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Das Leuchten

Das Leuchten

Titel: Das Leuchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Falls
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ein.
    Ich kniete mich neben ihren Kopf, legte die Lippen auf ihre und blies, bis meine Lunge leer war. Dann hob ich den Kopf, um Atem zu holen. Gemma fing an zu husten, erst nur ganz schwach. Dann kehrte sie plötzlich würgend und weinend ins Leben zurück.
    Um uns herum brachen alle in Jubel aus. Zoe lehnte sich zurück mit einem Lächeln, das breiter war als ein Ozeangraben.
    Gemma lag mit geschlossenen Augen da, sie atmete flach, aber langsam kehrte die Farbe in ihre Wangen zurück. Mit zitternden Fingern strich ich ihr übers Gesicht. Sie schlug die Augen auf. Die Jubelrufe wurden noch lauter. Sie blinzelte die Menschen um uns herum an, alle weinten und lächelten und waren völlig aus dem Häuschen. Als Gemma Anstalten machte aufzustehen, riefen sie: »Nein! « – »Bleib liegen! « – »Beweg dich nicht!«
    Gemma stützte sich auf die Ellbogen, blickte an sich herab, sah das zerrissene T-Shirt. Zoe neben ihr wirkte mehr denn je wie ein Engel, ihre Haut schimmerte im fahlen Dämmerlicht. Gemma räusperte sich, hustete noch einmal, dann warf sie Zoe einen strengen Blick zu.
    »Hast du mir einen elektrischen Schlag versetzt?« Die Frage war kaum mehr als ein heiseres Krächzen.
    Zoe nickte strahlend.
    »Mach das nie wieder«, sagte Gemma und alle lachten.
    »Ty hat mir gesagt, dass ich das tun soll«, erklärte Zoe.
    Gemma folgte ihrem Blick.
    »Du hast Recht«, flüsterte ich mit tränenerstickter Stimme. »Du bist wirklich tough.«
    Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, doch dann blickte sie an mir vorbei und sagte: »Es ist Morgen.« Die ersten Sonnenstrahlen brachten den Himmel und das Meer zum Leuchten. Gemma richtete sich mühsam auf. »Jetzt werden die Ranger kommen und mich in ein Erziehungsheim bringen.«
    »Das können sie nicht.« Ich zog die Mündigkeitserklärung aus meiner Gürteltasche und zeigte sie ihr. »Du stehst nicht mehr unter Vormundschaft. Shade hat unterschrieben.«
    »Tja, den haben wir nicht gefangen.« Sharon hatte sich wieder hingekniet. »Keinen von ihnen. Was sagen wir jetzt dem Abgeordneten Tupper?«
    »Tupper ist unser wahres Problem, nicht die Seablite-Gang«, sagte ich wütend.
    »Das stimmt wohl«, sagte Lars, »aber die Regierung wird uns weiter unter Druck setzen. Aus irgendeinem Grund will sie die Burschen hinter Schloss und Riegel sehen.«
    Ich betrachtete das Papier, das ich in den Händen hielt, und mit einem Mal kam mir eine Idee. »Wir brauchen auch so etwas.« Ich hielt die Erklärung hoch. »Wir müssen dem Abgeordneten Tupper eine Mündigkeitserklärung für die Unterseeischen Gebiete geben.«
    Sharon schüttelte den Kopf. »Dazu sind wir viel zu sehr von der Regierung abhängig.«
    »Nein«, widersprach ich ihr. »Sie ist von uns abhängig. Wenn wir unsere Steuern nicht mehr in Form von Früchten und Fisch entrichten, werden oben die Lebensmittel knapp.«
    Mum ließ sich von meiner Begeisterung anstecken. »Wenn uns die Regierung einen fairen Preis für unsere Waren zahlen würde, wären wir nicht mehr auf ihre Unterstützung angewiesen. Dann könnten wir alles, was wir brauchen, selbst auf dem Festland kaufen.«
    »Die Regierung wird dem nicht zustimmen, den n …«, begann Raj.
    »Seht doch!«, rief Jibby dazwischen. »Die Ranger!«
    Zwei Tragflächenboote tauchten am Horizont auf. Sie hatten ihre Aluminiumsegel gesetzt, in denen sich das Licht der aufgehenden Sonne spiegelte.
    Ich sah die anderen an. »Wisst ihr was? Wir fragen sie erst gar nicht. Wir sagen ihnen einfach, dass wir ab sofort selbst über uns bestimmen.«
    Dad lächelte. »Bist du sicher, dass du die Unterseeischen Gebiete meinst?«

Epilog

    In den trüben Gewässern am Coldsleep Canyon sah ich Gemma zu, wie sie sich vorsichtig bis an den Rand der Klippe tastete. Von der einstigen Ostküste war nichts zu erkennen. Aber sie lag irgendwo dort unten, in der tiefen Dunkelheit, und eines Tages würde ich sie erforschen.
    Unvermittelt streckte mir Gemma die Hände entgegen. Als ich meine Finger mit ihren verschränkte und einen Schritt nach vorn trat, spürte ich, was sie spürte: Ein Geysir verströmte eisig kaltes Wasser und unter unseren Füßen kräuselte sich der Schlamm wie ein aufgestörter Rochen. Wir machten einen Satz zurück.
    Als wir wieder den Boden berührten, hatte sich der Meeresgrund beruhigt. Trotzdem schwamm Gemma hektisch zu unserem Nanoboot. Ich folgte ihr, beeindruckt, wie schnell sie war. Unsere Übungsstunden im Moonpool zahlten sich offensichtlich aus.
    »Du hast gesagt, wir

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