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Das Leuchten des Himmels

Das Leuchten des Himmels

Titel: Das Leuchten des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberts Nora
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ich noch einen Winter überstehen soll – meinen zweiten hier. Ich war einunddreißig und hatte mein Ziel, zu meinem dreißigsten Geburtstag verheiratet zu sein, verpasst.«
    Sie lächelte leicht. »Das war einer der Gründe, weshalb ich überhaupt nach Alaska gekommen bin. Es war eine Vernunftentscheidung. Und ich erinnere mich, ein wenig verzweifelt gewesen zu sein, und dass ich mir auch ein bisschen Leid tat. Ein wenig war ich auch auf Max sauer, weil er mich nicht gefragt hatte. Und deshalb erinnere ich mich – Sie finden das hier schriftlich festgehalten -, dass er in jenem Winter ein paar Wochen weg war. Es muss im Februar gewesen sein, aber ich bin mir nicht ganz sicher. Im Winter geht ein eisiger Tag in den anderen über, vor allem wenn man allein ist.«
    »Wohin wollte er denn, hat er Ihnen das gesagt?«
    »Auch daran erinnere ich mich, denn ich bin deswegen schnippisch zu ihm gewesen. Er sagte, er werde nach Anchorage gehen, dann runter nach Homer – ein paar Wochen in den Südosten, um dort Buschpiloten zu interviewen und sich von einigen herumfliegen zu lassen. Für die Zeitung und als Recherche für den Roman, an dem er arbeitete.«
    »Ist er damals viel gereist?«
    »Ja. Auch das habe ich aufgeschrieben. Er sagte, er werde zirka vier oder fünf Wochen unterwegs sein, und das passte mir gar nicht, zumal zwischen uns noch alles in der Schwebe war. Ich weiß das, denn er kam eher zurück als erwartet, aber er besuchte mich nicht einmal. Man erzählte mir, er habe sich in der Redaktion vergraben. Hauste mehr oder weniger dort. Und ich war viel zu wütend, um den ersten Schritt zu tun.«
    »Wie lange kannten Sie sich vorher?«
    »Eine Zeit lang. Ich war sauer auf ihn. Aber schließlich war ich doch verrückt genug nach ihm, um ihn zu besuchen. Ich weiß, dass das Ende März oder Anfang April war. Wir hatten das Klassenzimmer
für Ostern geschmückt. Ostern traf in diesem Jahr auf den ersten Aprilsonntag – ich habe es überprüft. Ich weiß noch, dass ich mit all den gefärbten Eiern und Hasenbildern dasaß und meinen Groll auf Max nährte.«
    Sie strich mit der Hand über den Stapel Blätter. »An diesen Teil erinnere ich mich noch ganz genau. Er hatte sich in der Zeitungsredaktion eingeschlossen. Ich musste laut an die Tür klopfen. Er sah schrecklich aus – dünn und unrasiert, das Haar zerzaust. Er stank. Überall auf dem Schreibtisch lag Papier verteilt.«
    Sie seufzte ein wenig. »Wie das Wetter war, weiß ich nicht mehr, Nate. Auch nicht, wie es in der Stadt aussah, aber wie er aussah, das weiß ich noch ganz genau. Und ich erinnere mich genauso exakt, wie es in seinem Büro ausgesehen hat. Kaffeetassen, überall stand Geschirr verteilt, die Abfalleimer quollen über, Müll auf dem Fußboden. Die Aschenbecher voller Kippen – damals rauchte er.
    Das habe ich alles aufgeschrieben«, sagte sie und strich erneut die Seiten glatt. »Er arbeitete an seinem Roman – jedenfalls ging ich davon aus – und sah aus wie ein Irrsinniger. Ich weiß nicht, warum das auf mich so anziehend gewirkt hat. Aber ich hielt ihm eine Predigt. Erklärte ihm, ich sei fertig mit ihm. Wenn er glaube, mich derart behandeln zu können, müsse er sich was anderes einfallen lassen und so weiter. Ich tobte und schimpfte, aber er sagte kein Wort. Als ich außer Atem war, kniete er vor mir nieder.«
    Sie machte eine Pause, presste die Lippen zusammen. »Inmitten all der Unordnung. Er erbat sich eine zweite Chance. Meinte, er brauche eine. Und bat mich, ihn zu heiraten. Wir heirateten gleich darauf im Juni. Ich wollte eine Junibraut sein, und da ich nun schon den Termin meines dreißigsten Geburtstags verpasst hatte, kam es auf ein paar Monate mehr auch nicht an.«
    »Hat er je mit Ihnen über die Zeit seiner Abwesenheit gesprochen?«
    »Nein. Und ich habe auch nicht gefragt. Es schien mir nicht wichtig zu sein. Er sagte nur, er habe dabei gelernt, wie es sei, allein zu sein, wirklich allein, und dass er nicht mehr allein sein wolle.«
    Nate zog im Geiste die Verbindungslinien zu den Namen auf seiner Liste nach. »Hatte er jemals einen besonderen Zusammenstoß mit Bing, oder verband ihn eine besondere Freundschaft mit ihm?«

    »Bing? Nein, Freundschaft auf keinen Fall. Max versuchte, sich gut mit ihm zu stellen, zumal er wusste, dass Bing mit mir ausgegangen ist.«
    »Bing?«
    »Ausgehen ist vielleicht ein Euphemismus. Er war nicht am Essengehen und Tanzen interessiert, wenn Sie mir folgen können.«
    »Und sind Sie

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