Das Leuchten der schottischen Wälder
rechtfertigen. Vielen Dank also, dass Sie meinen Problemen ein Ende bereiten.“
„Sie brauchen sich nicht zu bedanken, ich muss sowieso nach Broadfield, die Polizei erwartet mich im Eulenwald.“ Er wedelt mit einem Stoß Papiere, den er in der Hand hielt, vor Lena herum. „Man will die Rechtfertigung für die Holzabfuhr, die Ursachen für den Unfall und die Kompetenz des Vorarbeiters sehen. Und schuldig bin natürlich ich, als Auftraggeber, obwohl ich seit zwei Tagen in Glasgow bin. Papierkram“, schloss er wütend.
Kapitel 17
Als sie durch die Dorfstraße von Broadfield fuhren, bat der Ranger ganz unvermittelt: „Miss Mackingtosh, ich brauche Ihre Hilfe.“
„Wobei?“
„Ich muss der Polizei Rede und Antwort stehen. Die untersuchen den Unfallort im Wald und warten dort auf mich.“
„Und wie kann ich Ihnen helfen?“
„Sie waren sehr schnell am Unfallort, Sie haben alles aus nächster Nähe gesehen, man wird Sie auch vernehmen wollen.“
„Aber doch nicht jetzt sofort? Ich habe ein Wartezimmer voller nobler Patienten aus dem Sanatorium, die warten seit Stunden auf mich.“
„Die Polizei wird garantiert nicht stundenlang auf uns warten wollen. Bitte, kommen Sie mit.“
„So wie ich aussehe? Ich möchte mich wenigstens umziehen und frisch machen.“
„Bitte!“
Lena sah ihn an. Er wirkte tatsächlich besorgt. Sie zögerte noch einen Augenblick, dann dachte sie: Er hat mich einmal aus dem Dreck gezogen, also tue ich jetzt dasselbe für ihn. Dann sind wir quitt.
Sie nickte. „Okay, fahren Sie weiter.“ Dann holte sie ihr Handy aus der Gürteltasche, rief Amy an und bat: „Bitte sagen Sie im Sprechzimmer Bescheid. Ich bin als Zeugin in einen Unfall verwickelt und komme heute erst sehr spät in die Praxis. Wer nicht warten möchte, soll morgen kommen. Die Herrschaften sollen zurück ins Sanatorium marschieren, und morgen bin ich dann wieder für sie da.“
Der Ranger startete und sah Lena an. „Ich habe schon gehört, dass Ihr Wartezimmer neuerdings gut gefüllt ist.“
„Ja, die Herrschaften aus dem Sanatorium brauchen mich.“
„Seltsame Patienten, diese Nichtstuer.“
„Es sind Menschen, die Hilfe brauchen, und über die Art der Hilfe spreche ich nicht.“
„Hoffentlich sind die Honorare entsprechend.“
„Ich habe eine Arztpraxis und eine Alpakafarm zu bewirtschaften, wie Sie wissen. Vom Nichtstun kann ich nicht leben.“
„Ja, ja, ich weiß,“
Sie hatten die Eulenwälder erreicht. Sorgsam auf den Weg achtend bog der Ranger in die düster-schattigen Tiefen ein.
Am Morgen hatte Lena keine Zeit gehabt, sich mit den von allen Anwohnern gemiedenen Wäldern auseinanderzusetzen, jetzt fielen ihr wieder die grausamen Geschichten ein, die das Volk damit verband. Von mordenden Eulen und blutsaugenden Dämonen war da die Rede, von niemals zurückgekehrten Wanderern und verwirrten Kindern wurde getuschelt, und wie immer enthielten die bösen Gerüchte genau jenes Quentchen Wahrheit, das die Leute in ihrem Glauben bestärkte. Lena sah heimlich den Ranger an. Ihn schienen diese Geschichten nicht zu berühren. Na ja, dachte sie, er kann sich solche Gefühle auch nicht leisten, schließlich gehören die Eulenwälder zu seinem Revier, und ein Wildhüter, der an verrückte Geister und mordende Eulen glaubt, hat hier nicht zu suchen.
Sie erreichten die Unglücksstelle. Die Waldarbeiter standen etwas abseits um den Kran herum versammelt. Patrick McDoneral hielt, und sie gingen auf die Gruppe der Polizisten zu.
„Ich bin der zuständige Ranger. Was hier passiert ist, weiß ich noch nicht. Wie Sie sehen, bin ich eben erst eingetroffen. Am besten sprechen Sie direkt mit meinen Arbeitern.“ Er drehte sich um und nickte den Männern zu, die, verlegen ihre Mützen in den Händen drehend, näher kamen.
Harry Wool hob die Hand. „Ich bin der Vorarbeiter, ich kann es erklären.“ Kurz und knapp erzählte er, was passiert war. Die Beamten machten sich Notizen, der Ranger warf die eine oder andere Frage ein, und Lena sagte kurz, wie sie den Verletzten behandelt und den Rettungsdienst gerufen hatte. Zweifelnd sahen die Polizisten die junge Frau in dem seltsamen Outfit an. „Sie haben die Rettungsaktion geleitet?“
„Zusammen mit dem Vorarbeiter.“
Die Sergeants nickten anerkennend. „Wir müssen natürlich nachfragen. Das ist immerhin ein schwerer Unfall, den Sie da behandelt haben. Und ob der Mann überlebt, weiß noch keiner.“
Der Ranger mischte sich ein. „Für die Ärztin lege ich
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