Das Leuchten des Himmels
Aussicht habt, bei der einem das Herz stehen bleibt. Aber ich weiß, was es heißt, Bulle zu sein, und deshalb bin ich hier.«
Wusste es, dachte er. Wusste, was es heißt. Und seine Handflächen wurden feucht.
Jetzt würde er gleich stottern – das spürte er -, dann traf sein Blick die gletscherblauen Augen der Frau in Rot. Ihre Lippen bogen sich ein klein wenig, aber ihre Augen blieben auf ihn gerichtet, als sie den silbernen Becher hob, um zu trinken.
Er hörte sich sprechen. Möglicherweise wandte er sich auch nur an sie. »Meine Aufgabe ist es, diese Stadt zu schützen und ihr zu dienen, und das werde ich tun. Vielleicht werden Sie mich verachten, weil ich von ›draußen‹ komme und mich erdreiste, Ihnen zu sagen, was Sie nicht tun dürfen, aber daran werden wir uns alle gewöhnen. Ich werde mein Bestes tun. Dann sind Sie gefragt, zu entscheiden, ob es gut genug ist. Das war’s.«
Erst wurde nur vereinzelt geklatscht, dann wuchs der Applaus. Nate ertappte sich dabei, dass sein Blick wieder an der blauäugigen Frau hängen blieb. Sein Magen verknotete sich, entknotete sich und verknotete sich wieder, als dieser oberlippenschwere Mund sich in einem Winkel zu einem kleinen Lächeln verschob.
Er hörte, wie Hopp die Sitzung für beendet erklärte. Mehrere Leute drängten nach vorne, um mit ihm zu sprechen, und er verlor die Frau in der Menge. Als er sie wieder entdeckte, sah er gerade noch den roten Parka auf die Seitentür zusteuern.
»Wer war das?« Er bahnte sich seinen Weg, bis er Hopps Arm greifen konnte. »Diese Frau, die später kam – roter Parka, schwarze Haare, blaue Augen.«
»Das wird Meg gewesen sein. Meg Galloway. Charlenes Tochter.«
Sie hatte ihn sich genau ansehen wollen – besser als tags zuvor, als er wie ein brütender und verbitterter Held aus einem Schauerroman am Fenster gestanden hatte.
Gut sah er trotzdem aus, entschied sie, aber aus der Nähe wirkte er eher traurig als bitter.
Wirklich schade. Bitter hätte ihr eher entsprochen.
Er hatte sich gut im Griff, das musste sie ihm lassen. Ist auf die Beleidigung eingegangen – dieses Arschloch Bing -, hat gesagt, was es dazu zu sagen gab, und gleich darauf weitergemacht.
Mit einer in Lunacy herumstochernden Polizeitruppe hätten sie es jedenfalls schlechter getroffen. Ihr konnte das egal sein, solange er seine Nase nicht in ihre Angelegenheit steckte.
Da sie schon mal in der Stadt war, beschloss sie, ein paar Einkäufe zu erledigen und Vorräte einzuladen.
Sie sah am Corner Store das »Geschlossen«-Schild und seufzte tief. Dann fischte sie ihren Schlüsselring aus dem Beutel. Sie fand den mit der Aufschrift CS und schloss auf.
Nachdem sie sich ein paar Schachteln genommen hatte, fing sie an, sich durch die Gänge zu arbeiten. Getreide, Nudeln, Eier, Dosenware, Toilettenpapier, Mehl, Zucker. Sie stellte die erste Schachtel auf der Theke ab und füllte die nächste.
Sie schleppte gerade einen Fünfzig-Pfund-Sack mit Hundefutter, als die Tür aufging und Nate eintrat.
»Es ist geschlossen«, keuchte Meg, als sie den Sack neben der Theke auf den Boden stellte.
»Das sehe ich.«
»Wenn Sie sehen, dass geschlossen ist, was tun Sie dann hier?«
»Komisch. Das wollte ich Sie gerade fragen.«
»Ich brauche Ware.« Sie trat hinter die Theke und zog ein paar Schachteln Munition heraus, die sie in ihre Schachtel legte.
»Das habe ich mir gedacht, aber wenn jemand was braucht und es sich aus einem Laden holt, der eigentlich geschlossen hat, nennt man das Diebstahl.«
»Das habe ich gehört.« Sie zog unter der Theke ein riesiges Rechnungsbuch hervor und blätterte es durch. »Ich wette, dass man in den Lower 48 die Leute dafür verhaftet.«
»Das tut man. Regelmäßig.«
»Und Sie haben vor, diese Art von Politik hier in Lunacy einzuführen?«
»Das tue ich. Regelmäßig.«
Ein kurzes Auflachen – der Nebel von Hopps Nebelhorn – bei der Suche nach einem Stift, dann fing sie an, ihre Eintragungen in das Buch zu machen. »Nun, lassen Sie mich das erst fertig machen,
dann können Sie mich einsperren. Das wäre für heute die dritte Verhaftung für Sie. Wird ein Rekord sein.«
Er lehnte sich an die Theke und verfolgte, wie sie ordentlich alles aufschrieb, was sie in ihren zwei Schachteln hatte. »Ich vergeude meine Zeit.«
»Ja, aber wir haben hier genug davon. Verdammt, ich habe die Murphy’s vergessen. Macht es Ihnen was aus? Murphy’s Ölseife – gleich da drüben.«
»Nicht doch.« Er ging ans Regal, ließ
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