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Das Leuchten

Das Leuchten

Titel: Das Leuchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Falls
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unserer Nachbarn übrig geblieben war. Alle anderen Tiere waren weg, entweder geflohen oder tot.
    Allmählich wich meine Furcht und die Wut gewann wieder die Oberhand. Die Seablite-Gang hätte doch einfach die Vorräte stehlen können. Sie hätten nicht auch noch Haus und Hof zerstören müsse n – alles, was Sharon und Lars aus dem Nichts aufgebaut hatten. Ich drosselte die Geschwindigkeit des Mantaboards. Gemma hatte Recht. Wenn ich Shade verfolgte und herausfand, wo sich die Bande versteckte, könnte Ranger Grimes alle auf einmal festnehmen. Dann würde auch der Staatenbund noch einmal über die Vorteile nachdenken, die es mit sich bringt, wenn er den Unterseeischen Gebieten dabei hilft, zu wachsen und zu gedeihen. Das hatte der Abgeordnete Tupper uns versprochen.
    Wir oder sie, so einfach war das. Entweder die Siedler oder die Gangster. Ich kehrte um und fuhr zum Feld zurück.
    Der schwankende Tang war leicht wiederzufinden. Ich glitt dicht über ihn hinweg und folgte der Bewegung. Shade steuerte auf den Rand des Feldes zu. Der Zaun aus Luftblasen, der die Grenze des Nachbargrundstücks anzeigte, lag unter uns. Eine Meile weiter östlich endete der Festlandsockel, dort ging es verdammt steil in die Tiefe. In der Regel senkte sich das Festland sacht bis in die Ebenen der Tiefsee hinab, nicht aber hinter dem Anwesen der Peaveys. Hewitt und ich waren oft an diesem Steilhang entlanggeschwommen, der gut zwei Meilen in die Dunkelheit führte. Es war ein felsiger, schroffer Abhang, über den sich viele unterseeische Höhlen wie Pockennarben zogen. Vielleicht versteckten die Outlaws die Specter in einer dieser Höhlen.
    Noch immer auf der Stelle schwebend, stützte ich mich auf die Ellenbogen, um zu beobachten, wie der Bandit das Feld verließ. Shades Helm war wie eine Plexiglaskugel geformt und sein Hinterkopf leuchtete darin in einem schauerlichen Weiß. Erst als er den Luftblasenzaun überquerte, bemerkte ich die Harpune, die er sich auf den Rücken geschnallt hatte. Sie war genauso groß wie unsere, die mir zu unhandlich erschienen war. Jetzt wünschte ich, ich hätte sie mitgenommen.
    Mum und Dad wären entschieden gegen diesen Plan gewesen, aber sie waren ja nicht da. Mit einem bitteren Geschmack im Mund beschleunigte ich das Mantaboard und durchquerte den Blasenzaun. Das Meer auf der anderen Seite war kobaltblau und endlos. In der Ferne nahm ich ein schwaches Schimmern wahr. Es war nicht das lumineszierende grünliche Licht unterseeischer Lebewesen, sondern das warme Leuchten, das von der Stirnlampe eines Tauchhelms ausging.
    Ich folgte Shade, bis das Leuchten ganz unvermittelt erlosch wie ein verglimmendes Streichholz. Sofort drehte ich nach rechts ab. Ob er wusste, dass er verfolgt wurde? Ich drosselte das Mantaboard und fuhr im Kreis, als mich plötzlich ein Lichtstrahl blendete. Shade stand breitbeinig auf dem Meeresgrund, seine Stirnlampe strahlte hell und in der Hand hielt er die Riesenharpune. Als er mich erblickte, hob er die Waffe und zielte.
    Ich riss das Mantaboard so heftig herum, dass es sich aufbäumte wie ein bockiges Pferd, aber ich war nicht schnell genug. Der Harpunenpfeil traf das Mantaboard am Boden. Der Aufprall war so stark, dass mir fast die Zähne rausflogen. Ich gab Gas, um wegzukommen. Aber statt loszubrausen, tuckerte das Board nur so dahin. Ich riss an den Handgriffen, versuchte Vollgas zu geben, aber es half nichts: Der Motor erstarb. Ich ließ den Griff los und versuchte, ihn wieder anzuwerfen, was zunächst auch zu klappen schien. Das Mantaboard unter mir erwachte ruckelnd zum Leben, dann rutschte es nach hinten weg.
    Es reagierte nicht, sosehr ich auch an den Griffen drehte. Ich kroch ganz nach vorne und spähte über den Rand. Der Pfeil hatte sich in die Unterseite gebohrt und schwankte im Sog des Wassers. Erst auf den zweiten Blick bemerkte ich die Kette daran.
    Ich drehte mich um, setzte mich auf und sah, wie Shade mit beiden Händen die Kette und seinen Fang einholte. Er sah aus wie eine Leiche, die wieder zum Leben erwacht war: blutleer und mit schwarzen Augen.
    Ich befreite mich von dem Mantaboard und schwamm aufwärts, hielt dabei nur kurz inne, um den Knopf zu drücken, damit die Flossen an meinen Stiefeln aufklappten. Solange Shade die schwere Harpune nicht wegwarf, würde er mich nicht einholen können. Auch ohne die Waffe dürfte ihm das bei seinem Gewicht kaum gelingen. Trotzdem schwamm ich weite r – jetzt nicht mehr nach oben, sondern geradeaus, nur weg von

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