Das Leuchten des Himmels
Baum und Borke stellt.«
»Damit kenne ich mich aus. Wie ist das mit dem Katzbuckeln, wenn man Kater ist?«
Sie starrte ihn ein paar Sekunden lang an und lachte dann lauthals. »Eine sehr höfliche und raffinierte Art, mir zu sagen, ich solle mich um meine eigenen Angelegenheiten scheren. Aber ehe ich das tue, möchte ich noch etwas hinzufügen. Wenn Sie zwischen Charlene und Meg geraten, bedeutet dies, dass Baum und Borke beide sehr heiß sind, sehr klebrig und boshaft wie eine Ausgeburt der Hölle.«
»Dann lasse ich mich besser nicht einfangen.«
»Gute Idee.« Sie zog ihre Braue hoch, als sein Mobiltelefon klingelte.
»Die Anrufe an die Polizeistation werden auf mein Gerät hier umgeleitet«, erklärte er, als er es aus seiner Tasche holte. »Burke.«
»Holen Sie Ihren Mantel«, sagte Meg. »Wir treffen uns in fünf Minuten draußen vor dem Haus. Da gibt es was, was ich Ihnen zeigen möchte.«
»Ja, gewiss. Mache ich.« Er steckte unter den musternden Augen Hopps das Telefon wieder in seine Tasche. »Es ist nichts. Ich werde mal kurz abtauchen.«
»Hm. Nehmen Sie die Tür hier, und gehen Sie durch die Küche.«
»Danke. Und ein frohes neues Jahr.«
»Ihnen auch.« Hopp schüttelte den Kopf, als er ging. »Das wird noch Ärger geben.«
Es dauerte länger als fünf Minuten, bis er auf seinem Zimmer war, seine Klamotten angezogen, sich hinausgeschlichen hatte und
dann ums Haus bis zur Vorderseite des Lodge gegangen war. Erst auf halbem Weg dorthin machte er sich klar, dass er keinerlei Versuchung verspürt hatte, die Tür hinter sich abzuschließen und wieder ins Dunkel abzutauchen.
Vielleicht war das ja ein Fortschritt. Oder die Lust war doch stärker als eine situative Depression.
Sie wartete auf einem der beiden Klappstühle, die sie mitten auf die Straße gestellt hatte.
Die Flasche Champagner hatte sie in den Schnee eingegraben, und mit einer dicken Decke auf dem Schoß trank sie aus ihrem Glas.
»Sie können doch nicht hier draußen in Ihrem Kleid sitzen – auch nicht in Mantel und Decke...«
»Ich habe mich umgezogen. Ich habe immer Ersatzkleidung dabei.«
»Schade, ich hatte mich schon so darauf gefreut, Sie noch mal in dem Kleid zu sehen.«
»Ein andermal und anderswo. Nehmen Sie Platz.« »Okay. Und warum sitzen wir um... zehn Minuten vor Mitternacht draußen auf der Straße?«
»Ich habe für Gewühl nicht viel übrig. Und Sie?«
»Nicht wirklich.«
»Eine Zeit lang ist es ja zu einer besonderen Gelegenheit ganz lustig. Aber nach ein paar Stunden lässt das nach. Außerdem«, sie reichte ihm ein Glas, »finde ich das hier besser.«
Es erstaunte ihn, dass der Champagner nicht festgefroren war. »Ich hielte es für besser, hineinzugehen, bevor wir hier draußen erfrieren.«
»So kalt ist es gar nicht. Es ist nicht windig. Es hat gerade mal siebzehn Grad unter null. Und das hier können Sie von drinnen gar nicht sehen.«
»Was sehen?«
»Schauen Sie mal hoch, Sie Lower 48er.«
Er blickte in die angegebene Richtung und hielt den Atem an. »Heiliger Himmel.«
»Ja, ich habe das auch stets als heilig empfunden. Ein in diesen Breiten vorkommendes Naturschauspiel, ausgelöst durch Sonnenflecken
. Wissenschaftliche Erklärungen machen es nicht weniger wunderbar oder magisch.«
Die Lichter am Himmel waren grün mit goldenen Sprenkeln und einer Andeutung von Rot. Die langen, geisterhaften Streifen schienen zu pulsieren und zu atmen und das Dunkel mit Leben zu erfüllen.
»Das Nordlicht sieht man im Winter am besten, aber normalerweise ist es viel zu kalt, um es genießen zu können. Ich dachte mir, dass dies eine gute Nacht für eine Ausnahme ist.«
»Ich habe davon gehört. Bilder gesehen. Aber es sieht ganz anders aus als auf den Bildern.«
»Bei den besten Sachen ist das doch ständig so. Die kann man eigentlich nur wirklich im Freien genießen. Noch besser sogar, wenn man auf einem der Gletscher zeltet. Als ich etwa sieben Jahre alt war, nahm mich mein Vater eines Abends mit in die Berge, und wir übernachteten dort, nur um diese Lichter zu sehen. Stundenlang lagen wir auf dem Rücken, wären fast erfroren und beobachteten den Himmel.«
Das überirdische Grün verlagerte sich, glühte auf, wuchs, schimmerte. Es regnete flüssige Farbjuwelen. »Was ist aus ihm geworden?«
»Man könnte sagen, dass er eines Tages zu einer anderen Tour aufbrach und beschloss, immer weiter zu gehen. Haben Sie Familie?«
»In gewisser Weise.«
»Nun, lassen Sie uns das hier nicht kaputt machen,
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