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Das Leuchten des Himmels

Das Leuchten des Himmels

Titel: Das Leuchten des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberts Nora
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anzusehen erst recht nicht, Meg.«
    »Wenn man einen Elch ausweidet, ist das auch kein hübscher Anblick.« Sie stopfte sich das nächste Nacho in den Mund und zog dann den Umschlag zu sich über den Tisch, um ihn zu öffnen. »Wenn’s ein Einheimischer ist, dann erkennt ihn vielleicht jemand. Obwohl jedes Jahr jede Menge Bergsteiger von draußen auf den No Name steigen. Doch seine Ausrüstung sollte...«
    Er sah, wie sie blass und ihr Blick starr wurde – und verfluchte sich. Aber als er ihr den Ausdruck wegzunehmen versuchte, schob sie mit ihrer freien Hand seinen Arm zurück.
    »Du musst dir das nicht anschauen. Komm, wir stecken es wieder weg.«
    Sie musste schauen. Egal ob die Luft in ihren Lungen stockte
oder ihr Magen bis zu den Füßen durchgesackt war. Sie musste es sich anschauen. Bedächtig zog sie auch den Rest der Fotos heraus und legte sie auf dem Tisch aus. Dann nahm sie das Whiskeyglas und leerte es.
    »Ich weiß, wer das ist.«
    »Du erkennst ihn?« Ohne zu überlegen, rückte Nate seinen Stuhl näher an ihren heran, und gemeinsam starrten sie auf die Fotos.
    »O ja. Ich bin mir sicher. Es ist mein Vater.«
    Sie rückte vom Tisch ab. Ihr Gesicht war bleich, aber sie zitterte nicht. »Zahl du bitte die Getränke, Chief. Und das Steakessen werde ich verschieben müssen.«
    Hastig schob er die Ausdrucke zurück in den Umschlag, kramte Geldscheine hervor, die er auf den Tisch segeln ließ, aber sie war schon an der Rezeption vorbei und auf dem oberen Treppenabsatz, als er sie einholte.
    »Meg.«
    »Lass mich eine Minute allein.«
    »Aber du musst mit mir reden.«
    »Komm in einer Stunde hoch. 203. Geh, Ignatious.«
    Sie ging nach oben, erlaubte sich nicht, nachzudenken, erlaubte sich nicht, etwas zu empfinden. Noch nicht, nicht, bevor sie hinter einer verschlossenen Tür war. Es gab Dinge, die konnte man mit keinem teilen, fand sie.
    Er kam nicht hinterher. Ein Teil ihres Gehirns registrierte das und gab ihm Punkte für seine Beherrschung und vielleicht auch für sein Einfühlungsvermögen. Sie ging ins Zimmer, wo sie schon einen Teil ihres Gepäcks abgestellt hatte, schloss die Tür ab und legte zusätzlich die Kette davor.
    Dann ging sie direkt ins Badezimmer und übergab sich ganz erbärmlich.
    Als sie damit fertig war, setzte sie sich auf den kalten Fußboden, die Stirn auf die Knie gelegt. Sie weinte nicht. Sie hoffte darauf, hoffte, irgendwann weinen zu können. Aber nicht jetzt. Jetzt fühlte sie sich wund und erschüttert und war – Gott sei Dank – wütend.
    Jemand hatte ihren Vater umgebracht und allein zurückgelassen. Jahrelang. Jahre, in denen sie ohne ihn gelebt hatte. In denen
sie davon ausgegangen war, dass er ohne einen weiteren Gedanken an sie einfach weggegangen war. Dass sie ihm nicht gut genug und nicht wichtig genug gewesen war. Klug genug, hübsch genug. Welche Unzulänglichkeit ihr damals auch zuzutreffen schien, als der vermisste Vater ein Loch in ihrem Bauch hinterließ.
    Aber er war nicht von ihr weggegangen. Er war auf den Berg gestiegen – für ihn so natürlich wie das Atmen. Und starb dort. Der Berg hatte ihn nicht umgebracht. Das hätte sie als Schicksal, als Bestimmung akzeptieren können. Aber ein Mensch hatte ihn getötet, und das konnte nicht hingenommen werden. Oder verziehen werden. Oder unbestraft bleiben.
    Sie erhob sich, zog sich aus, ließ das kalte Wasser laufen und trat unter die Dusche. Sie ließ es über sich herabströmen, bis sich der Nebel in ihrem Kopf lichtete. Dann zog sie sich wieder an und legte sich im Dunkeln aufs Bett und dachte an das letzte Mal, als sie ihren Vater gesehen hatte.
    Er war in ihr Zimmer gekommen, wo sie so getan hatte, als würde sie für eine Geschichtsarbeit lernen. Solange sie angeblich lernte, brauchte sie ihre häuslichen Aufgaben nicht zu machen. Sie war es leid, im Haus mitzuhelfen.
    Selbst jetzt erinnerte sie sich noch an den freudigen Sprung, den ihr Herz machte, als sie sah, dass es ihr Vater war, und nicht ihre Mutter, der kam, um nach ihr zu sehen. Er nörgelte nie , dass sie im Haus arbeiten oder lernen sollte.
    Sie hielt ihn für den schönsten Mann auf der ganzen Welt, mit seinen langen schwarzen Haaren und seinem unvermittelten Lachen. Er hatte ihr alles beigebracht, was sie für wirklich wichtig hielt. Von den Sternen und dem Bergsteigen bis zum Überleben in der Wildnis. Wie man ein Lagerfeuer aufschichtete, wie man fischte und den Fang säuberte und zubereitete.
    Er hatte sie mitgenommen, wenn Jacob flog –

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