Das Leuchten des Himmels
haben Sie das Haus verlassen?«
Lara senkte den Kopf und sah mit starrem Blick auf die Tränen, die auf ihre Hände tropften.
»Kurz nach sechs«, sagte Joe und fing an, seiner Frau über die Schulter zu streichen.
»Dann sind Sie direkt zum Rathaus gegangen?«
»Ja. Ich denke, so gegen halb sieben sind wir angekommen. Das war zwar sehr früh, aber wir sitzen gern ganz vorne. Wir ließen unsere Jacken auf den Stühlen liegen. In der dritten oder vierten Reihe auf der linken Seite. Und dann unterhielten wir uns eine Weile.«
Nate ging alles mit ihnen durch. Mit wem sie sich unterhielten, wer neben ihn saß.
»Hat es jemals eine Beschwerde über den Hund gegeben?«
»Nein.« Joe seufzte. »Na ja, vielleicht ein paar Mal, als er noch ein Welpe war. Da hat er gebellt, sobald ein Blatt geraschelt hat. Und einmal ist er ausgebüxt und hat Tim Tripps Stiefel angeknabbert,
die auf der Hintertreppe standen. Aber das ist schon Jahre her. Tim hat sich damals gar nicht mehr eingekriegt, weil diese blöden Stiefel fast größer als Yukon waren. Er wurde ruhiger, als er erwachsen wurde.«
»Und was ist mit Ihnen beiden? Hatten Sie in letzter Zeit ein Problem mit jemandem? Einen Streit?«
»Ich hatte einen mit Skinny Jim wegen des Iditarod-Rennens. Es wurde ziemlich hitzig. Aber so etwas kommt vor. Die Leute stacheln sich auf wegen des Iditarod, und jeder hat seine Favoriten.«
»Ich musste Ginny Mann zwei Mal in die Schule zitieren, weil ihr Junge zwei Mal abgehauen ist.« Lara fummelte ein Taschentuch heraus. »Sie war nicht begeistert darüber und von mir auch nicht.«
»Wie alt ist der Junge?«
»Acht.« Sie zwinkerte heftig. »O Gott nein, Joshua hätte Yukon das niemals antun können, Nate. Er ist ein gutes Kind – er geht nur nicht gern zur Schule, aber er hätte nie meinen Hund umgebracht, nur weil er sauer auf mich ist. Und Ginny und Don, das sind gute Menschen. Sie hätten nie...«
»Also gut, wenn Ihnen noch was einfällt, dann lassen Sie es mich wissen.«
»Ich möchte, ich möchte mich dafür entschuldigen, dass ich Sie vorhin so angefahren habe.«
»Machen Sie sich deswegen keine Gedanken, Lara.«
»Nein, das war nicht richtig. Es war nicht richtig, und es war nicht... Sie haben das Leben meines Sohnes gerettet.«
»So weit würde ich nicht gehen.«
»Sie haben geholfen, es zu retten, und für mich kommt das aufs Gleiche raus. Ich hätte mich nicht so benehmen dürfen. Joe hat versucht, mich zu beschwichtigen, aber ich ließ es nicht zu. Ich liebte diesen Hund.«
Nachdem sie gegangen waren, deckte Nate seine Falltafel ab. Als er gerade die Fotos anheften wollte, die er in der vergangenen Nacht gemacht hatte, kam Peter herein. »Alles okay, Chief?«
»Ja.«
»Ich hätte es natürlich schaffen müssen, Mrs Wise zu beruhigen. Aber mir kam alles hoch. Ich, also, Steven und ich, wir waren viel
zusammen, und... ich bin mit dem Hund groß geworden. Mein Papa, der hat die Schlittenhunde, und die sind großartig. Aber nicht das Gleiche wie ein Haustier. Selbst als Steven schon auf dem College war, ging ich manchmal rüber, um Yukon zu sehen. Deshalb hat es mir wohl auch gestern Abend so zugesetzt.«
»Sie hätten es mir sagen sollen.«
»Ich... ich war einfach aufgewühlt. Hm, Chief? Wird das hier unsere offene Falltafel? Ich meine, sollen wir Kopien von Notizen und andere fallrelevante Dinge an diese Tafel heften?«
»Nein.«
»Aber... Sie haben doch gerade Yukon angebracht.«
»Das ist richtig.«
»Sie glauben also, dass das, was mit Yukon passiert ist, in Verbindung zu den anderen steht? Ich komme mir dumm vor, aber ich verstehe es nicht.«
»Es ist vielleicht auch dumm zu denken, die einzelnen Fälle hängen zusammen.«
Peter trat näher. »Warum tun Sie’s dann?«
»Noch habe ich kein eindeutiges Motiv dafür, warum jemand diesen Hund umgebracht hat.« Nate ging zu seinem Schreibtisch, schloss eine Schublade auf und holte das versiegelte Messer und die Handschuhe heraus. »Dies hier gehört Bing. Er hat beides gestern Morgen als gestohlen gemeldet.«
»Bing?« Peters Augen wurden groß. » Bing ?«
»Er neigt zu Wutausbrüchen. Er hat eine Akte, und in der stehen überwiegend tätliche Übergriffe. Gewalttätiges Verhalten.«
»Ja, aber... Mein Gott.«
»Es gibt mehrere Möglichkeiten, das zu beleuchten. Bing gerät irgendwann mit Joe in Streit. Oder Joe und Lara machen irgendetwas, das ihn aufbringt. Er brütet darüber, beschließt, ihnen eine Lektion zu erteilen. Also nimmt er
Weitere Kostenlose Bücher