Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Leuchten

Das Leuchten

Titel: Das Leuchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Falls
Vom Netzwerk:
sein?«
    Ich wurde rot. »Ich bin kein guter Mensch.« Nicht einmal ansatzweise. Aber sie war schon durch die Tür gegangen und hatte sie hinter sich zugeschlagen.
    »Gibt’s Probleme mit dem Aufzug, Junge?«, rief der Ranger von seinem Schreibtisch aus.
    Ohne zu antworten, trat ich in den Glaszylinder und drückte den Knopf zum Zugangsdeck. Als sich die Türen schlossen, ließ ich mich gegen die Säule in der Mitte des Fahrstuhls fallen und holte tief Luft. Die Kabine sauste am Seil nach unten, heraus aus dem Turm, vorbei am inneren Anlegering. Ich hielt nach Gemma Ausschau und suchte die Fußbrücken ab, konnte sie aber nirgends entdecken.
    »Ich dachte, du wärst tot«, sagte eine dunkle, grollende Stimme, als der Fahrstuhl unter die Wasseroberfläche getaucht war.
    Mein Herz setzte aus.
    Ich drehte mich um und sah Shade an der durchsichtigen Wand des Aufzugs lehnen. Seine dunklen Augen glühten wie bei einem Haifisch. Die Säule hatte den Blick auf ihn verstellt.
    »Ich habe dich ganz allein in der Tiefsee zurückgelassen.« Shades Stimme klang melodiös, hypnotisch. »Ohne Fahrzeug, ohne Waffe.« Er hatte die muskulösen Arme über der nackten Brust verschränkt. »Wie kommt es, dass du noch lebst?«

16

    Der Aufzug war jetzt mitten im Wasser, wodurch die Kabine in ein gespenstisches Licht getaucht wurde. Ich stand wie angewurzelt da und prägte mir jede Einzelheit meines Gegenübers ein. Seine pockennarbige Haut. Die schwarzen Tätowierungen, die sich wie Tentakel über Kopf, Hals und bis hin zu den Schultern zogen. Und seine unscheinbaren dunkelbraunen Augen. Kein Wunder, dass er schwarze Kontaktlinsen trug, wenn er sich als Albino ausgab.
    Ich wich zurück. »Ich weiß nicht, was d u …«
    »Versuch nicht, mich zum Narren zu halten!« Er schlug mit den Knöcheln auf die Nothalt-Taste. Auf halbem Weg kam der Fahrstuhl ruckartig zum Stehen. »Das merke ich sofort.«
    Seine Wut war nur kurz aufgeflammt, aber es genügte, dass ich die Maske fallen ließ. »Was willst du von mir?«
    »Fangen wir mal damit an, was du dem Ranger erzählt hast.«
    »Erzählt? Worüber?« Meine Hand wanderte langsam zum Halfter, in dem mein Messer steckte. Ich zwang mich, ruhig zu bleiben.
    »Du weißt, wie ich wirklich aussehe. Allein dafür müsste er dir auf die Schulter klopfen.« Shade kam einen Schritt auf mich zu. »Wenn man bedenkt, dass Grimes sich ein Jahr lang im Kreis gedreht und einen Albino gesucht hat.« Er senkte den Blick und ich zog sofort die Hand zurück.
    »Ich habe ihm gesagt, dass du dunkelhäutig bist.« Ich richtete mich auf, ließ das Messer aber stecken. »Er hat mir nicht geglaubt.«
    »Tatsächlich?«, fragte Shade gedehnt.
    Ich versuchte so lässig zu wirken wie Eel im Saloon. »Ranger Grimes kann die Siedler nicht ausstehen. Er hält uns für verrückt und dumm, weil wir unter Wasser leben.« Ich hätte schwören können, dass sich die Tätowierungen bewegten, über seine Arme glitten und sich wie Seeschlangen wanden. »Er hat mich aus dem Büro geworfen, weil ich ihm angeblich seine Zeit stehlen würde.« Ich blinzelte. Jetzt waren Shades Tätowierungen alle wieder an Ort und Stelle.
    »Du hast mir immer noch keine Antwort gegeben«, sagte er tadelnd.
    »Tja, ic h …«
    »Jeder andere wäre im offenen Meer rettungslos verloren gewesen. Fischfutter. Du aber nicht. Wieso nicht?«
    »Glück«, sagte ich leichthin.
    Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. »Manche sagen auch Gabe dazu.« Er musterte mich einen Augenblick lang. »Dunkle Gabe.«
    »So etwas gibt es nicht«, entgegnete ich steif. »Das sind alles Märchen.«
    Seine weißen Zähne glänzten im Halbdunkel, als er um die Säule herumkam.
    »Ich muss es schließlich wissen«, fuhr ich fort. »Wenn jemand so eine Begabung hätte, dann ja wohl ich. Ich wurde im Meer geboren.«
    »Das ist aber interessant.« Als ich mich umdrehen wollte, damit ich ihn nicht aus den Augen verlor, packte mich Shade von hinten im Genick. »Ich hatte eigentlich vor, dir hier und jetzt den Hals umzudrehen.« Sein Ton war ebenso unerbittlich wie sein Griff. »Um dich zum Schweigen zu bringe n – für immer.«
    Ich spürte, wie mein Herz hämmerte.
    »Aber du bist als Dunkles Leben geboren und aufgewachsen«, fuhr er fort. »Und das heißt etwas.« Seine Finger krallten sich in mein Fleisch. »Lass dir von niemandem einreden, dass du anders bist. Besonders nicht von einem Handlanger der Regierung.« Er ließ mich los und schlug wieder auf den Nothalt-Knopf.
    Der Lift

Weitere Kostenlose Bücher