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Das Leuchten

Das Leuchten

Titel: Das Leuchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Falls
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von Gemma sprach. Natürlich hatte sie ihm eine Lügengeschichte aufgetischt.
    »Er ist zum ersten Mal da«, sagte ich. »Ich wollte ihm bloß zeige n …«
    » … wie man einem Staatsbeamten die Zeit stiehlt?« Grimes schnaubte höhnisch. »Wer aus dem Saloon will, muss über die Eisentreppe. Also, wohin ist dein Gangster verschwunden?«
    »Ich habe es Ihnen schon einmal gesagt: Ich weiß es nicht.« Ich biss die Zähne zusammen. Noch ein Erwachsener, der mich wie ein kleines Kind behandelte.
    »Außerdem ist der Mann ein Albino«, fuhr Grimes in einem belehrenden Ton fort. »Alle, die er überfallen hat, bestätigen dies.«
    »Wahrscheinlich reibt er sein Gesicht mit Zinksalbe ein«, sagte ich. »Auf diese Weise kann er sich im Saloon einen Drink genehmigen, ohne dass ihn jemand erkennt.«
    »Aber du hast ihn doch erkannt. Jedenfalls behauptest du das.«
    »An seiner Gesichtsform.«
    Ranger Grimes runzelte die Stirn.
    »Manchmal«, erklärte ich ihm zögernd, »sehe ich die Dinge um mich herum nicht in Farbe.«
    »Du bist farbenblin d – aber nur manchmal?«
    »Ja. Deshalb konzentriere ich mich auf die Umrisse der Gegenstände.« Ich warf Gemma einen verstohlenen Blick zu, aber sie beachtete mich nicht. Sie war viel zu sehr damit beschäftigt, die Glaswand abzutasten, als wollte sie sich vergewissern, dass sie nicht hindurchkrachen und auf das Oberdeck mehrere Stockwerke tiefer fallen konnte. »Hören Sie, ich bin sicher, dass es Shade ist«, beschwor ich Grimes. »Wollen Sie nicht wenigstens nach unten gehen und nachsehen?«
    »Leute wie du treiben mich in den Wahnsinn.«
    Gemmas Hand hielt mitten in der Bewegung inne. »Welche Leute?«, fragte sie schroff.
    »Ich meine nicht dich, sondern das Dunkle Leben.« Grimes zeigte auf mich. »Sie haben alle einen Schaden vom Sauerstoffmangel. Besonders die Kinder.«
    »Sie mögen es nicht, wenn man Dunkles Leben zu ihnen sagt.« Gemma schob trotzig das Kinn vor.
    »Wie lange bist du schon hier zu Besuch? Einen Tag? Wenn du länger bleibst, wirst du es selbst merken: Das Leben im Dunkeln macht sie verrückt. Es lässt sie Dinge sehen, die es nicht gibt.«
    »Ty lebt nicht im Dunkeln.«
    »Er lebt ganz sicher nicht im Sonnenlicht.« Ranger Grimes wandte sich an mich. »Was war die längste Zeit, die du oben verbracht hast, Junge? Ein Tag? Wahrscheinlich nicht mal das. Eine Versorgungsfahrt dauert maximal sechs Stunden.«
    »Ich habe vier Monate oben gelebt.«
    Der Ranger schlenderte zu Gemma hinüber. »Das kommt vom Wasserdruck, weißt du.« Zur Veranschaulichung legte er die Hand auf ihren Kopf. »Er drückt ständig auf ihr Gehirn. Macht es zu Brei.«
    Gemma duckte sich unter seiner Handfläche weg. »Sie leben doch auch hier unten.«
    »Tja, ich denke, wir gehen dann besser mal wieder, Ranger Grimes.« Ich bedeutete Gemma, mir zum Aufzug zu folgen.
    »Ich lebe dort«, verbesserte der Ranger sie und zeigte nach oben zu der Ebene, auf der seine Wohnung lag. »Und ich schwimme auch nicht auf dem Meeresgrund herum. Wenn Gott gewollt hätte, dass wir unter Wasser leben, hätten wir Kiemen wie Fische.«
    Mit finsterem Gesicht folgte mir Gemma zum Lift.
    »Ich hole das Boot«, sagte ich und drückte den Rufknopf am Aufzug, »und du holst deine Sachen.« Sie erwiderte nichts, sondern warf dem Ranger nur einen verächtlichen Blick zu. »Du weißt, wie du zu den Schränken kommst?« Ich öffnete die Tür zum Treppenhaus, die sich gleich neben dem Aufzug befand. »Sie sind auf dem Oberdeck. Du musst die Treppen hinuntergehe n …«
    »Keine Sorge, ich weiß, wo sie sind.«
    Ich ließ die Tür wieder zufallen. »Stimmt etwas nicht?«
    »Warum lässt du es zu, dass er so mit dir redet?«, fragte sie.
    Ich wandte rasch den Kopf, um mich zu vergewissern, dass Grimes nicht zuhörte, aber er hatte sich bereits wieder hinter seinen Schreibtisch gesetzt und eine Pillendose aufgemacht. »Er ist einfach nur sauer, weil er hierherversetzt wurde.«
    »Das bedeutet noch lange nicht, dass er dich wie ein Stück Dreck behandeln darf. Warum lässt du dir das gefallen?«
    »Weil er ein Ranger ist.« Ich wünschte, sie würde leiser sprechen. »Was hätte ich denn sagen sollen?«
    »Du hättest ihm sagen können, dass er sein freches Maul halten soll.«
    »Na toll. Dann würde er denken, dass wir Siedler nicht nur verrückt, sondern auch noch ungehobelt sind.« Mit einem Pling! hielt der Aufzug an.
    Sie zog die Tür zum Treppenhaus auf. »Findest du es nicht ätzend, immer ein guter Mensch zu

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