Das Leuchten
irgendwelchen Tieren zu erzählen.
Und tatsächlich blickte sie stolz auf die schlaffe Seeschlange. »Das ist ein Riemenfisch, Ty. Wirklich selten. Hilf mir, den Rest von ihm rauszuholen.«
Auch wenn ich nicht gerade darauf brannte, packte ich den Riemenfisch am Kopf und zerrte ihn aus dem Wasser. Obwohl der schlangenartige Körper bereits um den ganzen Feuchtraum herumreichte, war er noch immer nicht vollständig im Trockenen. Ich zog fast fünfzehn Meter von ihm heraus, bis ich endlich den Schwanz in der Hand hielt. Zoe hüpfte währenddessen um den Riemenfisch herum und bückte sich immer wieder, um ihn zu tätscheln.
»Deine Schwester ist so schön«, flüsterte Gemma mir zu. »Sie sieht aus wie ei n …«
»Engel?«, fragte ich und ließ den Schwanz zu Boden fallen.
Gemma wurde rot. »Das hast du schon mal gehört.«
»Ein- oder zweimal«, gab ich zu. Ich verstand nicht so recht, weshalb sie verlegen war. Sogar Siedler, für die Kinder mit schimmernder Haut ein gewohnter Anblick waren, fanden, dass Zoe wie ein Engel aussah mit ihren großen, strahlenden Augen und den blonden Locken. Aber dieser Eindruck verflog, sobald sie sie besser kennenlernten.
»Hey, du kleine Krabbe!«, rief ich. »Wo willst du dieses Riesenfischstäbchen denn aufbewahren?«
»Der ist nicht zum Essen«, sagte Zoe beleidigt. »Ich will ihn als Haustier halten.«
Ich stöhnte auf. »Zoe, das Tier ist tot. Wahrscheinlich schon verwest. Es wird das ganze Haus vollstinken.«
Gemma kniete sich nieder und roch an dem Riemenfisch. »Er ist nicht verwest«, sagte sie.
In einer Ecke zuckte etwas hin und her. Es war die Flunder. Sie hatte bis jetzt reglos dagelegen, aber nun platschte sie über den Boden.
»Und die ist auch nicht tot«, fügte ich hinzu.
Ein Fisch nach dem anderen fing an zu zucken, und mit einem Mal, so als hätte man eine Reihe von Dominosteinen angestoßen, zappelten sie alle quietschlebendig umher.
Ich sah Gemma an. Offensichtlich war ihr der gleiche alarmierende Gedanke gekommen wie mir: Vielleicht war auch der Riemenfisch noch nicht tot.
Gemma kam gerade in dem Moment auf die Füße, als die Riesenkreatur wieder zum Leben erwachte.
6
Gemma machte einen Satz zurück, während ich dem schnalzenden Leib auswich und zum Waffenschrank stürzte. Das sich windende Tier mit der Harpune zu erledigen, war fast ein Ding der Unmöglichkeit, also griff ich nach einem Elektroschocker. Noch im Umdrehen entsicherte ich die Waffe.
Aber ehe ich den Riemenfisch damit attackieren konnte, versetzte mir Zoe einen Stoß und schubste mich weg. »Wehe, du tust ihm was!«
Ich sprang nach links, um sie zu packen, aber sie wich nach rechts aus. Als sie sich zum dritten Mal zwischen mich und den Riemenfisch geworfen und dabei fast die Spitze der Elektroschockpistole berührt hatte, riss mir der Geduldsfaden.
»Zoe, geh mir aus dem Weg!« Ich stieß sie weg, aber statt zurückzuweichen, ließ sie sich auf den Boden fallen und klammerte sich an meinem Bein fest.
Sosehr ich es auch versuchte, ich konnte sie nicht abschütteln. Wie ein Mühlstein hing sie an mir, dabei kreischte sie lauthals: »Ich habe ihn gefangen. Er gehört mir!«
Auf der gegenüberliegenden Seite sprang Gemma von einer Bank auf die andere und versuchte, sich vor dem peitschenden Schwanz und dem aufgerissenen Maul in Sicherheit zu bringen.
»Gemma!« Ich warf ihr die Pistole zu und hoffte, dass sie so klug sein würde, nicht die elektrisch geladene Spitze zu berühren.
Sie fing sie mit beiden Händen auf. »Welches Ende?«, fragte sie, doch dann hieb sie, ohne meine Antwort abzuwarten, auf den Riemenfisch ein, als wollte sie ihn erstechen. Nur dass sie leider danebentraf, denn das Tier hörte nicht auf zu zappeln. Wenigstens hatte sie das richtige Ende auf den Fisch gerichtet.
Zoe sprang auf die Füße. »Hört auf!« Sie rannte aufgeregt herum, und schließlich gelang es mir, sie einzufangen. Ich packte sie an der Hüfte und hob sie hoch. Sie zappelte sogar noch stärker als der Riemenfisch, der endlich den Weg zum Moonpool gefunden hatte.
»Nein!«, schrie Zoe, als das Tier ins Wasser glitt und sich dabei entrollte. Mit einem derben Tritt gegen mein Schienbein riss sie sich von mir los und rutschte dem Fisch hinterher, doch noch ehe sie ihn am Schwanz zu fassen bekam, war der Riemenfisch verschwunden. Zurück blieb nur ein leichtes Kräuseln auf der Oberfläche des Moonpools. Mit einem enttäuschten Aufschrei lief Zoe zum Fenster, um zuzusehen, wie sich der
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