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Das Leuchten des Himmels

Das Leuchten des Himmels

Titel: Das Leuchten des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberts Nora
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nicht viel zu sagen. Ich verließ das Lodge und war zu Fuß unterwegs zur Schule. Ich sah Jim und Carrie und blieb stehen, um mich kurz zu unterhalten. Carrie hatte Frühstück in ihrem Beutel – und in Max’ Büro brannte Licht. Ein Schimmer drang durchs Schaufenster. Sie ging hinein, und Jim und ich unterhielten uns draußen noch ein wenig. Er wollte Köder kaufen, um angeln zu gehen. Er nimmt mich gern hoch, weil ich weder jage noch angle.«
    Er rieb sich seine rechte Kinnseite, als hätte er dort Schmerzen. »Dann hörten wir plötzlich Carrie schreien. Wir rannten hinein, und da sahen wir ihn. Sahen Max.«
    Er schloss die Augen und atmete ein paar Mal tief durch. »Tut mir Leid. Ich habe vorher noch nie jemand tot gesehen, immer erst wenn er – so hergerichtet war, dass man ihn ansehen konnte.«
    »Lassen Sie sich Zeit.«
    »Ich, äh, ich zog Carrie weg. Mir fiel nichts Besseres ein. Riss sie weg und sagte: Jim, der Chief ist im Lodge. Geh und hol ihn. Carrie war hysterisch. Ich brachte sie dazu, sich hinzusetzen, hielt sie erst fest, weil sie unbedingt zurück zu Max wollte. Dann holte ich ihr ein Glas Wasser und blieb bei ihr, bis Sie hereinkamen. Das war es.«

    »Hat jemand von Ihnen den Raum betreten?« »Nein. Also, Carrie war in dem Raum. Sie stand, ich weiß nicht, vielleicht ein oder zwei Schritte im Raum. Sie hielt in jeder Hand einen Pappteller. Die Sandwichs hatte sie runterrutschen lassen, stand da nur und schrie, in jeder Hand einen leeren Teller.«
    »Wie viel Zeit lag zwischen dem Moment, als Sie sie schreien hörten und dem Zeitpunkt Ihres Eintreffens bei ihr?«
    »Vielleicht dreißig Sekunden. Sie hörte sich an, als würde ihr jemand ein Messer in den Leib rammen, Nate. Wir haben beide sofort reagiert. Wir waren ganz schnell drinnen. Vielleicht auch in weniger als dreißig Sekunden.«
    »Okay. Mag sein, dass ich noch mal mit Ihnen sprechen muss, und die Staatspolizei wird auch mit Ihnen reden wollen. Halten Sie sich also zur Verfügung. Mir wäre lieb, wenn das nicht an die große Glocke gehängt würde – die Chancen dafür stehen zwar nicht gut, aber es wäre mir angenehm.«
    »Ich gehe jetzt in die Schule.« Mit abwesender Geste sah er auf die Uhr. »Ist schon spät, aber das wird mich vielleicht ablenken. Ich werde fast den ganzen Tag dort sein.«
    »Danke für Ihre Hilfe.« »Er wirkte immer so arglos«, sagte John, als er nach seinem Mantel griff. »Gutmütig, wenn Sie wissen, was ich meine. Suchte in einem Ort wie diesem unverdrossen nach einer Story. Stadtklatsch, Lokalkolorit, Geburten. Todesfälle. Auf mich hat er einen zufriedenen Eindruck gemacht, ein Mann, der seine kleine Zeitung herausbringt und seine Kinder aufzieht.«
    »Manchmal kann man schwer unter die Oberfläche schauen.«
    »Zweifellos.«
    Als Nächstes nahm er sich Jim vor, der Johns Geschichte erhärtete. Nachdem er ihn weggeschickt hatte, setzte Nate sich neben Otto auf das Feldbett.
    »Ich habe Peter zur Klinik geschickt. Ich werde ihn dort lassen. Er ist ziemlich mitgenommen, und ich war recht hart zu ihm. Ich brauche Sie zum Klinkenputzen. Arbeiten Sie sich vom Redaktionsgebäude aus vor, sprechen Sie mit den Leuten in der Nachbarschaft. Fragen Sie, ob jemand letzte Nacht einen Schuss gehört hat. Es geht um die Zeit zwischen einundzwanzig und ein Uhr. Ich
möchte wissen, ob jemand Max oder irgendeinen in der Umgebung des Gebäudes gesehen hat. Wann, wo und wer. Ich möchte wissen, ob sie einen Wagen oder Stimmen gehört oder irgendwas gesehen haben.«
    »Kommt die Staatspolizei?«
    »Ja.«
    Ottos Gesicht verzog sich. »Ich halte das nicht für richtig.«
    »Ob richtig oder nicht, so ist es eben. Lassen Sie Peter eine Stunde Zeit, dann nehmen Sie ihn mit zur Befragung. Ken kann man vertrauen, dass er die Leiche unter Verschluss hält. Haben Sie mit Carrie gesprochen?«
    »Ich habe es versucht. Bin nicht weit gekommen.«
    »Ist schon gut. Ich werde es jetzt versuchen.« Er stand auf. »Hat Max Patrick Galloway gekannt, Otto?«
    »Ich weiß es nicht.« Er runzelte die Stirn. »Ja, sicher hat er das. Ist nicht einfach, sich so weit zurückzuerinnern. Aber mir scheint, Max kam in dem Sommer hierher, bevor Pat verschwand. Umgebracht wurde«, korrigierte er sich. »Max arbeitete für eine Zeitung in Anchorage, wollte aber sein eigenes kleines Käseblatt gründen. So hieß es jedenfalls.«
    »Okay. Fangen Sie mit der Befragung an.«
    Als Nate sich der Tür seines Büros näherte, glaubte er, jemanden singen zu hören.

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