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Das Leuchten

Das Leuchten

Titel: Das Leuchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Falls
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alles selbst gesammelt.« Zoe tanzte mit ausgestreckten Armen um die eigene Achse.
    »Es gehört mir nicht«, antwortete ich auf Gemmas Frage. »Diese Sachen gehören niemandem. Ich bringe sie nur wieder in Ordnung, dann schenke ich sie einem Museum.«
    »Wenn die Mädchen vom Internat das sehen könnte n …« Gemma blieb vor einem Fach stehen, in dem etwa ein Dutzend Kronen lagen. »Darf ich eine anfassen?«
    »Such dir eine aus«, erwiderte ich. Sie nahm eine goldene Krone, die mit Rubinen besetzt war. Spanien um 1400, dachte ich automatisch.
    Zoe hörte auf, im Kreis zu tanzen. »Was ist ein Internat?«
    »Dort bringen Eltern ihre Kinder unter, sobald sie sechs Jahre alt sin d – wenn sie es sich leisten können. Für mich bezahlt der Staat.«
    Zoe riss verblüfft den Mund auf. »Die Leute schicken ihre Kinder weg?« Ich hatte meine Schwester selten so entsetzt gesehen.
    »Sie kommen an Wochenenden und in den Ferien zu Besuch.«
    Gemma hob den Kopf und bemerkte Zoes mitleidigen Blick. »Das machen alle so.« Sie setzte sich die Krone auf den Kopf. »Internate sind gar nicht so übel. Meins hat sogar eine Sporthalle und eine Bücherei.« Sie wandte sich wieder an mich. »Hast du einen Spiegel?«
    Ich berührte den Schalter neben der Tür, der das Licht abdunkelte, und nickte Richtung Fenster. Das Glas wurde immer dunkler, bis sich der Raum darin spiegelte.
    »Überirdisch!« Sie strahlte übers ganze Gesicht. »Erstaunlich, wie das funktioniert.«
    »Das macht der Hauscomputer.«
    »Ich meine nicht das Fenster. Ich meine die Krone.« Sie lächelte ihr Spiegelbild an. »Sie verwandelt dich in jemand Besonderen.«
    Mein Magen krampfte sich zusammen. Weshalb sollte jemand etwas Besonderes sein wollen? Das war doch nur eine höfliche Umschreibung für das Wort Freak.
    »Möchtest du denn nicht bei deiner Familie leben?«, erkundigte sich Zoe neugierig.
    Ich warf ihr einen warnenden Blick zu.
    »Ich habe niemanden außer meinem Bruder«, sagte Gemma. »Und mit dem möchte ich wirklich gerne zusammenleben.« Sie zog einen gefalteten Zettel aus ihrer Gürteltasche. »Siehst du das? Es ist eine Mündigkeitserklärung. Sobald Richard sie unterschrieben hat, bin ich mein eigener Herr. Dann kann mir niemand mehr vorschreiben, was ich machen oder wohin ich gehen soll.«
    »So eine Erklärung brauche ich auch«, scherzte ich.
    Sie fuhr mit dem Finger über die Zeile, in der die Unterschrift stehen sollte. »Deshalb muss ich ihn so schnell wie möglich finden.«
    »Unterschreib doch einfach mit seinem Namen«, schlug Zoe vor. »Das würde niemandem auffallen.«
    »M s Spinner schon.« Gemma steckte die Erklärung wieder in die Tasche. »Sie hat eine Kopie seiner Unterschrift.«
    »Stand er auch unter staatlicher Vormundschaft?«, fragte ich.
    Gemma nickte. »Bis er achtzehn war.« Sie setzte die Krone ab. »Du kannst aus dem Spiegel wieder ein Fenster machen.«
    Ich drehte am Dimmer. Als das Fenster wieder heller wurde, hielt Gemma entsetzt die Luft an. Etwas Großes, Dunkles kam auf uns zugerast. Es stieß krachend gegen das Plexiglas. Das ganze Haus erzitterte und wir wurden zu Boden geschleudert. Ich rappelte mich auf und presste die Nase gegen die Scheibe, um zu sehen, wohin das Ding verschwunden war. Zoe stieß mich in die Seite, weil sie auch hinausschauen wollte.
    »Was war denn das?«, entfuhr es Gemma.
    »Hewitt.« Ich drehte mich um und half ihr beim Aufstehen.
    »Was ist Hewitt?«
    »Unser Nachbar.«
    Als ich aus dem Zimmer stürmte, rief mir Zoe hinterher: »Warum hat er das Haus gerammt? Der spinnt wohl!«
    Was auch immer der Grund gewesen sein mochte, eines stand fest: Es hatte nichts Gutes zu bedeuten.

7

    Gerade als ich über den Boden des Feuchtraums schlitterte, tauchte eine Gestalt im Tauchhelm aus dem Moonpool auf.
    »Was ist los?«, fragte ich, als Hewitt Peavey aus dem Wasser kletterte. Er ließ sich auf den Boden fallen und wollte es mir sagen, noch ehe das Liquigen aus seiner Lunge entwichen war, aber das war keine gute Idee.
    »Hol erst mal Luft«, riet ich ihm und nahm ihm den Helm ab.
    Hewitt war zwölf Jahre alt, aber mit den angstgeweiteten haselnussbraunen Augen wirkte er jünger. Seine Haut, die sonst wie poliertes Kupfer schimmerte, war aschfahl.
    »Outlaws!«, stieß er hervor.
    Ich kam mir vor, als hätte man mir einen Kinnhaken verpasst. »Bei euch zu Hause?«
    »Sie haben meinen Vater zusammengeschlagen.« Tränen traten in Hewitts Augen.
    »Die Outlaws greifen doch nur Versorgungsschiffe

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