Das Leuchten der schottischen Wälder
geöffnet, es wird nicht mehr lange dauern, und hören Sie auf zu schimpfen. Sie brauchen Ihre Luft zum Atmen. Und wenn ich sage ‚pressen’, dann wird gepresst und weiter nichts.“
In der Tür erschien der Wildhüter. Vorsichtig steckte er den Kopf durch den Spalt, schob einen Wassereimer herein und verschwand wieder. Lena befeuchtete ein Tuch, rieb damit den Körper der Schwangeren ab und reinigte den Unterleib. Bei allem Ärger über die halsstarrige Frau stellte sie fest, dass der Raum, das Bett, die Wäsche sowie der Körper der Frau überaus sauber und gepflegt waren. Sie ging zu einem Wäscheregal, holte frische Tücher und deckte die Frau damit zu. Dabei kontrollierte sie ständig die Stärke der Wehen, den Blutdruck und die Lage des Kindes.
„Alles wird gut gehen“, versuchte sie die Frau zu beruhigen.
„Sag ich doch“, konterte die mit schmerzverzerrter Stimme.
Und dann ging doch nicht alles gut. Statt des Köpfchens kam ein Arm durch den Geburtskanal, und das Kind steckte mit verdrehter Schulter in der Scheide fest.
Lena rief den Ranger. „Kommen Sie herein, ich brauche Sie, mit gewaschenen Händen, bitte!“ Als er zögernd in der Tür stand, fügte sie hinzu: „Ziehen Sie die Uniformjacke aus und Gummihandschuhe an. Die sind in meinem Koffer.“
„Was um Himmels willen wollen Sie von mir?“
„Hilfe und ein bisschen von Ihrer Kraft. Sie müssen die Frau festhalten.“
Trotz ihrer Schmerzen versuchte die schwangere Frau aufzustehen: „Raus, gehen Sie raus, lassen Sie mich alleine“, keuchte sie und wand sich aus dem Bett.
Die Ärztin und der Wildhüter sprangen hinzu und fingen sie auf. „Still liegen“, befahl Lena und sagte zum Ranger gewandt: „Und Sie stellen sich neben das Bett und halten die Frau fest. Einen Arm schlingen Sie um ihre Kniekehlen und ziehen die Beine so hoch wie möglich, damit ich sehe, was ich mache, mit dem anderen Arm drücken Sie die Schultern nach unten.“
„Was haben Sie vor?“ stotterte der Mann.
„Ich muss versuchen, das Kind zu drehen, damit der Kopf nach vorn kommt.“
„Um Gottes willen, und das alles hier in diesem Cottage? Kann man sie nicht in ein Krankenhaus bringen?“
„Dazu ist es viel zu spät. Keine Angst, ich kenne so einen Eingriff.“
Lena zog frische Handschuhe an, desinfizierte sie und rieb sie mit einer Creme ein. Sie deckte ein steriles Tuch über den Leib der Frau, forderte sie auf, ruhig zu atmen und das Pressen einzustellen und schob ihre Hand in die Scheide. Mit wenigen Griffen drängte sie das Ärmchen zurück, drehte die Schulter in die richtige Lage und hielt bei der nächsten Presswehe das Köpfchen in der Hand. „Wir haben es geschafft“, rief sie glücklich, „der Körper kommt. Ich gratuliere Ihnen zu einem kleinen Mädchen.“ Und selbst etwas erschöpft fügte sie hinzu: „Ein prächtiges Kind haben Sie da geboren.“ Sie trennte die Nabelschnur durch, wickelte das Baby in ein Handtuch und reichte es der Mutter. Dann fing sie mit einer Papiermanschette die Nachgeburt auf.
Erschöpft ließ der Wildhüter die Beine der Frau los und richtete sich blass und verstört wieder auf. Aber Lena brauchte ihn noch. „Ich muss heißes Wasser haben, und danach entsorgen Sie bitte das hier.“ Ohne Rücksicht auf seine Blässe drückte sie ihm das Päckchen mit der Nachgeburt in die Hand. Und während der Ranger im Nebenraum Feuer machte und einen Kessel mit Wasser aufsetzte, wusch Lena die Frau. „Für Sie habe ich nur kaltes Brunnenwasser, tut mir leid, aber Ihr Baby waschen wir mit warmem Wasser, es soll ja nicht gleich zu Tode erschrecken.“
Die Mutter lächelte ihr Kind unter Tränen an. „Allein hätte ich es wohl nicht geschafft?“, fragte sie leise.
„Nein, vor allem Ihr Baby hätte das nicht geschafft. Aber nun ist ja alles gut.“
„Danke!“, schluchzte die Frau und ließ sich umbetten. Dann gab sie ihr Kind ab, damit es gebadet, gemessen, gewogen und gewickelt werden konnte. Alles musste seine Ordnung haben.
Von der Tür aus sah Lena dem Ranger nach, wie er mit einem Spaten bewaffnet zum Waldrand ging, um die Nachgeburt zu vergraben. Fröhlich rief sie ihm nach: „Sie können sich dann auch wieder den Ziegen widmen.“
Es war beinahe fünf Uhr, als sie sich auf den Weg zum Schäfer machte. Die Mutter saß inzwischen auf der Bank vor der Hütte und wiegte ihr Kind in den Armen.
„Wohin fahren Sie?“, rief ihr der Ranger nach, als sie zum Wagen ging.
„Zum Schäfer in den Wald, ich habe sein
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