Das Leuchten des Himmels
Schmährede, dass es ein Fehler gewesen sei, so einen faulen, aufgeblasenen Außenseiter einzustellen, aus dem Raum gestürmt.
Das berührte Nate jedoch nicht weiter, und so gab er Otto das Gewehr, nahm ein Sprechfunkgerät und machte sich auf den Weg zur Bank.
Irgendwo auf der weiten, weiten Welt, stellte Nate sich vor, gab es sicherlich einen Ort, wo es im Februar noch kälter war als in Lunacy, Alaska. Und er betete zu Gott, dass ihm ein Aufenthalt dort auf ewig erspart blieb.
Es hatte aufgeklart, und dies bedeutete, dass der klebrige Dunst sich gehoben hatte und verschwunden war. Die Sonne strahlte, und mit ein wenig Glück schaffte sie es bis zum Nachmittag vielleicht auf schweißtreibende sechs Grad. Ein regenbogenfarbener Kreis umrundete die Sonne, ein farbenprächtiger Halo aus Rot-, Blau- und Goldtönen. Peter hatte ihm erklärt, dass man das Nebensonne nannte.
Die Menschen liefen durch die Straßen und nutzten den hellen Morgen, um ihren Geschäften nachzukommen. Manche grüßten ihn oder winkten ihm zu.
Er sah Johnny Travani, den hoffnungsvollen Bräutigam, der auf dem Gehweg mit Bess Mackie schwatzte, und Deb vor dem Laden beim Fensterputzen, als wäre es ein schöner Frühlingstag.
Mit einem Handzeichen begrüßte er Mitch Dauber, der im Fenster von KLUN saß, Schallplatten abspielte und das Leben in Lunacy beobachtete. Er rechnete damit, dass Mitch zum Tagesausklang eine Weisheit über den Elch zum Besten geben würde.
Februar. Es traf ihn wie ein Schlag, als er Ecke Lunatic und Denali
stand. Irgendwie war der Februar schon so weit fortgeschritten, dass es fast schon März war. Und bald schon hatte er seine Sechzig-Tage-Frist erreicht, die er sich für die Rückkehr gesetzt hatte. Und er war immer noch hier.
Mehr als hier, überlegte er. Wurde hier heimisch.
Gedankenverloren querte er die Straße und betrat die Bank.
Zwei Kunden standen am Schalter und wickelten dort ihre Geschäfte ab, ein weiterer holte sich die Post aus seinem Postfach. Aus der Art und Weise, wie sie und die Bankangestellten ihn ansahen, schloss Nate, dass Ed beim Hereinkommen wohl noch wütend gewesen war.
Er nickte zum Gruß, als plötzlich alle schwiegen, und trat dann durch die niedrige Schwingtür, die den Schalterraum von den Büros trennte.
Es gab zwar keinen Autoschalter, und es schlichen draußen auch keine bewaffneten Polizisten in Zivil herum, aber im Schalterraum lag ein hübscher Teppich, und an den Wänden hingen Bilder, und es herrschte eine Atmosphäre der Tüchtigkeit und Kompetenz.
Er näherte sich der Tür mit Ed Woolcotts Namen auf glänzendem Messingschild und klopfte.
Ed öffnete ihm selbst und schnaubte. »Sie müssen warten. Ich telefoniere.«
»Gut.« Als ihm die Tür vor der Nase zugedonnert wurde, schob Nate seine Hände in die Taschen und studierte die Gemälde.
Ihm fiel auf, dass eins davon, welches ein Totem im verschneiten Wald zeigte, von Ernest Notti signiert war. Einer von Peters Verwandten?, überlegte er. Noch immer gab es viel, was er über seine Lunatics noch in Erfahrung bringen musste.
Er sah sich um. Zwischen den Schalterkräften und den Kunden gab es kein Schutzglas, aber man hatte Überwachungskameras angebracht. Er hatte sich die Örtlichkeiten bereits angesehen, ehe er sein eigenes Konto eröffnete.
Die Gespräche schienen wieder in Gang zu kommen, er fing einzelne Fetzen auf. Die Filmnacht, der bevorstehende Kuchenverkauf zugunsten der Schulband, das Wetter, das Iditerod-Rennen. Kleinstadtgeplauder, nichts von der Art, das er gehört hätte, wenn er eine der Filialen seiner Bank in Baltimore betreten hätte.
Ed ließ ihn zehn Minuten lang warten, eine kleine Machtprobe, und öffnete ihm dann mit versteinerter Miene, aber ein klein wenig geröteten Wangen, die Tür.
»Ich möchte Sie davon in Kenntnis setzen, dass ich bei der Bürgermeisterin offiziell Beschwerde gegen Sie eingereicht habe.«
»In Ordnung.«
»Ich mag Ihre Art nicht, Chief Burke.«
»Ich nehme es zur Kenntnis, Mr Woolcott. Wenn das alles ist, was Sie mir zu sagen haben, muss ich wieder zurück aufs Revier.«
»Ich möchte mich erkundigen, was Sie wegen des Diebstahls meines Eigentums zu tun gedenken?«
»Darum kümmert sich Otto.«
»Mein Besitz ist verwüstet und beschädigt worden. Eine teure Angelausrüstung ist gestohlen worden. Ich glaube, dass mir die Aufmerksamkeit des Chief of Police zustehen würde.«
»Die haben Sie bekommen. Es ist ein ordentlicher Bericht geschrieben worden, und der
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