwendet hatte. Sie zuckte mit den Schultern. Es wird alles weitergehen. Sie musste einfach Geduld haben. Sie sah auf die Uhr. Gleich drei, überlegte sie. Ich muss mich umziehen, meinen ersten Patienten sollte ich nicht in Jeans und T-Shirt begrüßen. Sie zog Rock und Bluse und den weißen Arztkittel an, warf einen Blick in den Spiegel und war zufrieden.
    Lena hörte das Cabriolet kommen, bevor sie es sah. Sie öffnete die Haustür und wartete. Obwohl sie den Mann hinter der spiegelnden Windschutzscheibe nicht sehen konnte, hob sie grüßend die Hand. Später, wenn das Wartezimmer überquillt, werde ich meine Patienten nicht so gelassen begrüßen können, aber … er ist nun mal der Erste … heißen wir ihn also willkommen.
    Und dann war sie doch überrascht von seinem Anblick. Er sah einfach großartig aus mit seinen breiten Schultern und den blonden, vom Fahrtwind verwehten Haaren, die ihm in lockeren Wellen bis auf die Schultern fielen. Er lächelte. Sein Mund war humorvoll gekräuselt, die Nase lang und gerade, die Augen hinter einer Sonnenbrille verborgen. Schade, dachte Lena für einen Augenblick, dass ich die Augen nicht sehen kann. Sie verraten immer am meisten von den Menschen, und ich beurteile Menschen gern danach.
    Sie beobachtete, wie er näher kam, lässig, selbstsicher, athletisch. Er war noch einen Meter entfernt, als sie den Eindruck bekam, dass er ein Spieler war. Ein Mann, der mit Gefühlen, Gedanken, Erwartungen anderer spielte. Mit einem verhaltenen Lächeln streckte sie ihm die Hand entgegen. „Sie sind Mr. Newborg?“
    „Ja.“ Ihre Hände berührten sich. Er zog seine Hand langsam zurück, und sein Blick verweilte einen Augenblick länger auf ihr als nötig. „Und Sie sind hier die neue Ärztin?“ Es klang, als wolle er sagen: Wer oder was um alles in der Welt hat Sie hierher verbannt?
    „Kommen Sie herein.“ Lena ging vor ihm her, und er bewunderte ihre schlanke Figur, die langen Beine, die hochgesteckte Lockenpracht, die, bis auf wenige verspielte Strähnchen, den zierlichen Hals freigab und die zielstrebige Art, mit der sie ihn in das Sprechzimmer führte. Er sah sofort, dass er der erste Patient dieser Ärztin war.
    „Bitte, nehmen Sie Platz.“ Lena wies auf den Stuhl vor ihrem Schreibtisch. „Was kann ich für Sie tun?“
    Er sah sich um. „Sind Sie ganz allein hier?“
    „Wie meinen Sie das?“
    „Nun, ich vermisse eine strenge Empfangsdame, eine, die mich sofort nach meiner Krankenversicherung fragt.“
    „Ich bin auf der Suche nach ihr. Wie Sie sehen, habe ich die Praxis gerade übernommen.“
    „Ich bin also der erste Patient?“
    „Das könnte man sagen.“
    „Aber das muss gefeiert werden. Dürfte ich …“
    „Sie dürfen mir sagen, was Sie herführt.“
    „Ja, also, ich bin jedes Jahr als Tourist auf der Brownsen-Farm. Mrs Brownsen vermietet ein paar Zimmer, und ich erhole mich dort vom Stress in der Raffinerie. Wissen Sie, wenn ich das ganze Jahr dem Lärm, den Gerüchen, der Hektik ausgesetzt bin, brauche ich die Ruhe. die ich dort finde.“
    „Das kann ich verstehen. Was für eine Raffinerie ist das?“
    „Getreideverarbeitung. Aber in diesem Jahr habe ich Probleme. Die Ruhe macht mich nervös. Ich kann nicht schlafen, weil es so still ist, können Sie das verstehen?“
    „Gibt es noch andere Probleme?“
    „Ja, aber es fällt mir schwer, darüber zu reden.“
    „Ich bin Ärztin.“
    „Ja, ja, ich weiß.“ Er streifte seine Ärmel hoch. „Ich

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