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Das Leuchten

Das Leuchten

Titel: Das Leuchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Falls
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machte mir Mut. Wer hätte gedacht, dass unser heimlicher Ausflug in den Saloon das Beste war, was ich für die Unterseeischen Gebiete tun konnte? Mum und Dad würden da allerdings anderer Meinung sein.
    »Der Ranger wird wissen wollen, wer ich bin«, protestierte Gemma. »Was soll ich dann sagen?«
    »Dir wird schon was einfallen.« Nachdem ich gesehen hatte, wozu sie in der Lage war, zweifelte ich keine Sekunde daran.
    Mit finsterem Blick machte sie sich auf den Weg nach oben. Ich drehte mich um und sah, wie Shade aufstand. Er wirkte gelangweilt und dennoch hoch konzentriert. Mit einer raschen Bewegung zog er seine Haifischlederweste aus und warf sie einem anderen Mann zu, nicht dem mit den eisblauen Augen, sondern einem Kerl mit breitem Grinsen, der sein dunkles Haar mit einem Bandana-Tuch zurückgebunden hatt e – wohl auch ein Mitglied der Seablite-Gang.
    Shade schlenderte unter dem Steg hervor, um Gemma zu beobachten, die Stufe für Stufe nach oben stieg. In meinem Kopf schrillten die Alarmglocken und ich begann zu zittern.
    Ich setzte mich in Bewegung. Diese Gelegenheit durfte ich mir auf gar keinen Fall entgehen lassen. Shade war misstrauisch, deshalb musste ich ihn ablenken, bis der Ranger hier war, und zwar, wie ich hoffte, mit Verstärkung.
    Shade sah mich kommen, die beiden Typen an seiner Seite bemerkten mich ebenfalls. Ich versuchte mein Zittern zu unterdrücken und ging weiter. Ich fragte mich fieberhaft, wie ich ihn ansprechen sollte. Als ich noch drei Meter von ihnen entfernt war, zog ich das Foto von Gemmas Bruder aus der Tasche. Jetzt wusste ich wie, trotzdem blieb ich kurz stehen, um ihn mir besser ansehen zu können. Aus der Nähe betrachtet war seine Haut nicht so dunkel, wie ich gedacht hatte. Die nackte Brust war mit Tattoos bedeckt. Wie die Tentakel eines Tintenfischs zogen sie sich von den muskulösen Armen über den Hals hinauf zum Schädel. Kein Wunder, dass er sein Gesicht mit Zinksalbe einrieb.
    Plötzlich rempelte mich ein Betrunkener an und das Foto segelte zu Boden. Ich bückte mich, um es wieder aufzuheben, und griff in eine Mischung aus Spucke, Alkohol und Dreck, den Hunderte Paar Schuhe hereingetragen hatten. Als ich das Foto berührte, trat mir jemand mit dem Stiefel auf die Hand. In meinen Fingern pochte der Schmerz. Einen Moment später hob sich der Stiefel wieder. Zum Glück steckte das Foto in einer Schutzhülle. Ich wischte es an meinem Overall ab, stand auf und erwartete schon, Shade Auge in Auge gegenüberzustehe n …
    Aber er war nicht da.
    Stattdessen legte sein Kumpan mit dem Bandana-Tuch gerade die Füße mit den Stiefeln auf den Tisch. Er grinste mich an, zwischen seinen perlweißen Zähnen blitzten zwei Goldzähne. Der andere Gangster mit den eisigen Augen lümmelte jetzt in dem Stuhl, auf dem Shade zuvor gesessen hatte. Meine Haut fing an zu kribbeln.
    Ich drehte mich um und ließ meinen Blick über die grölende Gesellschaft schweifen. Shade konnte in der kurzen Zeit unmöglich quer durch den Saloon bis zur Treppe gelaufen sein. Ich bahnte mir einen Weg zu den Spieltischen an der Wand. Er hätte sich unter die Spieler mischen können, doch ich konnte unter ihnen keinen dunkelhäutigen, glatzköpfigen Mann entdecken. Und Shade wirkte auf mich auch nicht wie einer, der sich unter einem Tisch verkroch. Aber es gab sonst keine anderen Verstecke. Die Außenwand bestand aus einer großen Glasfassade, die den Blick auf das im Dämmerlicht liegende Meer freigab. Der Bienenstock begann erst auf der Höhe des untersten Stegs, also konnte Shade sich nicht in einer der Kojen verkrochen haben, ohne zuvor die Teppe hinaufgestiegen zu sein.
    »Suchst du jemanden?«, fragte der dunkelhaarige Gesetzlose. Er legte das sorglose Gehabe eines Ozeanvagabunden an den Tag.
    »Ja.« Ich trat näher an ihn heran. Die beiden mochten zu Shades Bande gehören, aber sie waren keine entflohenen Sträflinge, die vor fünf Jahren noch im Gefängnis gesessen hatten. Dazu waren sie viel zu jung. Sie schienen kaum alt genug, um in den Saloon zu dürfen.
    Ich hielt dem Blauäugigen das Foto hin. »Du kennst ihn, nicht wahr?«, fragte ich zuversichtlicher, als ich mich fühlte. »Ich habe es vorhin deinem Gesicht abgelesen.«
    Er verzog keine Miene, sondern starrte mich nur weiter aus seinen kalten Augen an.
    »Lass gut sein, Pretty«, mischte sich sein Kumpan ein. »Du machst dem Kleinen Angst.«
    »Ich hab Nein gesagt.« Der Blauäugige sprach leise und mit einem gefährlichen

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