Das Leuchten des Himmels

es was Schlimmes war. Der kleine Junge neben ihm sah ihn mit einem staunend aufgerissenen Rosenknospenmund an. »Nein, warten Sie.«
    Er sprang auf und nahm seinen Mantel. »Draußen.« Und
packte den zitternden Arm des Mannes, um ihn durch die Tür zu ziehen. »Was ist geschehen?«
    »Er ist tot. Heiliger Jesus Christus. Max ist tot. Erschossen. Die Hälfte seines Kopfes – sein halber Kopf ist weg.«
    Nate stützte Jim, als dessen Knie nachgeben wollten. »Max Hawbaker? Und Sie haben ihn gefunden?«
    »Ja. Nein. Ich meine, ja, es ist Max. Carrie. Carrie hat ihn gefunden. Wir hörten sie schreien. Sie ging hinein, und der Professor und ich standen draußen und unterhielten uns kurz, und da fing sie zu schreien an, als würde sie jemand umbringen. Wir rannten hinein, und... und...«
    Nate schleifte ihn weiter die Straße hinunter. »Haben Sie irgendwas angefasst?«
    »Wie bitte? Ich glaube nicht. Nein. Der Professor sagte, ich solle Sie holen, solle ins Lodge gehen und Sie holen. Und das habe ich getan.« Er schluckte heftig und häufig. »Ich glaube, mir wird schlecht.«
    »Nein, Ihnen wird nicht schlecht. Sie müssen auf die Polizeiwache und Otto holen. Sagen Sie ihm, was Sie mir gerade erzählt haben, und dass ich eine Kamera brauche, Tüten für Beweismaterial, ein paar Plastikhandschuhe, das Klebeband, um den Tatort zu markieren. Sagen Sie ihm einfach, ich benötige die Ausrüstung zur Tatortsicherung. Können Sie sich das merken?«
    »Ich – ja. Ich erledige das. Ich gehe gleich los.«
    »Dann bleiben Sie dort. Sie bleiben auf der Wache, bis ich komme, um mit Ihnen zu reden. Sprechen Sie mit niemandem. Gehen Sie.«
    Nate bog zum Redaktionsgebäude ab und beschleunigte seinen Schritt. Er funktionierte ganz automatisch. Jetzt kam es in erster Linie auf die Sicherung des Tatorts an. Soweit er wusste, waren jetzt zwei Zivilpersonen an Ort und Stelle, und dies bedeutete, dass der Urzustand bereits gefährdet war.
    Er riss die Tür auf und sah John auf dem Boden vor einer schluchzenden Carrie knien. John war noch immer in voller Montur, bis auf seine Handschuhe, und presste ein Glas Wasser an Carries Lippen. Er blickte zu Nate hoch, und über sein entsetztes Gesicht huschte ein Schatten der Erleichterung.

    »Gott sei Dank. Max. Da hinten.«
    »Bleiben Sie hier. Halten Sie sie hier fest.«
    Er ging zum Büro im Hinterzimmer. Er konnte es riechen. Man roch es immer. Nein, korrigierte er sich, stimmt nicht. In der Eishöhle, wo Galloway wartete, würde es nicht nach Tod riechen. Dort hatte die Natur das überdeckt.
    Aber er konnte Max Hawbakers Tod riechen, noch bevor er ihn sah. Wie er auch die gebratenen Eier und den Speck der zwei Sandwichs riechen konnte, die gleich neben der Schwelle auf dem Fußboden lagen.
    Er erfasste den Raum von der Tür aus, prägte sich die Lage der Leiche, der Waffe und die Art der Wunde ein. Alles sprach für Selbstmord. Aber er wusste, dass das erste Raunen eines Tatorts oft eine Lüge war.
    Er trat ein, bewegte sich am Rand, registrierte das Muster der Blutspritzer auf dem Stuhl, dem Bildschirm, der Tastatur. Und die Lache aus der Kopfwunde, die den Schreibtisch durchnässt hatte und auf den Boden getropft war, ehe der Tod die Pumpe abgedreht hatte.
    Schmauchspuren. Der Lauf der 22er war vermutlich direkt an die Schläfe gedrückt worden. Keine Austrittswunde. Und im Gegensatz zu Jims stockend vorgetragener Behauptung hielt sich die Beschädigung des Gesichts in Grenzen. Die Kugel hatte ein relativ sauberes Loch hinterlassen, ehe sie das Gehirn durchdrang und munter hin und her gesprungen war wie ein Flipper auf dem Weg zur höchsten Punktzahl.
    Wahrscheinlich war er tot gewesen, ehe sein Kopf auf den Schreibtisch sank.
    Als ihm das wirbelnde Farbmuster des Bildschirmschoners ins Auge fiel, zog Nate einen Stift aus seiner Tasche und trat nah genug heran, um die Maus berühren zu können.
    Das Dokument sprang auf den Bildschirm.
    Beim Lesen wurden seine Augen schmal, und sie blieben auch schmal, als er sich die Leiche des Mannes ansah, der behauptete, Patrick Galloway getötet zu haben.
    Er ging zurück zur Tür und gab Otto das Zeichen zu warten, als dieser hereingestürmt kam. Nate trat zu Carrie und hockte sich wie John neben sie.

    »Carrie.«
    »Max. Max.« Sie richtete rote, Entsetzen spiegelnde Augen auf ihn. »Max ist tot. Jemand...«
    »Ich weiß. Es tut mir so Leid.« Er nahm ihre Hände in seine. »Ich werde ihm jetzt helfen. Sie müssen rüber auf die Wache gehen und dort