Das Leuchten der schottischen Wälder
kleinen Ästen bedeckt. Der Stamm hatte sein linkes Bein, den linken Arm und einen Teil seiner linken Brust unter sich begraben. Lena bückte sich, entfernte den Schmutz vom Gesicht des Verunglückten und hob die Augenlider an. Dann tastete sie nach dem Puls an der Halsschlagader. Sie richtete sich auf. „Er lebt. Aber er muss so schnell wie möglich ins Krankenhaus. Wenn Rippen gebrochen sind und in die Lunge stechen, verblutet er. Aber der Stamm muss als Erstes weg.“
„Das schaffen wir nicht. Wir haben es schon versucht.“
„Dann holen Sie den Kran herunter.“
„Das geht nicht, der Abhang ist zu steil.“
„Haben Sie Seile?“
„Ja, ein paar.“
„Holen Sie die und auch ein Abschleppseil, alle Decken aus meinem Wagen und die zusammengeklappte Trage.“
„Was wollen Sie machen?“
„Den Stamm von oben wegziehen.“
Ein paar Männer kletterten den Abhang hinauf. Lena zog eine Spritze auf und befahl Harry, den rechten Arm des Verletzten freizumachen. Dann gab sie ihm die Injektion und nickte den Männern zu. „Sein Puls ist sehr schwach, ich muss ihn erst mal stabilisieren.“
Als die Männer mit den Seilen kamen, befahl sie, dicke Schlingen um die Stammenden zu legen. „Wenn ich sage ‚los’, dann muss der Kranführer von oben ziehen, und alle Männer müssen helfen, den Mann unter dem Stamm hervorzuholen. Aber vorsichtig und gleichmäßig, er darf eigentlich nicht bewegt werden. Postieren Sie sich so neben ihm, dass jeder einen Teil des Körpers greifen kann. Harry, Sie übernehmen den Kopf.“
Während der Kranführer mit den Seilen nach oben kletterte und zwei Arbeiter die Seilenden um den Stamm knoteten, legte Lena die Decken und die Trage neben den Verletzten. „Hier wird er draufgelegt, damit wir ihn nach oben tragen können.“
Endlich kam von oben der Ruf, dass die Seile am Kran befestigt waren. Ein Arbeiter kletterte den Hang hinauf, und auf Lenas Befehl hin gab er dem Kranführer das Signal, die Seile zu spannen und den Baum wegzuziehen. Als sich der Stamm für einen Augenblick löste, griffen die Männer zu, hoben den Verletzten unter dem Stamm hervor und legten ihn auf die Trage.
„Gut gemacht.“ Lena wandte sich an Harry: „Rufen Sie bitte den Ranger noch einmal an. Er soll sich beeilen. So ein Unfall zieht Untersuchungen nach sich, es wäre besser, er ist so schnell wie möglich in Barcaldine im Krankenhaus. Ich fahre den Verletzten sofort dorthin. Sagen Sie ihm das bitte.“
Die Arbeiter brachten die Trage vorsichtig nach oben auf den Waldweg und bauten die Sitze in Lenas Wagen um. Lena gab dem Verletzten eine weitere Spritze. Als sie beobachtete, dass ihm das Atmen immer schwerer fiel, schloss sie das Sauerstoffgerät an und deckte ihn trotz der Wärme mit einer Decke zu.
„Sie haben wohl alles dabei?“, bemerkte Harry und sah neugierig in ihren Wagen.
„Alles was man für Notfälle braucht. Das muss in abgeschiedenen Gegenden sein.“
„Mir wird ganz schlecht, wenn ich an die Folgen des Unfalls denke.“
„Sind Sie für die Gruppe verantwortlich?“
„Ja, aber für den Kranführer eigentlich nicht. Der gehört zu der Firma, die das Holz kauft.“
„War es seine Schuld, dass der Stamm abrutschte?“
„Eigentlich ja, die Zange hat nicht richtig gegriffen.“
„Na also.“
„Ich bin der Vorarbeiter, ich hätte das prüfen müssen. Aber so etwas ist noch nie vorgekommen.“
Lena kniete neben dem Verletzten auf dem Waldboden und schiente notdürftig den linken Arm und das verletzte Bein. Ab und zu verspürte sie ein leichtes Zucken seiner Finger, aber er kam nicht zu Bewusstsein. Das ist auch gut so, dachte sie, ich kann ihm keine Schmerzmittel geben ohne vorherige Untersuchungen, und er wird wahnsinnige Schmerzen haben, wenn er wach wird.
Lena sah auf die Uhr. Fast zehn, das dauert alles viel zu lange. Ich glaube nicht, dass der Mann die lange Fahrt nach Barcaldine übersteht. Ich muss einen Rettungshubschrauber bestellen, der uns am Rand vom Eulenwand abholt, aber bis dahin muss einer der Männer mich begleiten und den Verletzten beobachten. Außerdem muss er meinen Wagen anschließend zur Paso Fernando bringen. Denn ganz gleich, wie ich zurückkomme, der Wagen muss immer zur Verfügung stehen. Kurz entschlossen bat Lena den Vorarbeiter, die Polizeistation in Barcaldine zu alarmieren und einen Hubschrauber anzufordern, während sie selbst ihren Wagen startete und so langsam wie möglich über den Waldboden zurück auf den Weg und zum Rand des
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