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Das Leuchten

Das Leuchten

Titel: Das Leuchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Falls
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fast so was wie eine Privatveranstaltun g – hey, pass auf!«
    In dem mitternachtsblauen Wasser vor uns schoss plötzlich eine glitzernde Wand wie ein Geysir aus dem Meeresgrund. Ich lächelte, weil Gemma so erschrocken war.
    »Das ist unser Zaun. Er ist dazu gedacht, unsere Tiere drinnen und die Haie draußen zu halten.«
    »Woraus besteht er?« Als das Boot darauf zufuhr, beantwortete sie ihre Frage selbst. »Aus Luftblasen!«
    Das Fahrzeug stieß an die Mauer aus Luftblasen und glitt dann mitten hindurch. Gemma staunte über das Licht, das so hell war wie ein Sommertag auf der Erdoberfläche. Fische umschwärmten das Boot, dann schwirrten sie davon und gaben den Blick frei auf grüne Felder, so weit das Auge reichte. In der Ferne zog eine Gruppe größerer Fische über den sich wiegenden Seetang, der von den Scheinwerfern an unserem Haus beleuchtet wurde.
    »Ach du heißer Straßenteer!«, flüsterte sie und drehte sich in alle Richtungen, damit ihr auch ja nichts entging.
    »Ja, das ist wirklich großartig«, stimmte ich ihr zu. Ich war stolz auf das, was meine Eltern dem Schlamm abgetrotzt hatten. Insbesondere weil vor siebzehn Jahren alle behauptet hatten, dass so etwas unmöglich sei. Eine unerklärliche Trauer legte sich mir wie ein Fangarm ums Herz. Ich hatte mir die Stelle für mein eigenes Anwesen schon ausgesucht und öfter, als ich je zugeben würde, die achtzig Hektar des herrenlosen Landes ausgemessen. Das Land war einzigarti g – es war schön und es wimmelte von Tieren. Doch daran durfte ich jetzt nicht denken.
    Ich zeigte auf einen Schwarm von blassrosa Fischen. »Als Nebenerwerb verkaufen wir Barsche, aber hauptsächlich leben wir von Seetang und Plankton.«
    »Plankton?«
    »Unsere Planktonwiese liegt oben an der Wasseroberfläche.« Sie blickte immer noch verdutzt drein, deshalb fügte ich hinzu: »Du isst jeden Tag Plankton. Diese grüne Masse, die unters Essen gemischt wird. Was dachtest du denn, woraus sie besteht?«
    »Nicht aus Plankton.«
    In diesem Moment schoss eine winzige, leuchtende Krabbe aus dem Blasenstrudel und blieb am Aussichtsfenster hängen.
    »Schau mal!«, rief Gemma aufgeregt. »Eine Gemme des Ozeans.«
    »Ja«, sagte ich. »Sie wurde von der Strömung der Luftblasen angezogen und hat die Abenteuerreise ihres Lebens hinter sich.«
    »Oh!«, schrie Gemma auf, als eine Wolke blauer Fische an uns vorbeiwirbelte, und kletterte nach hinten auf den Rücksitz, um sie länger beobachten zu können. »Die esst ihr doch nicht, oder?«
    »Nein. Mum hält sie nur, weil sie so schön sind. Wie Blumen in einem Garten, sagt sie immer.«
    »Aber es sind doch eigentlich Tropenfische.« Gemma rutschte wieder nach vorn auf ihren Sitz. »Wie schaffen sie es, in dieser Tiefe zu überleben?«
    »Das Meerwasser ist überall gleich. Wir erwärmen es bloß und fügen Licht und Sauerstoff hinzu. Die Blasen«, ich zeigte auf den Zaun, der von dieser Seite aus silbrig glänzte, »lassen auch die Wärme nicht entweichen.«
    Ich merkte, dass sie mich prüfend ansah, und verkrampfte mich sofort.
    Sie wurde rot und murmelte entschuldigend: »Deine Hautfarbe ist einfach faszinierend.« Sie zeigte auf eine schwimmende Plattform zwischen den Feldern. »Wozu sind diese Käfige?«
    Ich lehnte mich zurück, weg von den Instrumenten, denn das blaue Licht ließ die phosphoreszierenden Partikel meiner Haut nur noch mehr leuchten. Wenigstens hatte sie faszinierend gesagt, nicht unheimlich . Ich steuerte auf die Plattform zu, auf der Käfige und Behälter in Reih und Glied standen.
    Im Vorbeifahren erklärte ich Gemma, was sich in den Behältnissen befand. »Hummer, Krabben, Garne…« Gemmas Aufschrei unterbrach mich. »Was ist denn?«
    Aufgeregt zeigte sie auf einen entlegeneren Teil der Farm und kreischte: »Schau dir diese gigantische Qualle an!«
    Ich konnte nicht anders, ich musste lachen. »Das ist unser Haus.« Es sah wirklich aus wie eine Riesenqualle, deren Tentakel im Seetang waberte n – vorausgesetzt, Riesenquallen könnten so groß wie ein Blauwal werden.
    Erstaunt fragte Gemma: »Ein Haus? Aber es ist so wabbelig wie ein Pilz!«
    »Ich weiß. Eure Wolkenkratzer haben feste Wände und sind auf Erde gebaut. Hier unten ist es anders. Hier braucht ein Haus Raum, um sich zu bewegen. Die kleineren Gebäude sind Nebengebäude, in denen wir unsere Ziegen und Hühner halten.«
    »Ihr haltet auch Landtiere?«
    »Nicht, um sie zu verkaufen. Nur wegen der Milch und der Eier.« Was mich daran erinnerte, dass ich

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