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Das Leuchten

Das Leuchten

Titel: Das Leuchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Falls
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gerade erleichtert, sie zu fangen. Manche glauben, dass sie das U-Boot überhaupt nicht verlassen.«
    »Ich würde wahnsinnig werden, wenn ich immer auf ihm leben müsste.«
    »Auf ihr. Ein U-Boot ist ein Schiff und Schiffe sind bei uns weiblich. Aber mal davon abgesehen, sind die sowieso schon wahnsinnig. Denk nur an das schreckliche Blutbad.« Ich sah zu, wie die Specter im Blau des Ozeans verschwand.
    »Los, wir folgen ihnen!«
    »Ich muss Sharon und Lars helfen.« Ich steuerte das Ernteboot aus dem Tang heraus. »Und zwar sofort.«
    »Das kann ich doch machen. Hefte du dich an die Fersen der Outlaws und finde heraus, wo sie sich verstecken.«
    »Ich werde mich nicht an ihre Fersen heften.« Ich steuerte die Maschine, so schnell es ging, auf das sinkende Haus zu.
    »Warum? Hast du Angst?«
    »Ja«, sagte ich, ohne mich auch nur im Geringsten dafür zu schämen.
    »Ich nicht.«
    »Weil du die Geschichten nicht kennst, die man sich über sie erzählt.« Ich zeigte auf das Haus vor uns. »Außerdem, siehst du, wie weit das obere Stockwerk schon eingesackt ist? Aus Hewitts Haus entweicht die Luft. Siehst du die toten Fische im Wasser treiben? Sie sterben, weil das Wasser zu kalt für sie wird. Ich weiß zwar nicht, wie ich die Energieversorgung wieder in Gang setzen soll, aber vielleicht gibt es etwas anderes, was wir tun können.«
    »Du hast Recht«, sagte sie und bedachte mich mit einem Blick von der Seite.
    »Ich will gar nicht Recht haben«, brummte ich, während ich die Erntemaschine auf die große Öffnung an der Unterseite des Hauses zusteuerte. »Ich möchte nämlich nicht, dass das passiert.« Der Moonpool war dunkel, aber mit der roten Notbeleuchtung trotzdem leicht zu finden. Als die Erntemaschine neben dem Boot der Peaveys auftauchte, stellte ich den Motor ab.
    Eine zornige Stimme begrüßte mich, kaum dass ich die Luke aufgestoßen hatte. »Keine Bewegung! Meine Pistole ist genau auf dich gerichtet!«
    Ich spähte in die Finsternis und blickte direkt in die Mündung einer Handfeuerwaffe, die nur eine Faustbreit von meinem Kopf entfernt war. Die Pistolentrommel war mit Miniharpunen bestückt.
    Mit ihrem runden, zornigen Gesicht sah Sharon aus wie die grimmige Version der einzigen Puppe, die meine Schwester Zoe besaß, mit der sie aber nie spielte.
    »Ich bin’s, Sharon.« Ich hob die Hände, damit sie nicht auf mich schoss.
    »Ty!« Zu meiner Erleichterung steckte sie die Pistole weg. »Hast du sie gesehen?«, fragte sie, als ich ausstieg. »Die Seablite-Gang?«
    »Sie sind verschwunden.« Ich balancierte auf der Umrandung des Moonpools und blickte mit Unbehagen auf die Wände, die sich immer mehr krümmten.
    »Ist dein Vater auf dem Weg hierher?«
    »Er wird es nicht mehr rechtzeitig schaffen.«
    »Du hättest nicht herkommen sollen, Ty«, tadelte mich Sharon. »Das ist viel z u …«
    »Wir wollten helfen«, sagte Gemma, die so plötzlich aus der offenen Luke auftauchte, dass Sharon vor Schreck zurückwich.
    »Das ist Gemma«, erklärte ich. Die Decke über mir warf Falten wie ein schlaffer Ballon.
    »Ich muss die Tiere retten.« Sharon drehte sich um und eilte davon.
    »Sharon, was machst du da? Das Haus stürzt gleich ein!«
    Sie hetzte zu dem großen Fenster auf der anderen Seite des Feuchtraums. Ich rannte hinterher und fragte mich, weshalb sie ihre Ziegen und Hühner nicht wie alle anderen Siedler auch in den Nebengebäuden hielt. Als ich ins Gewächshaus kam, flatterte mir ein Huhn um die Beine.
    Verstörte Ziegen scharten sich um Sharon und meckerten laut. Mit einem Lockruf hob sie ein Huhn auf. »Wir können es uns nicht leisten, neue zu kaufen.« Aber selbst wenn sie Geld wie Heu hätte, würde sie die Tiere niemals zurücklassen.
    »Ein paar davon können wir im Ernteboot mitnehmen.« Ich griff mir eine Ziege und verließ das Treibhaus. »Wo ist Lars?«
    Sharon folgte mir, unter jedem Arm eine Henne. »Ich habe ihn im Nebengebäude gefunden. Es war Schwerstarbeit, ihn ins Boot zu hieven. Zum Glück ist er so dünn.« Ihre Stimme klang belegt.
    Von wegen dünn! So was konnte wirklich nur Sharon sagen. Durch das Bootsfenster sah ich ihn zusammengesunken auf dem Pilotensitz kauern. Hewitts Eltern waren grundverschieden: Sharon war zierlich und dunkelhäutig, Lars rundlich und blass. Jetzt klebte Blut an seinem schütteren blonden Haar. Er war ein stolzer Mann und es machte mich krank zu sehen, dass ihn diese skrupellosen Kerle so übel zugerichtet hatten.
    »Ist er bewusstlos?«, fragte

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