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Das Leuchten des Himmels

Das Leuchten des Himmels

Titel: Das Leuchten des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberts Nora
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Landeklappen aus und drosselte den Motor.
    Nate nahm sich vor, nicht den Atem anzuhalten, da Ein- und Ausatmen in absehbarer Zeit sicherlich problematisch werden dürften. Aber sie ließ das Flugzeug auf den Gletscher gleiten, zwischen dem Nichts und der Wand.
    »Raus!«, befahl sie, aber er riss sich bereits den Sicherheitsgurt ab.
    »Es hat da draußen vermutlich dreißig Grad unter null, also beeil dich. Eine medizinische Versorgung ist nicht nötig, bevor wir ihn im Flugzeug haben, es sei denn, ich muss noch mal abheben. Hol ihn einfach, schlepp ihn her und zieh ihn rein.«
    »Hab’s kapiert.«
    »Noch eins«, schrie sie ihm zu, als er bereits die Tür aufschob und der Wind hereinbrüllte. »Wenn ich abheben muss, keine Panik. Ich komm zu dir zurück.«
    Er sprang auf den Berg. Zum Überlegen und Nachdenken blieb gar keine Zeit. Die Kälte schnitt wie mit Messern in ihn, und die Luft war so dünn, dass sie ihm die Kehle zuschnürte. Ein Abhang erhob sich aus dem nächsten, Wellenmeere, riesige Schattenflächen, weiße Ozeane.
    Er arbeitete sich über den Gletscher, gab sich mit einem tapsigen Laufschritt zufrieden, wo er gehofft hatte, einen Sprint hinzulegen.
    Als er auf Fels stieß, kletterte er instinktiv darauf weiter nach
oben, trappelte dabei wie eine Gämse und sank fast bis zu den Knien ein, als er die niedrige Wand erklommen hatte.
    Er hörte Motoren, den Wind und seinen eigenen mühsam ringenden Atem.
    Er warf sich neben dem Jungen zu Boden und fühlte ihm entgegen Megs Anweisungen den Puls. Das Gesicht des Kindes war grau, rau gefleckt mit offenbar getrockneter Haut an den Wangen und am Kinn.
    Aber seine Augen gingen flatternd auf. »Ich hab’s geschafft.« Krächzend stieß er die Worte aus. »Ich hab’s geschafft.«
    »Ja. Jetzt komm, lass uns hier wegkommen.«
    »Sie sind da oben in der Höhle. Sie schafften es nicht, schafften es nicht hier herunter. Scott ist krank, Brad – ich denke, sein Bein ist gebrochen. Ich kam, um Hilfe zu holen. Ich....«
    »Du hast es geschafft. Du kannst uns zeigen, wo sie sind, wenn wir wieder im Flugzeug sind. Kannst du laufen?«
    »Weiß nicht. Ich versuch’s.«
    Nate zerrte den Jungen auf die Beine, stützte ihn. »Komm, Steven. Ein Fuß vor den anderen. Du bist so weit gekommen.«
    »Ich kann meine Füße nicht spüren.«
    »Dann heb einfach die Beine, eins nach dem anderen. Die folgen dann schon. Du musst nach unten klettern.« Er spürte bereits, wie die Kälte sich durch seine Handschuhe fraß, und wünschte, er hätte daran gedacht, zwei Paar übereinander anzuziehen. »Ich bin nicht geübt genug, um dich zu tragen. Halt dich an mir fest und hilf mir, runterzuklettern. Wir müssen das schaffen, um deinen Freunden zu helfen.«
    »Ich musste sie allein lassen, um Hilfe zu holen. Musste sie mit dem toten Mann allein lassen.«
    »Das ist schon in Ordnung so. Wir holen sie. Aber jetzt steigen wir ab. Bist du bereit?«
    »Ich schaff das nicht.«
    Nate ging als Erster. Wenn das Kind stürzte, in Ohnmacht fiel oder ins Rutschen kam, würde er den Fall abfangen. Er schrie auf ihn ein, während sie sich nach unten arbeiteten. Schrie, um den Jungen aufrecht und bei Bewusstsein zu halten, stellte Fragen, um seine Aufmerksamkeit zu sichern.

    »Wie lange ist das her, seit du deine Freunde verlassen hast?«
    »Ich weiß es nicht. Zwei Tage. Drei? Hartborne kam nicht zurück. Oder... ich denke, ich hab ihn gesehen, aber dann auch wieder nicht.«
    »Gut. Wir sind fast da. In ein paar Minuten wirst du uns zeigen, wo deine Freunde sind.«
    »In der Eishöhle, bei dem toten Mann.«
    »Wer ist der tote Mann?« Nate glitt hinab auf den Gletscher. »Wer ist der tote Mann?«
    »Ich weiß es nicht.« Die Stimme klang jetzt träumerisch, als Steven ausglitt und von Nate aufgefangen wurde. »Wir haben ihn in der Höhle gefunden. Einen starrenden Eismann. Starrt nur. Hat einen Eispickel in seiner Brust. Gespenstisch.«
    »Das glaube ich.« Halb schleifte und halb trug er Steven zum ratternden Flugzeug.
    »Er weiß, wo die anderen sind.« Erst schob er ihn, dann kletterte er ins Flugzeug, um Steven hineinzuziehen. »Er kann uns hinbringen.«
    »Bring ihn nach hinten unter die Decken. Die Erste-Hilfe-Ausrüstung ist in der Tasche. Heißer Kaffee in der Thermoskanne. Lass ihn aber nicht zu viel trinken.«
    »Bin ich noch am Leben?« Der Junge zitterte jetzt, sein Körper schlotterte vor Kälte.
    »Ja, das bist du.«
    Als Nate ihn auf den Boden zwischen den Sitzen gelegt und zugedeckt

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