Das Leuchten der schottischen Wälder
kämen gleich ins Haus. Aber der Fischereimeister von Quarries hat vor zwei Minuten angerufen. Einer seiner Arbeiter hat eine Verrenkung an der Schulter, ob Sie mal vorbeischauen könnten.“
„Und wo finde ich den Arbeiter? Eine Verrenkung kann sehr schmerzhaft sein.“
Amy holte eine Skizze vom Tisch. „Hier, er hat die Stelle beschrieben. Es ist der letzte Teich der Dover-Anlage, Sie können mit dem Auto bis ans Ufer fahren.“
Lena holte ihre Straßenkarte aus dem Wagen und verglich die Beschreibung mit der Skizze des Schäfers. „Das trifft sich gut. Ich wollte ganz in die Nähe. Hat er etwas gesagt, wie es zu dem Unfall kam?“
„Der Mann ist mit einem kleinen Bulldozer umgekippt, als er eine Schleuse reinigen wollte.“
„Gut, dann hole ich nur meinen Picknickkorb aus der Küche, und Sie rufen bitte den Fischereimeister an und sagen ihm, dass ich unterwegs bin.“
„Ein Glück, dass es diese Handys gibt.“
„Ja, es erleichtert die Arbeit sehr.“ Lena ging in die Küche und holte den Korb aus der Speisekammer. „Ich habe reichlich eingepackt, den Rest kann der Schäfer als Abendessen nehmen“, versicherte die Haushälterin.
„Danke, Amy.“
Und schon saß Lena wieder im Wagen und fuhr zu der Stelle, die Amy beschrieben hatte. „Verletzte gehen vor“, dachte sie hungrig und versuchte, sich auf den für den öffentlichen Verkehr gesperrten Landwegen nicht zu verfahren.
Hier am Rande des Naturschutzparks in der Nähe der Dörfer grasten Gallowayrinder auf den Wiesen, ein paar Bauern brachten die zweite Heuernte ein. Dann tauchte die Teichlandschaft vor Lena auf. Wohlgepflegte Becken mit befahrbaren Uferwegen lagen wie mit dem Lineal abgemessen in der Gegend. Sorgfältig gepflegte Siele leiteten frisches Wasser vom Loch Etive in die Teiche. Am Uferrand eines kleinen Flusses, der sein wildes Gebaren nach einem Gewitter wieder eingestellt hatte, tauchten Weiden ihre Zweige ins Wasser.
Am letzten Teich sah Lena eine Gruppe von Männern stehen. Sie umringen wohl den Verletzten, dachte sie und lenkte ihren Wagen mit dem Allradantrieb vorsichtig über die schmalen Dämme zwischen den Wasserflächen.
Die Verletzung des Arbeiters war zum Glück nicht schwer, keine Bänder gerissen, keine Knochen gebrochen. Lena renkte das Schultergelenk mithilfe eines anderen Arbeiters, der den Verletzten halten musste, wieder ein, legte ihm einen festen Verband an und verordnete Ruhe. „Sobald die Schwellung abgeklungen ist und die Schmerzen nachlassen, kommen Sie in meine Praxis, damit ich die Schulter röntgen kann. Ich will sicher sein, dass das Gelenk in der richtigen Stellung liegt und keine Muskeln oder Sehnen beschädigt sind. Vorläufig sind Sie krankgeschrieben.“
Und zu dem Fischereimeister sagte sie: „Lassen Sie den Mann nach Hause bringen, er braucht Bettruhe, damit sich nicht noch Blutergüsse oder Entzündungen entwickeln.“
„Ich fahre ihn selbst nach Hause und sage seiner Frau, wie sie ihn behandeln soll.“
„Die Schulter muss absolut ruhig gestellt werden.“ Lena füllte eine Bescheinigung aus und gab sie dem Verletzten. „Hier ist Ihre Krankschreibung, und ich sehe Sie spätestens in einer Woche zum Röntgen.“
Der Arbeiter, blass, mit ängstlich aufgerissenen Augen und schmerzverzerrtem Mund, nickte nur. Lena legte ihm die Hand auf die unverletzte Schulter. „Es kommt alles wieder in Ordnung, aber es wird eine Weile dauern. Hier sind einige Schmerztabletten, nehmen Sie die vor dem Schlafengehen, morgen sieht dann alles schon wieder besser aus.“ Sie schloss ihren Arztkoffer und verabschiedete sich.
Es war fast drei Uhr, als sie losfuhr, um den Schäfer zu treffen. Aber sie kam nicht weit. Kurz bevor sie den Brombeerweg erreichte, hörte sie das jämmerliche Schreien eines Tieres und die wütende Stimme eines Mannes. Langsam fuhr sie weiter, die Schreie wurden lauter. Dann sah sie auf dem Weg zu einer kleinen Hütte den geparkten Land Rover des neuen Rangers.
Wenn mich nicht alles täuscht, dann ist das das Cottage von Colleen, dachte Lena und fuhr langsam weiter. Das Geschrei kam aus dem Garten, den eine dichte Eibenhecke zum Weg hin abschloss. Lena hielt an und stieg aus. Langsam ging sie um die Hecke herum. Im Garten blühten Klematis und ein später Jasmin. Steinerne Ziergefäße quollen über von Geranien und Petunien. Von kleinen Buchsbaumhecken unterteilt, standen auf kleinen Parzellen Kräuterstauden und unbekannte Blattgewächse. Auf kleinen Beeten wuchsen
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