Das Leuchten der schottischen Wälder
Eulenwaldes fuhr, um dort auf die Maschine zu warten. Noch einmal überprüfte sie den Zustand des Verletzten, gab ihm noch eine Injektion zur Stärkung und erklärte dann dem Waldarbeiter, der sie begleitet hatte, wie der Wagen mit seinem Allradantrieb bedient werden müsse und wo er den Land Rover abstellen solle.
Nach endlos langen Minuten hörten sie ein Motorengeräusch näher kommen. Dann sahen sie den Hubschrauber durch das Tal von Broadfield fliegen und nach einer Suchrunde auf einer Weide in der Nähe des Wagens landen. Zwei Sanitäter sprangen heraus, während der Hubschrauber wendete. Lena erklärte ihnen die Situation und ihre Behandlung, und die Sanitäter betteten die Trage mit wenigen geübten Griffen in die Maschine.
Eine halbe Stunde später landeten sie in Barcaldine. Der Verletzte wurde in die Notaufnahme gebracht, Lena berichtete von ihren Hilfsmaßnahmen, fertigte im Büro des Chefarztes das notwendige Protokoll an und verabschiedete sich von dem behandelnden Arzt. Draußen vor der Notaufnahme stand einer der Sanitäter aus dem Hubschrauber mit ihrer Trage und den Decken. „Ich weiß nicht, wohin die Sachen gebracht werden sollen“, bemerkte er etwas unschlüssig, denn unter den Arm nehmen konnte die Ärztin die Sachen natürlich nicht.
„Vielen Dank.“ Lena holte ihr Handy aus der Gürteltasche. „Ich werde die Polizeistation anrufen und um Hilfe bitten“, sagte sie müde lächelnd. „Zu Fuß und mit diesem Gepäck im Arm kann ich natürlich nicht nach Broadfield laufen.“
Aber die Hilfe kam von anderer Seite. Mit kreischenden Bremsen fuhr Patrick McDoneral auf den Vorplatz des Krankenhauses, sprang aus dem Land Rover und rief schon von weitem: „Was ist los? Wie geht es Charles?“
„Er wird untersucht, er ist in besten Händen“, versicherte ihm der Sanitäter und zeigte auf Lena. „Eine bessere Hilfe hätte er gar nicht bekommen können.“
Der Ranger betrachtete sie von oben bis unten, und Lena spürte, dass sie rot wurde. Sie zog ihr T-Shirt glatt und richtete sich die Haare. „Sie haben mich während meiner Joggingrunde erwischt, da blieb zum Umziehen keine Zeit.“
„Unfälle nehmen keine Rücksicht auf die Befindlichkeiten der Betroffenen“, erklärte der Ranger verärgert und lief ins Krankenhaus.
„Dankbar ist der nicht gerade“, sagte der Sanitäter verblüfft und sah Lena fragend an.
„Er wird eine Menge Ärger bekommen“, versicherte Lena, „und das weiß er.“
„Warum denn?“
„Er ist der zuständige Ranger und für alles verantwortlich, was in seinem Revier passiert.“
„Na ja, einer muss immer die Verantwortung tragen, das ist überall so. Und was machen Sie jetzt, wie kommen Sie nach Broadfield?“
„Ich bitte die Polizei um Hilfe, schließlich war das ja ein offizieller Unfall, da wird man mir schon helfen.“
„Na, dann viel Glück. Ich gehe jetzt wieder rein, sonst ist unsere Alarmstation nicht besetzt.“
„Ja, natürlich, und vielen Dank für die Hilfe.“
Lena rief auf dem Polizeirevier an, doch wie man ihr mitteilte, waren Sergeant Marloff und zwei andere Polizisten zur Zeit unterwegs. Ein Unfall jenseits der Eulenwälder sei gemeldet worden, und sie müssten sich um die Ursache und die Folgen kümmern.
Lena bemühte sich, ihren Ärger nicht zu zeigen. „Da haben wir uns kurz verpasst“, erklärte sie dem Unbekannten am Telefon. „Die Polizei war auf dem Landweg unterwegs und ich mit dem Verletzten in der Luft.“
Unsicher, wie es nun weitergehen sollte, sah sie sich um. Mir bleibt nichts anderes übrig, als ein Taxi zu nehmen, eine verdammt teure Angelegenheit, dachte sie, und das bei meinem Aussehen und mit diesem Gepäck. Wütend stieß sie mit dem Fuß gegen die Trage.
„Die kann wirklich nichts dafür“, hörte sie eine verärgerte Stimme und drehte sich verblüfft um. Hinter ihr stand Patrick McDoneral.
„Da haben Sie recht, Mister, aber da ich nicht weiß, wie ich nach Hause kommen soll, darf ich schon wütend werden, oder?“
„Sie haben den Chauffeur direkt neben sich stehen.“
Dankbar sah sie ihn an. „Das verschafft mir natürlich eine gewisse Erleichterung. Ich würde dann aber gern bald fahren. Eine Dusche, ein Frühstück und frische Kleidung kann ich inzwischen gut gebrauchen.“
„Da haben Sie natürlich recht, obwohl, die Joggingmontur steht Ihnen auch.“
„Als Privatperson ja, aber als approbierte Ärztin nicht unbedingt. Hier im Krankenhaus hatte ich gewisse Probleme, meine Anwesenheit zu
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